USA: Fallende Ölpreise - droht Fracking der Finanz-Kollaps?
Münster - Das Platzen der auf Kredit finanzierten Immobilienblase in den USA ist vielen noch in Erinnerung, da droht neues Ungemach. Mit den drastisch sinkenden Ölpreisen wird Fracking in den USA unwirtschaftlich. Erste Befürchtungen werden laut, dass die rund 200 Milliarden Dollar an Finanzschulden nicht zurückgezahlt werden können.
Der Fracking-Boom in den USA schien lange Zeit unaufhaltsam. Viele Millionäre beispielsweise in North Dakota haben ihren Reichtum dem Fracking zu verdanken. Doch die Ölscheichs reagieren und lassen die Ölpreise abstürzen, bis sich Fracking nicht mehr lohnt. Wiederholt sich in den USA das Immobilien-Finanzdesaster jetzt beim US-Fracking noch einmal? Die Wall Street und das Londoner Finanzzentrum sind alarmiert.
Fracking-Aktien verlieren - Scheichs setzen Ölpreis unter Druck
Die Aktienkurse von Fracking-Firmen wie Pioneer Natural oder EOG Resources oder Cabot Oil & Gas Corp. sind nach einem rasanten Anstieg auf dem Rückzug und verlieren bisher zwischen 20 und 30 Prozent an Wert. Aber das könnte erst der Anfang sein. Nach einer Einschätzung von Goldman Sachs bricht das Fracking in den USA bei einem Ölpreis von unter 40 Dollar zusammen. Nach den jüngsten Äußerungen des Erdölministers der Vereinigten Arabischen Emirate, Suhail Masrui, wollen die Ölscheichs das Fracking "korrigieren". Und die Ölscheichs sitzen mit Produktionskosten von 5 Dollar je Barrel eindeutig am längeren Hebel.
Droht ein Platzen der faulen Fracking-Kredite?
Die aus dem Platzen der Immobilienblase ausgelöste weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise ist noch in guter Erinnerung. Kommt es nun beim US-Fracking zu einer ähnlichen Kettenreaktion? Geschätzte 200 Milliarden Dollar an Finanzschulden im Zusammenhang mit Fracking-Investitionen wurden mittlerweile angehäuft. Die Sorge geht um, dass mit den sinkenden Ölpreisen die Fracking-Unternehmen ihre Finanzverbindlichkeiten nicht mehr zurückzahlen können.
Unterschied zwischen Fracking-Flaute und Immobilien-Krise: US-Konsum profitiert von fallenden Ölpreisen
Doch Josef Auer, Rohstoffexperte bei der Deutschen Bank, gibt bedingte Entwarnung. Trotz einiger Parallelen seien von der aktuellen Ölpreis- und Fracking-Krise keine derart weitreichenden Schockwellen zu erwarten wie es bei der US-Immobilienkrise im Jahr 2007 der Fall war. Auer erläutert gegenüber IWR Online die Gründe: „Während die Immobilienkrise in den USA auch den Konsum stark beeinträchtigt hatte, ist derzeit aufgrund der sinkenden Energiepreise eher ein positiver Effekt für den wichtigen US-Konsum zu erwarten und teilweise auch bereits spürbar. Die positiven wirtschaftlichen Impulse durch fallende Energiepreise in den USA und weltweit werden die Negativ-Effekte für einzelne Branchen und Regionen überkompensieren können.“
Quelle: IWR Online
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