Windenergie: Enercon krempelt Wartungskonzept um
Aurich - Der Windenergieanlagen-Hersteller Enercon aus Aurich stellt ab dem ersten Quartal 2016 sein Wartungskonzept zunächst in Deutschland um. Im weiteren Jahresverlauf soll dieses neue Konzept dann auch weltweit realisiert werden. Zudem erweitert der Windenergie-Riese sein Portfolio um ein spezielles Service-Angebot für Altanlagen.
Die Umstellung soll die Einsätze optimieren und so Kosten sparen. Zudem macht der technische Fortschritt und die Weiterentwicklung der Mess-Systeme auch einige Prüfschritte überflüssig.
Effizienter und kundenorientierter Service durch Umstellung
„Um unseren Kunden einen effizienten und kundenorientierten Service zu gewährleisten, passen wir unsere Wartungsinhalte und –zyklen an“, erklärt Volker Kendziorra, kaufmännischer Leiter im Enercon Service Center. Bislang führte Enercon Wartungen separat durch, was zu einem erheblichen Zeit- und Kostenaufwand führte. Bisher separat durchgeführte Wartungen werden daher künftig zusammengefasst und an gemeinsamen Terminen abgearbeitet. Dadurch ändert Enercon sein grundlegendes Wartungsintervall von viertel- auf halbjährlich. Künftig werden daher im Abstand von sechs Monaten eine kombinierte elektrische und mechanische Wartung (Hauptwartung) sowie die aus dem bestehenden Wartungskonzept übernommene Fettwartung durchgeführt. Für die Hauptwartung werden auch die Service-Teams neu zusammengestellt und die Service-Fahrzeuge mit neuem Messequipment bestückt. Zu den Wartungen, die nur bei bestimmten Windbedingungen durchgeführt werden können gehören z.B. der Test der Fliehkraftschalter (Überdrehzahltest) und des Transmission-Betriebs. Diese Wartungen erfolgen künftig bei der windabhängigen Wartung, welche bei Enercon Bestandteil der Hauptwartung ist. Darüber hinaus wird es Zusatzmodule geben, die alle vier Jahre durchgeführt werden, z.B. die sogenannte WIC-Relais- und Netzschutzprüfung.
Da sich die Sensortechnik in den Windenergieanlagen stetig verbessert, besteht laut Enercon für einige bisherige Prüfpunkte auch gar keine technische Notwendigkeit mehr. Hermann Bohlen, Leiter Enercon Kundenservice, betont: „Da der Wartungsprozess Bestandteil der Typenprüfung ist, ist es selbstverständlich, dass die entscheidenden Zertifizierungspartner die Umstellung, von einem drei- auf ein sechsmonatiges Wartungsintervall, begleiten. Von diesen haben wir eine positive Rückmeldung erhalten.“ Eine Anpassung der bestehenden Service-Verträge sei zudem nicht notwendig, ergänzte Bohlen.
Neuer Service für Altanlagen
Eine neue Variante des Enercon Partnerkonzepts (EPK) soll zudem den Betreibern von Altanlagen einen neuen Service bieten. Fritsch-Nehring erläutert im Interview allgemein zum EPK: „Mit dem EPK erhalten unsere Kunden ein Vollwartungskonzept mit kalkulierbaren Betriebskosten, da sich die jährlichen EPK-Kosten am Energieertrag orientieren.“ Das neue, sogenannte EPK III klammert zwar aufgrund des höheren Ausfallrisikos der Altanlagen bestimmte Service-Punkte aus, soll den Kunden dennoch „ein komfortablere Alternative zum reinen Wartungsvertrag“ bieten. Die Entwurfslebensdauer vieler Windenergieanlagen liegt bei 20 Jahren. Zudem erhalten die Anlagen ab dem 20. Betriebsjahr nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) eine geringere Grundvergütung. Zum Weiterbetrieb muss daher eine Bewertung der Anlagen durchgeführt werden, welche in den „Richtlinien für den Weiterbetrieb von Windenergieanlagen“ festgelegt ist.
Rund um den Globus stehen über 24.000 Enercon-Anlagen
Enercon zählt weltweit zu den größten Anlagen-Herstellers. Das 1984 gegründete Unternehmen ist im deustchen Markt seit Jahren die Nummer eins mit einem Marktanteil von über 43 Prozent in 2014. Weltweit ist Enercon die Nummer fünf hinter Vestas, Siemens, GE Wind und Goldwind. Das Unternehmen hat etwa 24.400 Windkraftanlagen mit einer Leistung von 37.900 Megawatt errichtet. Im klassischen Anlagengeschäft sieht das Unternehmen aus Ostfriesland derzeit vor allem in den Märkten noch großes Potenzial, in denen es bereits seit Jahren tätig ist. Im Interview mit dem IWR erklärte Enercon-Geschäftsführerin Nicole Fritsch-Nehring: „Unsere Strategie ist, dass wir uns auf bereits erschlossene Märkte, in denen es bereits Vertriebs- und Service-Strukturen aufgebaut hat, fokussieren.“
Quelle: IWR Online
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