06.08.2014, 15:45 Uhr

Studie: Offshore-Windenergie bei Bevölkerung und Touristen akzeptiert

Halle-Wittenberg - Mit Blick auf den Bau von Offshore-Windparks führen Kritiker immer wieder ins Feld, dass insbesondere Küstenbewohner und Touristen die Anlagen und damit den weiteren Ausbau ablehnen. Eine aktuelle Akzeptanz-Studie zur Windenergienutzung kommt zu anderen Ergebnissen.

Nach den Ergebnissen der Wissenschaftler zeigen Anwohner der Küsten von Nord- und Ostsee sowie Touristen, die diese Gegenden bereisen, überwiegend positive Einstellungen gegenüber der Offshore-Windenergie vor deutschen Küsten.

Interviews belegen Akzeptanz der Offshore-Windenergie

Die Untersuchung wurde von der Arbeitsgruppe Gesundheits- und Umweltpsychologie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) von 2009 bis 2013 durchgeführt und nun abschließend ausgewertet. Im Rahmen der Studie wurden dreimal Interviews mit Anwohnern, Touristen und Experten in vier Modellregionen an der Nord- und Ostsee durchgeführt.

Bei der Befragung kristallisierten sich einige zentrale Zusammenhänge heraus. So stieg zum Beispiel die Akzeptanz der Windparks mit der Entfernung der Anlagen vom Ufer und einer frühzeitigen Beteiligung der Bürger am Planungsprozess. Daher lauten empfehlen die Forscher auch, die Bevölkerung frühzeitig einzubeziehen sowie die Grenzen und Möglichkeiten der öffentlichen Beteiligung offenzulegen. Das vermeide Misstrauen oder Vertrauensverlust seitens der Bürger. Einer besonderen Beachtung bedürfe außerdem die Sicherheit der Schifffahrt rund um die Anlagen. Die in den ersten Befragungen angedeutete Sorge, die Offshore-Projekte könnten schlecht für den Tourismus sein, ging in den folgenden Interviews zurück. Vielmehr wurde die Hoffnung geäußert, dass durch den Bau der Offshore-Windparks neue Jobs in der Region entstehen.

Studie Bestandteil der Forschungsinitiative „Research at alpha ventus“

Die Studie beschreibt erstmalig für Deutschland die Entwicklung der Akzeptanz von Offshore-Windparks über einen längeren Zeitraum und gilt auch international als eine der ersten Untersuchungen dieser Art. Während der ersten Befragung befanden sich in je zwei Regionen Offshore-Projekte im Bau oder in Planung. In den beiden anderen Regionen waren langfristig keine Offshore-Windparks geplant, so dass diese als Vergleichsregionen herangezogen werden konnten. In der Nordseeregion wurden die ostfriesischen Inseln Borkum und Norderney ausgewählt, vor deren Küste die Windparks „Riffgat“ und „Alpha Ventus“ im Jahr 2010 bzw. 2001 genehmigt wurden. Als Vergleichsregion diente die nordfriesische Insel Föhr. In der Ostsee wurde die Halbinsel Fischland-Darß-Zingst ausgewählt, vor deren Küste „Baltic 1“ gebaut wurde und „Baltic 2“ in Planung war. Die Halbinsel Usedom diente als Vergleichsregion.

Die Untersuchungen wurden mit Mitteln des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) gefördert. Das Projekt ist zudem Bestandteil der Forschungsinitiative „Research at alpha ventus“ (RAVE), die auch vom BMWi gefördert wird und vom Fraunhofer-Institut für Windenergie und Energiesystemtechnik koordiniert wird.

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