Bundeskabinett beschließt Masterplan Ladeinfrastruktur 2030 - Verbände drängen auf umfassende E-Mobilitätsstrategie

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Berlin - Die Bundesregierung hat den Masterplan Ladeinfrastruktur 2030 beschlossen und setzt damit neue Leitplanken für den beschleunigten Ausbau des Ladenetzes. Energiebranche und Kommunalwirtschaft begrüßen den Schritt, mahnen jedoch mehr Tempo, bessere Rahmenbedingungen und stärkere Impulse für den Fahrzeughochlauf an.
Während die Bundesregierung auf 41 Maßnahmen zur Vereinfachung, Beschleunigung und besseren Integration der Ladeinfrastruktur setzt, betonen BDEW und VKU die Bedeutung verlässlicher Investitionssignale. Trotz wachsender Ladeangebote bleibt die Auslastung vieler Standorte niedrig. BDEW und VKU fordern daher eine ganzheitliche Strategie, die neben dem Infrastrukturausbau auch die Marktdurchdringung von Elektrofahrzeugen stärkt.
Bundeskabinett setzt auf beschleunigten Ausbau und Wettbewerb
Mit dem Masterplan Ladeinfrastruktur 2030 legt die Bundesregierung eine ressortübergreifende Gesamtstrategie vor, die den Ausbau des Ladenetzes strukturiert und beschleunigen soll. Insgesamt 41 Maßnahmen adressieren fünf zentrale Handlungsfelder: Nachfrage und Investitionen, Vereinfachung von Prozessen, Stärkung des Wettbewerbs, Netzintegration sowie Nutzerfreundlichkeit und Innovation. Ziel sei ein „flächendeckendes, bedarfsgerechtes und nutzerfreundliches Ladenetz“.
Dazu gehören vereinfachte Genehmigungsverfahren, weniger Berichtspflichten und eine effizientere Nutzung bundeseigener Flächen. Gleichzeitig soll der Wettbewerb durch transparente Preise, standardisierte Bezahlmöglichkeiten und faire Vergaberegeln gestärkt werden.
Die Strategie dient auch industriepolitischen und klimapolitischen Zielen: Sie soll den Automobilstandort Deutschland stärken und die Vereinbarkeit von Mobilität und Klimaschutz sichern. Bereits Anfang Oktober 2025 wurde der Plan im Rahmen des Automobildialogs öffentlich angekündigt, bei dem der Bundeskanzler mit Vertretern der Automobilwirtschaft über Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft beraten hatte.
BDEW: Ladeinfrastruktur steht bereit, Fahrzeugmarkt hinkt hinterher
Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft bewertet den Masterplan grundsätzlich positiv, weist jedoch auf strukturelle Lücken hin. Die Energie- und Ladebranche habe „im Vertrauen auf einen schnellen Hochlauf von E-Fahrzeugen Milliardeninvestitionen getätigt“ und stelle inzwischen über 184.000 öffentliche Ladepunkte mit einer Ladeleistung von mehr als 8,5 Gigawatt bereit. Gleichzeitig sei die Auslastung der Ladesäulen mit durchschnittlich 15 Prozent nach wie vor niedrig.
BDEW-Hauptgeschäftsführerin Kerstin Andreae fordert daher eine umfassende Elektromobilitätsstrategie: „Wir brauchen jetzt eine ganzheitliche Elektromobilitätsstrategie, die neben der Ladeinfrastruktur auch den Hochlauf der E-Fahrzeuge adressiert.“ Sie kritisiert, dass der Masterplan trotz seiner Breite keine systematische Bestandsaufnahme zur Unterstützung des Fahrzeughochlaufs vornimmt.
Für die Bundesregierung sind steuerliche Anreize entscheidend: Auch für private E-Pkw müsse ein attraktiver Rahmen bestehen, etwa durch Berücksichtigung in der Pendlerpauschale. Zudem sollten die bestehenden CO2-Flottengrenzwerte in der EU beibehalten und auf nationaler Ebene durch flankierende Maßnahmen für Fahrzeuge ergänzt werden.
Der BDEW weist außerdem auf die Bedeutung der effizienten Flankierung des Ladesäulenausbaus hin, etwa auf Supermarktparkplätzen und in Wohnquartieren (GEIG). Die Branche zeigt, dass der Markt leistungsfähig ist, wenn er freie Investitionsentscheidungen treffen kann.

VKU: Kommunale Unternehmen fordern Bürokratieabbau und Planungssicherheit
Auch der Verband kommunaler Unternehmen begrüßt den Kabinettsbeschluss, betont aber ebenfalls die Bedeutung verlässlicher Investitionsbedingungen. VKU-Hauptgeschäftsführer Ingbert Liebing hebt hervor: „Stadtwerke und kommunale Unternehmen sind die Pioniere beim Ausbau der Ladeinfrastruktur.“ Viele Anregungen der Kommunalwirtschaft, etwa zur Förderung von Ladepunkten in Mehrparteienhäusern oder zur Vereinfachung von Berichtspflichten, seien nun aufgegriffen worden.
Liebing fordert eine zügige Umsetzung des Masterplans, mit schnelleren Genehmigungen, fairem Flächenzugang und Bürokratieabbau. Stadtwerke brauchen verlässliche Signale, damit Investitionen sich lohnen. Bleibt die Auslastung der Ladesäulen niedrig, droht ein unnötiges Ausbremsen der Verkehrswende. Deshalb fordert er eine ganzheitliche Strategie, die auch den Hochlauf von E-Fahrzeugen stärkt.
Hochlauf der Elektromobilität - abgestimmtes Zusammenspiel erforderlich
Der Masterplan Ladeinfrastruktur 2030 setzt wichtige Impulse für den weiteren Hochlauf der Elektromobilität. BDEW und VKU sehen jedoch nur bei einem abgestimmten Zusammenspiel von Infrastrukturausbau und einem Wachstum des Fahrzeugmarktes einen nachhaltigen Erfolg. Ohne gleichzeitige Stärkung der Nachfrageseite drohen Fehlinvestitionen; ohne flächendeckende Ladeinfrastruktur drohe die Verkehrswende zu stocken.
Quelle: IWR Online
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