05.06.2014, 15:47 Uhr

Studie: Windpark-Geräusche stören weniger als Fahrzeug-Lärm

Osnabrück – Wie laut sind Windparks und wie sehr fühlen sich die Anwohner belästigt? Obwohl dieses Streitthema die Entwicklung der modernen Windenergie-Nutzung von Beginn an begleitet hat, liegen bislang nur wenige gesicherte und wissenschaftliche Erkenntnisse dazu vor. Das soll sich nun ändern.

Gefördert von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) haben Umweltpsychologen der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg zusammen mit dem Deutschen Windenergie-Institut (DEWI) die Wirkungen eines Windparks im niedersächsischen Wilstedt über den Zeitraum eines Jahres aus stresspsychologischer und akustischer Sicht analysiert. Ein Ergebnis: Verglichen mit den Geräuschen von - insbesondere landwirtschaftlichen - Fahrzeugen werden Schallemissionen eines Windparks als weniger lästig empfunden.

Schötz: Energiewende nicht „über die Köpfe der Menschen“ hinweg

Zusammen mit dem Praxispartner wpd windmanager und dem Windenergieanlagen(WEA)-Hersteller Enercon wurde in einem nach Angaben der DBU bisher einzigartigen Experiment auch der Einfluss des Betriebsmodus der Anlagen auf die Geräuschwahrnehmung untersucht. „Eine der großen Herausforderungen, die es im Zusammenhang mit der Energiewende zu meistern gilt, ist, die Akzeptanz von Energieinfrastrukturen wie zum Beispiel von WEA sicher zu stellen“, erklärt Dirk Schötz, Referent bei der DBU. Das gesellschaftliche Großprojekt könne nicht gelingen, wenn „über die Köpfe der Menschen“ hinweg entschieden und ihre Sorgen und Anliegen nicht ernst genommen würden, ist Schötz überzeugt: „Beispiel Geräuschentwicklung: Wie beeinträchtigend werden sie von Anwohnern empfunden? Welche technischen Interventionsmaßnahmen gibt es? Können diese zur Verminderung der WEA-Geräusche beitragen?“ Diese Fragen erforderten wissenschaftlich fundierte Antworten und technische Lösungen.

Hübner: Windpark hält Grenzwerte für die Schallstärke ein

Wie Professor Dr. Gundula Hübner von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg erklärt, sind zur Geräuschentwicklung des Wilstedter Windparks mehr als 200 Anwohner befragt worden. Parallel habe das DEWI Geräuschmessungen durchgeführt. Der Betreiber wpd hat Betriebsdaten der Anlagen beigesteuert. Bereits diese Untersuchungen hätten klar gezeigt: „Der Windpark hält die festgeschriebenen Grenzwerte für die Schallstärke sicher ein. Insgesamt bewerten die befragten Bürger ihn eher positiv.“ Mehrheitlich ginge von dem Windpark keine Belästigung aus, lediglich eine Minderheit von zehn Prozent der Befragten erlebe eine ziemlich starke Geräuschbelästigung.

Geräuschmindernder Betriebsmodus bei Enercon-Anlagen im Test

„Im Vergleich werden die Geräusche des Windparks sogar als weniger lästig empfunden als die von – insbesondere landwirtschaftlichen – Fahrzeugen“, so die Umweltpsychologin weiter. Zudem würden sie auch nicht als stetige Belästigung erlebt, sondern vielmehr dann, wenn sie gehäuft unter bestimmten Bedingungen auftreten, etwa in der Nacht oder bei einer bestimmten Windrichtung. Abgesehen von diesen ersten Studienergebnissen sei in den vergangenen Monaten in Wilstedt ein geräuschmindernder Betriebsmodus des WEA-Herstellers Enercon modellhaft getestet worden. „Anschließend wurden die Anwohner in Sachen Geräuschbelästigung erneut befragt“, sagt Hübner. Die Gesamtergebnisse der DBU-geförderten Studie sollen im Rahmen eines Workshops Ende Juni 2014 vorgestellt werden.

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