09.07.2013, 11:26 Uhr

Pleitewelle: Gehrlicher Solar insolvent – Kredit wegen Strafzöllen gekündigt

München – Die deutsche Gehrlicher Solar AG hat am vergangenen Freitag (05.07.2013) beim Amtsgericht München einen vorläufigen Insolvenzantrag gestellt. Die Zahlungsunfähigkeit resultiert nach Angaben des Unternehmens aus der Kündigung eines Bankenkredits über 85 Mio. Euro. Das kreditgebende Bankenkonsortium habe diese Entscheidung mit der verschlechterten Marktsituation für Photovoltaik-Module in Europa in Folge der Einführung von Strafzöllen auf chinesische Module begründet. Gehrlicher entspreche hierdurch nicht mehr den Bedingungen des Kreditvertrages. Richard von Hehn, COO von Gehrlicher, äußerte sich hierzu: "Strafzölle auf Module helfen niemandem, auch nicht denen, die sie beantragen, denn sie vernichten Arbeitsplätze auf allen Ebenen der PV-Wertschöpfungskette." Damit trifft die Pleitewelle aufgrund der erschwerten Marktbedingungen im PV-Bereich nach Conergy ein weiteres namhaftes deutsches Unternehmen.

Ausländische Gesellschaften nicht betroffen

Die internationalen Tochterunternehmen in Europa, Asien, Amerika und Afrika, sowie die Gehrlicher Solar Management GmbH und weitere Gesellschaften der Gruppe sind von der Insolvenz bislang jedoch nicht direkt betroffen, wie Gehrlicher mitteilte. Dr. Stefan Parhofer, CSO und CEO der Gehrlicher Solar America Corporation, sagte hierzu: "Wir operieren komplett unabhängig von der deutschen Organisation und sind daher nicht direkt von der Insolvenz betroffen. Unsere Geschäftspartner können sich auch weiterhin hundertprozentig auf uns verlassen." Vor allem in den USA sieht sich die US-Tochter des bayerischen PV-Unternehmens auf Wachstumskurs und strebt für 2013 einen Umsatz zwischen 130 und 150 Mio. US-Dollar an.

Insolvenzverwalter sieht Zukunftschancen

Gehrlicher Solar ist mit rd. 250 Mitarbeitern an zwei deutschen Standorten auf dem PV-Markt aktiv und gilt als Pionier-Unternehmen der Branche (gegründet 1994). Neben Planung, Bau, Finanzierung und Betrieb von Solaranlagen ist das Unternehmen auch Großhändler für Solarmodule, Wechselrichter und weitere Komponenten (Kabel, Unterkonstruktion, etc.) sowie Planer, Errichter und Verwalter von Photovoltaik-Fonds und Private-Placement-Anlagen für Kapitalanleger. Der vorläufige Insolvenzverwalter Oliver Schartl sieht in dieser Aufstellung Zukunftschancen für das insolvente Unternehmen: "Das Unternehmen hat einen exzellenten Namen im Markt, großes technologisches Know-how, über 200 Megawattstunden in Service und Wartung unter Vertrag und ist in dem mittlerweile wichtigsten Photovoltaikanlage-Markt, den USA, ganz hervorragend aufgestellt."

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