Trendwende: In Deutschland sind 2022 knapp 10.000 MW neue Wind- und Solarleistung in Betrieb gegangen
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Münster - Der Ausbau der Wind- und Solarenergie in Deutschland hat im vergangenen Jahr 2022 im Vergleich zum Vorjahr deutlich zugelegt. Zusammen kommen die neu in Betrieb genommenen Wind- und Solarenergieanlagen in Deutschland auf eine Leistung von fast 10.000 Megawatt (MW). Das geht aus einer ersten Auswertung von vorläufigen Daten (Marktstammdatenregister) der Bundesnetzagentur (BNetzA) durch das Internationale Wirtschaftsforum Regenerative Energien (IWR) hervor.
Beim Zubau von neuen Wind- und Solaranlagen in Deutschland zeichnet sich eine Trendwende immer deutlicher ab. Nachdem zwischenzeitlichen Zubautief im Jahr 2020 kann vor allem die Windenergie 2022 mit einer Zubauleistung von über 2.700 MW kräftig zulegen. Bei der Solarenergie konnte erstmals seit 2012 wieder die Marke von 7.000 MW Zubau überschritten werden. Mit der neuen EE-Zubauleistung von rd. 10.000 MW steigt die Stromerzeugung um zusätzliche rd. 12 Mrd. kWh p.a.
Windenergie-Bruttozubau 2022 über 40 Prozent höher als im Vorjahr
Im Jahr 2022 sind nach der IWR-Auswertung insgesamt 591 Windenergieanlagen (2021: 496 Anlagen) mit einer Bruttoleistung von 2.741 MW neu in Betrieb gegangen (Datenstand: 12.01.2023). Damit steigt die Zubauleistung um rund 42 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (2021: 1.926 MW). Insgesamt entfällt mit 553 Windturbinen und einer Bruttoleistung von 2.399 MW der Großteil des Anlagenzubaus auf Onshore-Standorte, die übrigen 38 Turbinen mit einer Leistung von 342 MW wurden auf See (offshore) errichtet.
Unter Berücksichtigung der Stilllegung und des Abbaus von 250 Altanlagen mit einer Leistung von etwa 266 MW im Jahr 2022 bleibt noch ein Nettozubau von 341 Windkraftanlagen mit einer Leistung von 2.475 MW (Netto 2021: 211 Turbinen, 1.630 MW).
Bundesländerranging Wind an Land: Schleswig-Holstein vor Niedersachsen, Brandenburg und NRW
Mit einem Brutto-Zubau von 134 Windkraftanlagen und einer Leistung von rd. 546 MW rangiert Schleswig-Holstein 2022 auf Platz 1 im Bundesländer-Ranking. Dahinter folgt Niedersachsen mit rd. 459 MW (101 Anlagen) auf Platz 2. Auf dem dritten Rang liegt Brandenburg (rd. 425 MW, 91 Anlagen), knapp vor Nordrhein-Westfalen mit (rd. 424 MW, 99 Anlagen). Auf Platz 5 und 6 liegen mit großem Abstand Thüringen (rd. 105 MW, 23 Anlagen) und Sachsen-Anhalt (rd. 104 MW, 25 Anlagen).
In etwa gleichauf rangieren Baden-Württemberg (rd. 38 MW, 9 Anlagen) und Bayern (rd. 37 MW, 11 Anlagen) auf den Plätzen 11 und 12. Darauf folgt das Saarland als schlechtestes Flächen-Bundesland (rd. 12 MW, 3 Anlagen) auf Platz 13. In den Stadtstaaten Berlin, Bremen und Hamburg wurden 2022 keine neuen Windenergieanlagen errichtet.
Offshore-Windenergie in Deutschland: Ausbau 2022 nimmt wieder Fahrt auf
Der deutsche Offshore-Windenergie-Markt ist 2020 in eine Ausbaulücke gelaufen. Mit den Bauarbeiten an den beiden Offshore-Windprojekten Kaskasi und Arcadis Ost 1 hat der Ausbau jedoch wieder an Fahrt aufgenommen. Nachdem in den ersten sechs Monaten des Jahres 2022 im Marktstammdatenregister der BNetzA noch keine Inbetriebnahmen von neuen Offshore- Windkraftanlagen erfasst wurden, sind seit Juli wieder Inbetriebnahmen zu verzeichnen. Bis zum Ende des Jahres 2022 wurden alle 38 Turbinen des Offshore-Windparks Kaskasi mit einer Leistung von 342 MW in Betrieb genommen. Im Offshore-Windpark Arcadis Ost 1 sind laut Marktstammdatenregister noch keine Inbetriebnahmen zu verzeichnen. Darüber hinaus sind die Errichtungsarbeiten am 476 MW Offshore-Windpark Baltic Eagle angelaufen. Ab dem Frühjahr 2023 sollen die Fundamente zum Installationsort für das Offshore-Windprojekt in der Ostsee transportiert werden.
Photovoltaik-Zubau erreicht mit über 7.000 MW wieder Niveau von 2012 - Jahresausbauziel erreicht
Im Solarsektor wurden nach den vorläufigen Daten des BNetzA-Marktstammdatenregisters von Januar bis Dezember insgesamt PV-Anlagen mit einer Leistung von 7.107 MW neu in Betrieb genommen (Stand: 12.01.2023). Gegenüber dem Vorjahreszeitraum ist das ein Wachstum von rd. 25 Prozent (2021: 5.707 MW). Damit wurde das Ziel der Bundesregierung, das nach dem Ausbaupfad Photovoltaik bis 2035 (EEG 2023) für das Jahr 2022 bei einem Zubau von 7.000 MW liegt, nach den vorliegenden BNetzA-Daten offensichtlich erreicht. Gerade für den PV-Sektor ist davon auszugehen, dass aufgrund der neuen Mehrwertsteuerregel ein Teil der Projekte, die eigentlich noch für 2022 vorgesehen waren, auf das Jahr 2023 verschoben wurde. Ohne die Neuregelung wäre der Zubau 2022 daher vermutlich höher ausgefallen.
Anders als im Windenergiesektor führt Bayern mit einer neuen Leistung von rd. 2.072 MW das Bundesländerranking mit großem Abstand vor Nordrhein-Westfalen mit rd. 892 MW, Brandenburg (rd. 793 MW), Baden-Württemberg (rd. 779 MW) und Niedersachsen (559 MW) an.
Quelle: IWR Online
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