Stromleitung SuedOstLink genehmigt: Bundesweiter Netzausbau gewinnt nach Bayerns Erdkabel-Verzögerungen und Milliarden-Mehrkosten an Dynamik

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Berlin - Nach jahrelangen Verzögerungen durch den milliardenschweren Umstieg auf Erdkabel nimmt der Ausbau der Stromautobahnen seit 2022 spürbar Fahrt auf. Nach der Stromleitung A-Nord ist nun auch der SuedOstLink als zweite große Gleichstromverbindung endgültig genehmigt. Weitere Projekte sind bereits in Planung.
Der Ausbau der Stromnetze in Deutschland hinkt den ursprünglichen Planungen deutlich hinterher. Ein Gesetz der damaligen Bundesregierung (CDU/CSU und SPD, GroKo) aus dem Jahr 2015 führte dazu, dass die für die Energiewende so wichtigen Stromleitungen nicht wie geplant rechtzeitig zum Atomausstieg 2022 fertiggestellt werden konnten. Doch jetzt kommt neue Dynamik in den Ausbau.
Stromleitung mit 2 GW Leistung: SuedOstLink von Wolmirstedt bei Magdeburg bis nach Niederaibach in Bayern
Der SuedOstLink ist eine der zentralen Stromautobahnen Deutschlands. Die Leitung wird künftig auf rund 543 Kilometern Hochspannungs-Gleichstrom von Nordostdeutschland nach Bayern transportieren. Sie beginnt in Wolmirstedt (Sachsen-Anhalt) und endet im Umspannwerk „Isar“ in Niederaibach (Bayern). Die Inbetriebnahme der Leitung ist für 2027 geplant.
„Mit dem SuedOstLink haben wir nach A-Nord nun eine zweite wichtige Höchstspannungsleitung vollständig genehmigt. Dies ist ein weiterer wichtiger Schritt für die Verstärkung der Netze. Nun kann auch im letzten Abschnitt der Bau beginnen“, sagt Klaus Müller, Präsident der Bundesnetzagentur.
Für den Abschnitt D1 steht nun der Trassenverlauf der Gleichstromleitung als Erdkabel zwischen Pfreimd und Nittenau in Bayern auf 55 Kilometern Länge fest. Damit sind alle Abschnitte des SuedOstLinks genehmigt, so die Bundesnetzagentur.
Seit Anfang 2024 hat die Bundesnetzagentur bereits mehrere Anträge auf vorzeitigen Baubeginn genehmigt, wodurch die Tennet TSO GmbH mit ersten Bauarbeiten starten konnte. Teilweise wurden bereits Straßen unterquert, damit die Leitungen durch Rohre unterirdisch verlegt werden können. Mit dem aktuellen Beschluss sind alle Abschnitte des SuedOstLinks zugelassen. In den vorher genehmigten Abschnitten hat der Bau bereits begonnen.
Planung, Bau und Betrieb des SuedOstLink mit einer Übertragungsleistung von 2 GW (2.000 MW) liegen bei den Übertragungsnetzbetreibern Tennet und 50Hertz.
Stromautobahn A-Nord bereits vollständig genehmigt – Ultranet noch mit Lücken
Im Westen Deutschlands zählt die etwa 300 Kilometer lange Stromleitung A-Nord von Emden bis zum Umspannwerk Osterath bei Düsseldorf zu den wichtigsten Energiewende-Verbindungen. Mit einer Übertragungsleistung von 2.000 MW ist A-Nord eine Hauptschlagader für Windstrom aus Nordwestdeutschland und der Nordsee, der in die Verbrauchszentren am Rhein und Ruhr geleitet wird. Die Inbetriebnahme ist für 2027 geplant und deckt den Energiebedarf von rund zwei Millionen Menschen.
Das Umspannwerk in Osterath ist ein zentraler Knotenpunkt und einzigartig in Europa. Hier treffen die großen Gleichstromleitungen aus dem Norden (A-Nord mit 2 GW) und dem Süden (Ultranet mit 2 GW) sowie Wechselstromleitungen aus dem Ruhrgebiet auf einem Gelände zusammen.
Die 340 km lange Gleichstromverbindung Ultranet verläuft dann von Osterath in Richtung Süden bis um Umspannwerk nach Philippsburg in Baden-Württemberg. Ultranet wird auf vielen Abschnitten als Hybridsystem realisiert, bei dem Gleichstromseile auf bestehenden 380-kV-Drehstrommasten mitgeführt werden. Am Ende befindet sich in Philippsburg der von TransnetBW fertiggestellte Ultranet-Konverter auf dem ehemaligen AKW-Gelände, der Gleichstrom in Wechselstrom umwandelt und das süddeutsche Netz versorgt.
Der Energieversorger EnBW plant außerdem, den ehemaligen AKW-Standort als Batteriespeicher zu nutzen. Ein Großbatteriespeicher mit 400 MW Leistung und 800 MWh Batteriekapazität soll dort errichtet werden. Die Fertigstellung ist für Ende 2027 vorgesehen.
Stromleitungen: Bayerns Erdkabel-Forderung verzögerte und verteuerte den Bau
Die Planungen für den SuedOstLink begannen bereits Anfang der 2010er Jahre. Die Leitung war im Netzentwicklungsplan 2012 (NEP 2012) als Bundesbedarfsprojekt aufgenommen. Ursprünglich waren klassische 525-kV-HGÜ-Freileitungen mit nur wenigen Erdverkabelungsabschnitten vorgesehen.
Der NEP 2012 sah vor, dass SuedOstLink rechtzeitig vor dem geplanten Atomausstieg 2022 fertiggestellt wird, um die Netzstabilität zu gewährleisten.
Im Jahr 2015 die Kehrtwende: Auf Druck von CSU-Chef Horst Seehofer beschloss die Bundesregierung, Erdkabeln Vorrang vor Freileitungen zu geben – trotz massiv höherer Kosten. Die bereits fortgeschrittenen Planungen mussten vollständig überarbeitet werden. Das trieb die Kosten um Milliarden Euros in die Höhe und warf den Netzausbau um Jahre zurück.
Quelle: IWR Online
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