07.06.2024, 19:23 Uhr

Studie zu Netzentgelten: VSB und TU Dresden fordern grundlegende Reform und Vereinfachung der Kosten-Umlagesystematik


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Dresden - Der Ausbau der erneuerbaren Energien in Deutschland führt zu umfassenden Investitionen in den Ausbau der Stromnetze, auch auf der Verteilnetzebene. Allerdings werden auf Grund der ungleichen Verteilung geeigneter Flächen ausgerechnet die Verbraucher in EE-starken Regionen von diesen Netzkosten ungleich höher belastet als Kunden in Regionen mit niedrigeren EE-Kapazitäten. Mit der Studie wollen die Initiatoren den aktuellen Diskurs unterstützen.

In einer von der VSB Gruppe und der TU Dresden veröffentlichten Studie wird der vorgeschlagene bundesweite Wälzungsmechanismus der Bundesnetzagentur (BNetzA) quantitativ analysiert. Im Ergebnis greife die BNetzA-Wälzung zu kurz und sei zu aufwendig, so ein Ergebnis der Studie. Die VSB Gruppe schlägt stattdessen eine radikale Vereinfachung und einheitliche Netzentgelte vor.

Kritik an Bundesnetzagentur: vorgeschlagener Wälzungsmechanismus zu aufwendig

Um die unterschiedliche Kostenbelastung beim Netzausbau abzumildern, will die Bundesnetzagentur das Problem mit einem bundesweiten Wälzungsmechanismus mit Hilfe einer bundesweit einheitlichen Umlage lösen. Das Eckpunktepapier hierzu wurde im Dezember 2023 vorgestellt. In der Studie der TU-Dresden sind jetzt erstmals die langfristigen Auswirkungen der geplanten Reform abgeschätzt worden. Im Ergebnis zeigt sich, dass im Jahr 2030 etwa 40 Prozent und im Jahr 2040 mit ca. 60 Prozent mehr als die Hälfte aller bei den Verteilnetzbetreibern anfallenden Kosten über die bundesweite Wälzung umgelegt werden könnten bzw. müssen.

Von dieser Umverteilung würden überwiegend Kunden im ländlichen Raum profitieren, während Verbraucher insbesondere in großen Städten und kleineren Netzgebieten künftig deutlich stärkere Belastungen hinnehmen müssten.

Netzentgeltsystematik wird erheblich verändert – radikale Vereinfachung gefordert

Der Vorschlag der BNetzA erreicht zwar das Ziel einer gleichmäßigeren regionalen Verteilung der Kosten für die Integration von Erneuerbaren Energien, verändert mit der Kostenwälzung über einen bundesweit einheitlichen Aufschlag auf den Arbeitspreis die bisherige Netzentgeltsystematik jedoch erheblich, so die Kritik der VSB-Gruppe.

„Mit der Studie liefern wir einen fundierten Beitrag für die aktuelle politische Kostendiskussion beim Verteilnetzausbau. Wir sprechen uns deshalb mit Nachdruck für eine radikale Vereinfachung des Systems aus, um die Verteilungsproblematik zu lösen und die Herausforderungen der Energiewende zu bewältigen. Bundesweit einheitliche Verteilnetzentgelte – quasi das `Deutschland-Ticket` für den Netzanschluss – sind aus unserer Sicht das Mittel der Wahl“, so Thomas Winkler, Geschäftsführer der VSB Deutschland.

Für Dr. Felix Grolman, CEO der VSB Gruppe braucht es „eine hohe Akzeptanz, vor allem in den Regionen, die beim Ausbau Erneuerbarer Energien vorangehen." Dafür müssten konkrete Entlastungen ohne komplizierte Verfahren aufgesetzt werden, so Grolmann.

TU Dresden analysiert die quantitativen Effekte des Wälzungsvorschlags der Bundesnetzagentur

Die TU Dresden hat am Lehrstuhl für Energiewirtschaft unter der Leitung von Prof. Dr. Dominik Möst den Vorschlag der Bundesnetzagentur (BNetzA) aufgegriffen und eine quantitative Analyse zu den möglichen regionalen Mehrkostenanteilen bei Erreichen der EE-Ausbauziele gemäß §4 EEG in den Jahren 2030 und 2040 vorgenommen. Dies erfolgte auf der Grundlage der von der Bundesnetzagentur veröffentlichten Strukturdaten, sodass im Rahmen der Studie 80 Prozent der Netzgebiete, Kundenanschlüsse und Entnahmemenge abgedeckt werden konnten.

Die Studie zur quantitativen Abschätzung wurde vor dem Hintergrund durchgeführt, dass die Bundesnetzagentur im Mai 2024 einen Festlegungsentwurf veröffenlticht hat, in dem zwar Anregungen aus den energiewirtschaftlichen Fachkreisen aufgegriffen wurde, die BNetzA aber grundsätzlich am aufwendigen Wälzungsverfahren festhalten will.

„Eine bloße Wälzung der EE-bedingten Netzausbaukosten mit einem aufwendigen Mechanismus greift zu kurz. Vielmehr sollte die aktuelle Diskussion als Anlass für eine grundlegende Reform der Netzentgeltssystematik genutzt werden, welche weitere zukünftige Herausforderung adressiert, u.a. eine adäquate Anreizwirkung zur effizienteren Einbindung von flexiblen Verbrauchern, und insgesamt die Netzentgeltsystematik vereinfacht“, erklärt Prof. Dr, Dominik Möst abschließend.

Quelle: IWR Online

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