19.08.2016, 13:00 Uhr

Zu viel Geld auf dem Konto - Steigt EEG-Umlage wegen Strafzinsen?

Münster – Weit über drei Milliarden Euro schlummern aktuell auf dem Konto nach dem Erneuerbaren Energien Gesetzt (EEG) vor sich hin. Experten erwarten für 2017 eine höhere EEG-Umlage. In Zukunft könnte es sogar sein, dass Strafzinsen wegen zu hoher Guthaben-Bestände die EEG-Umlage für die Verbraucher steigen lässt.

Im kommenden Jahr wird für einen erneuten Anstieg der EEG-Umlage auf rd. sieben Cent pro Kilowattstunde (kWh) spekuliert. Aktuell liegt die Umlage bei etwa 6,4 Cent pro kWh. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) berichtet, könnte die Umlage in Zukunft sogar auf Grund von Negativzinsen noch höher steigen.

Übertragungsnetzbetreiber wollen negative Zinsen verhindern

Die Konten der vier Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) zur Verwaltung der EEG-Umlage weisen derzeit einen gemeinsames Guthaben bzw. einen Überschuss von 3,4 Milliarden Euro auf. Ausgehend vom typischen Jahresgang dürfte der Kontostand zum Winter sogar noch weiter steigen. Die ÜNB befürchten nun, für den Milliarden-Überschuss zukünftig Strafzinsen zahlen zu müssen und die Negativzinsen stattdessen zum Kostenfaktor werden. Die ÜNB wollen daher ihre Liquiditätsreserve auf fünf Prozent halbieren, wie die FAZ berichtet. So soll ein noch stärkerer Anstieg der EEG-Umlage verhindert werden.

EEG-Spekulationen: Steigt die EEG-Umlage auf 7 Cent?

Bereits im Juli hatte Agora Energiewende einen Anstieg auf 7,1 bis 7,3 Cent je kWh prognostiziert. Grund sind laut Agora vor allem die niedrigen Börsenstrompreise. Nach internen Schätzungen der Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) soll die EEG-Umlage 2017 laut FAZ auf 6,8 bis 6,9 Cent je kWh steigen (FAZ) (2016: 6,354 Cent je kWh).

Warum die EEG-Umlage steigt - die wahren Treiber

Die Verbraucher zahlen mit der EEG-Umlage die Differenz zwischen dem Verkaufserlös des erzeugten EEG-Stroms und den Vergütungszahlungen an die EEG-Anlagenbetreiber. Die EEG-Umlage steigt aber nicht nur wegen des Ausbaus der erneuerbaren Energien. Würde sich die Umlage nur daran orientieren, könnte sie wohl rund um die Hälfte niedriger liegen.

Ein weiterer wichtiger Treiber sind die seit Jahren sinkenden Börsenstrompreise, da unflexible konventionelle Kraftwerke trotz steigender EEG-Strommenge weiter zu viel Strom erzeugen, der später ins Ausland exportiert wird. So schmälern die niedrigen Börsenstrompreise den Verkaufserlös des EEG-Stroms. Auch die Industriebefreiungen von der EEG-Umlage lassen die Umlage ansteigen. In den letzten Jahren wurden immer mehr Industriebetriebe von der EEG-Umlage befreit, den milliardenschweren Einnahmeausfall müssen die verbleibenden Stromkunden ausgleichen. In Zukunft könnten nun auch Strafzinsen für das Guthaben auf dem EEG-Konto die Umlage weiter in die Höhe treiben.

Quelle: IWR Online
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