31.07.2013, 14:51 Uhr

Strompreise sinken im Juli deutlich unter Vorjahresniveau

Münster – Die Strompreise an der Börse bleiben auch im Juli 2013 deutlich unter dem Niveau des Vorjahres. Im Juli 2013 kostete eine Kilowattstunde (kWh) Grundlaststrom am Spotmarkt der EPEX im Mittel 3,64 Cent (Juli 2012: 4,10 Cent/kWh). Damit liegt der aktuelle Juli-Wert um 11,2 Prozent unter dem Preis des Vorjahres. Auch beim Spitzenlaststrom, der nur die Lieferungen in der Zeit zwischen 8:00 Uhr und 20:00 Uhr berücksichtigt, hat der Preis nachgegeben. Im Juli 2013 lag der Börsenpreis im Mittel bei 3,93 Cent je kWh Spitzenlaststrom, was einem Rückgang um 13,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr bedeutet (Juli 2012: 4,52 Cent/kWh).

Im Juni niedrigster Strompreis seit sechs Jahren

Auch auf den gesamten Zeitraum Januar bis Juli 2013 bezogen, sind die Strompreise am Spotmarkt der Börse kräftig gefallen. Im Mittel betrug der Börsenpreis für Grundlaststrom in den ersten sieben Monaten des laufenden Jahres 3,73 Cent/kWh (Jan. bis Jul. 2012: 4,26 Cent/kWh). Das bedeutet, dass sich der Preis im Vergleich zum Vorjahr um 12,4 Prozent reduziert hat. Allerdings hat der Preis im Juli gegenüber dem Vormonat Juni um 30,9 Prozent auf 3,64 Cent/kWh deutlich zugelegt. Im Juni lag der mittlere Preis bei nur noch 2,78 Cent/kWh und damit erstmals seit knapp sechs Jahren wieder unterhalb der 3-Cent-Grenze.

Sinkende Börsenpreise: Stromverbraucher finanzieren niedrige Strompreise für Großabnehmer

Von den sinkenden Börsen-Strompreisen profitieren die Großabnehmern, die ihren Strom auf Grund des steigenden Anteils der erneuerbaren Energien immer günstiger einkaufen können. Diese "Entlastung" der großen Stromabnehmer ist letztendlich nichts anderes als eine wirtschaftliche Subventionierung durch die restlichen Verbraucher. Je niedriger die Einkaufspeise für die Großabnehmer aber sind, um so höher ist der Strompreis für die Haushalts-Verbraucher. Aufgrund des derzeitigen Vermarktungs-Mechanismus nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) steigt die sogenannte EEG-Umlage nämlich, je niedriger die Strom-Einkaufspreise für die Großabnehmer sind.

Diese EEG-Umlage funktioniert wie ein Fonds (EEG-Umlagekonto) mit Einnahmen und Ausgaben. Der wichtigste Ausgabenblock sind dabei die Zahlungen an die Betreiber von regenerativen Anlagen. Auf der Einnahmeseite stehen u.a. die Verkaufserlöse aus der Vermarktung des EEG-Stroms. Die Differenz wird über die EEG-Umlage von den Verbrauchern getragen. Da der EEG-Strom überwiegend als Graustrom über den Spotmarkt der Strombörse vermarktet wird, sinken die Einnahmen aufgrund der gesunkenen Börsenpreise und die EEG-Umlage steigt. Die Höhe der EEG-Umlage beträgt aktuell 5,27 Cent/kWh und könnte nach ersten Berechnungen und Prognosen für das kommende Jahr 2014 auf über 6 Cent ansteigen.

Während Bundeswirtschaftsminister Rösler die von den Verbrauchern finanzierte sogenannte "Entlastung" der Industrie durch immer niedrigere Strompreise beibehalten möchte, will Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) die derzeitige Höhe der EEG-Umlage bis zu einer Reform des EEG nach der Bundestagswahl einfrieren. Neben den Börsenstrompreisen sorgt auch eine wachsende Zahl von Industriebetrieben, die von der Zahlung der EEG-Umlage befreit werden, für eine zusätzliche Belastung für Gewerbetreibende und Haushalts-Stromverbraucher.

Termin- und Spotmarkt an der Strombörse

Am Spotmarkt der Strombörse werden kurzfristige Stromkontingente gehandelt (selbiger Tag oder für den nächsten Tag). Die in diesem Artikel beschriebenen Preise betreffen den sogenannten day-ahead-Handel, wo Stromkontingente für den jeweils folgenden Tag gehandelt werden. Am Terminmarkt werden dagegen längerfristige Stromeinkäufe getätigt. Stromhändler und Großabnehmer können dort schon heute Strom zur Lieferung in den nächsten Jahre einkaufen.


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