17.02.2005, 14:42 Uhr

Stimmen zum Inkrafttreten des Kyoto-Protokolls

Münster - Mit zahlreichen Festakten ist am gestrigen Mittwoch weltweit das Inkrafttreten des Kyoto-Protokolls gefeiert worden. Politiker und Umweltschützer aus aller Welt begrüßten das Infkrafttreten, äußerten gleichzeitig aber auch Kritik. Diese richtete sich insbesondere gegen die aus dem Kyoto-Protokoll ausgestiegenen US-Amerikaner sowie die Tatsache, dass in vielen Unterzeichnerstaaten noch nicht klar ist, wie die Kyoto-Ziele erreicht werden sollen. Der brititsche Premierminister Blair zeigte sich entschlossen, die USA wieder zur Rückkehr an den Verhandlungstisch zu bewegen.
In einer Video-Erklärung anlässlich eines von der japanischen Regierung veranstalteten Festaktes in Kyoto betonte EU-Kommissionspräsident Manuel Barroso, dass das Kyoto-Protokoll nur ein entscheidender erster Schritt sei. „Das heutige Inkrafttreten des Protokolls ist ein deutliches Signal an die Wirtschaft, dass wir neue klimafreundliche Technologien brauchen”, so Barroso. Umweltkommissar Stavros Dimas fügte hinzu, dass es erdrückende wissenschaftliche Beweise gebe, dass die Kyoto-Maßnahmen nicht ausreichend seien und die EU noch härter arbeiten und weltweit einschneidende Emissionsminderungen anstreben müsse. „Kyoto ist nur ein erster Schritt – die EU ist bereit zu Diskussionen über weiter reichende Maßnahmen für den Zeitraum nach 2012, und wir fordern die internationale Gemeinschaft dringend auf, diese Diskussionen so bald wie möglich aufzunehmen”, so Dimas.
Bundesumweltminister Trittin bezeichnete das Inkrafttreten des Kyoto-Protokolls als ein „ wahrhaft historisches Ereignis“. Auch Trittin wertete das Kyoto-Protokoll nur als dringend notwendigen ersten Schritt auf einem langen Marsch zur Klimastabilisierung. Dennoch gebe es erstmals einen völkerrechtlich verbindlichen Deckel auf den Ausstoß von Treibhausgasen. Trittin betonte, dass bei aller Freude über das In-Kraft-Treten jedoch kaum Zeit zum Feiern bleibt. „Der Klimawandel findet statt, er verursacht weltweit erhebliche Kosten, und er schreitet schneller voran, als selbst Klimaforscher es erwartet haben“, so Trittin.
Österreichis Umweltminister Josef Pröll kündigte ein "Vier-Punkte-Programm" zur Erreichung der vorgeschrieben Ziele an. Zu dem Maßnahmenkatalog gehörten eine verpflichtende Beimischung von Biodiesel in Dieselkraftstoffe- und öle, eine Kopplung der Wohnbauförderung an ökologische Baumaßnahmen, die Regelung des Emissionshandels sowie Förderungen für Öko-Investitionen im Ausland.
Der Leiter der Umweltbehörde der Vereinten Nationen, Klaus Töpfer, forderte, die weltweiten Emissionen über die Kyoto-Zielsetzung hinaus weiter zu verringern: "Wir müssen eine Reduzierung von 50 bis 60 Prozent bekommen." Für weitere Erfolge im Kampf gegen den Klimawandel sei es aber unumgänglich, dass sich auch die USA daran beteiligten, nicht nur wegen des großen Anteils der USA an den Emissionen, sondern auch mit Blick auf ihren hohen Beitrag zur Entwicklung neuer Technologien im Energie sparen." Er sehe aber viel Bewegung in den Vereinigten Staaten. Die USA würden sich in Zukunft auch aus ökonomischen Gründen in die Front derjenigen Staaten einreihen, die eine weniger kohlenstoffhaltige Energieversorgung ermöglichen, so Töpfer.
Um den Handel mit Emissionsgutscheinen auf lange Sicht zu sichern, fordert auch die Weltbank eine Weiterentwicklung des Kyoto-Protokolls. Angesichts einer durchschnittlichen Umsetzungszeit umweltfreundlicher Projekte in Entwicklungsländern von fünf Jahren bleibe, da das Kyoto-Protokoll nach jetzigem Stand 2012 auslaufe, nur noch wenig Zeit, um Projekte zu starten, für die noch Emissionskredite geltend gemacht werden können, so die Weltbank.

- Alle Meldungen zum Klimaschutz und Emissionshandel weiter...
- Infos zum Kyoto-Protokoll weiter...
- Branchenkontakte Regenerative Energiewirtschaft weiter...
Stellenangebot: UKA Umweltgerechte Kraftanlagen GmbH & Co. KG sucht Genehmigungsplaner (m/w/d) für Erneuerbare Energien
Weitere Infos und Firmen auf Windbranche.de



Quelle: iwr/17.02.05/