23.09.2013, 16:48 Uhr

Weltklimabericht: Erderwärmung macht keine Pause

Stockholm/Münster – Ende dieser Woche soll der neue Weltklimabericht vorgestellt werden. Bis dahin laufen in Stockholm Verhandlungen über Aussagen und Formulierungen. Das wissenschaftliche Traktat soll Grundlage für den weiteren politischen Prozess zur Emissionsreduzierung sein. Ausgerechnet jetzt wittern Klimaskeptiker Morgenluft.

Die Erderwärmung hat sich zwischen 1998 und 2012 deutlich verlangsamt. Diese überraschende Neuigkeit geht aus einem Entwurf der Zusammenfassung des Weltklimarates IPCC hervor, der momentan in Schwedens Hauptstadt diskutiert wird. Demnach hat sich das Tempo des Global Warming in diesem Zeitraum im Durchschnitt auf die Hälfte dessen verringert, was seit 1951 gemessen wurde.

Skeptiker sehen in den Daten bereits den Beweis, dass der Klimawandel seit Ende der 90er Jahre bereits vorbei ist – und man mit dem gegenwärtigen „Way of Life“ der Menschheit ruhig weitermachen könne. Das wird so natürlich nicht in dem Papier stehen. Deswegen ist der Kampf um die Deutungshoheit bereits im Gange, industrienahe Lobby-Organisationen wie das Heartland Institute in Chicago haben ihre Artillerie schon in Stellung gebracht und kritisieren den Report noch vor seiner Veröffentlichung. In bestimmten Medien, bei einigen Politikern und in Teilen der Bevölkerung finden sie damit durchaus Gehör.

Lobbyisten schießen quer

Dabei ignorieren die Lobbyisten geflissentlich den wissenschaftlichen Konsens, nachdem die Menschen mit dem verfeuern fossiler Brennstoffe und dem Abholzen der Wälder für die Erderwärmung verantwortlich sind. Die letzte Dekade war die heißeste seit Menschengedenken, die aktuelle könnte noch wärmer werden. Und die Eiskappe des Nordpols schmolz im vergangenen Jahr auf ein Minus-Rekordniveau zusammen.

Diese Entwicklungen werden in der Zusammenfassung des Berichts entsprechend gewürdigt. Es sei „extrem wahrscheinlich“, dass der Mensch für mindestens die Hälfte der seit 1950 zu beobachteten Klimaerwärmung verantwortlich ist, zitiert die Nachrichtenagentur „AP“. In dem Vorgängerreport war nur von „sehr wahrscheinlich“ die Rede. Die Voraussage für den Anstieg des Meeresspiegels bis zum Ende des Jahrhunderts wurde ebenfalls deutlich nach oben korrigiert. Zudem werde die Emission von Treibhausgasen auf dem gegenwärtigen Niveau oder höher „Veränderungen in allen Bereichen des Klimasystems verursachen, einige davon wahrscheinlich beispiellos in Hunderten oder Tausenden von Jahren“.

Erklärung gefunden

Eine Erklärung für das zwischenzeitlich verrringerte Tempo der Erderwärmung liefert der Report auch. Diese sei in natürlichen Zyklen des Klimasystems, Kühleffekten durch vulkanische Eruptionen und einer geringeren Sonnenaktivität begründet. Der IPCC selbst äußerte sich bislang nicht zu diesem Umstand, obwohl Wissenschaftler vermehrt der Meinung sind, dass den Klimaskeptikern nicht das Feld überlassen werden dürfe.

Einige westliche Industriestaaten machen unterdessen Druck, dass der Passus zu der Verlangsamung abgeschwächt werden möge. Sie fürchten, dass etwa die Ölexporteure vor diesem Hintergrund keine Veranlassung zu einem (ambitionierten) UN-Klimaabkommen sehen. Das soll eigentlich bis 2015 verhandelt werden.

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© IWR, 2013