06.08.2015, 15:44 Uhr

Cuxhaven nach Siemens-Entscheidung für Windkraft-Fabrik im Freudentaumel

Cuxhaven – In Cuxhaven herrscht große Freude über die jüngste Investitionsentscheidung von Siemens. Der Technologie-Konzern aus Erlangen hatte am Mittwoch erklärt, für rund 200 Millionen Euro im Hafen des Nordsee-Städtchens eine Fabrik zur Herstellung von Gondeln für moderne Offshore-Windturbinen zu errichten. Die Nachricht sei eingeschlagen "wie eine Bombe", heißt in einer Mitteilung der Hafenstadt.

Die Stadt Cuxhaven verweist dabei auf den "langjährigen Bewerbungsmarathon", bevor endlich die "ersehnte Zusage" von Siemens erteilt wurde. Der Konzern will ab Mitte 2017 Windturbinen in Cuxhaven für den Offshore-Windkraftmarkt Maschinenhäuser fertigen und verschiffen. Bis zu 1.000 neue Arbeitsplätze werden dadurch in Cuxhaven entstehen.

Bürgermeister: Siemens-Entscheidung ist grandioser Erfolg

Auch im Statement von Cuxhavens parteilosem Oberbürgermeister Dr. Ulrich Getsch wird der Stolz und die Freude über diese Entscheidung deutlich: "Ein grandioser Erfolg und eine weitreichende Perspektive für den Standort Cuxhaven – es herrscht eine große Freude bei allen beteiligten, die seit langen Jahren an diesem Ansiedlungsvorhaben mitgewirkt haben." Man habe das Ziel erreicht, den Offshore-Weltmarktführer Siemens davon zu überzeugen, dass Cuxhaven ein "perfekt geeigneter Standort" und die richtige Entscheidung für den Aufbau einer neuen Produktionsstätte sei, so Getsch.

Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) ergänzte: "Das ist ein großartiger Tag für das Land, die Region und vor allem auch für die Stadt Cuxhaven. Die Zukunft der Energiewende hat vor vielen Jahrzehnten in Niedersachsen begonnen und setzt sich jetzt konsequent fort. Ich freue mich außerordentlich über die Entscheidung von Siemens. Niedersachsen ist ein Top-Standort für eine Top-Industrie." Man sei dem Ziel, die weitere Entwicklung der Offshore-Energie zu einem Jobmotor für den Norden zu machen, ein weiteres Stück nähergekommen, so Lies.

Hafen-Investitionen und optimierte Gewerbeflächen für Offshore-Industrie zahlen sich aus

Im Offshore Basis Cuxhaven wurde zuletzt auch mit Unterstützung des Landes kräftig investiert. Dahinter steckt ein Masterplan aus dem Jahr 2003. Durch den Bau von Schwerlastterminals, Schwerlastplattform und schwerlastfähigen Verbindungswegen zwischen den Kaianlagen habe das Land die Basis für den Ausbau eines neuen, zukunftsfähigen Wirtschaftszweiges geschaffen, heißt es in der Mitteilung der Stadt Cuxhaven. Daneben wurden durch das städtische Tochterunternehmen Cuxhavener Hafen Entwicklungsgesellschaft GmbH rund 85 Hektar großräumige Gewerbeflächen direkt am seeschifftiefen Wasser der Elbe geschaffen und speziell auf die Belange der Offshore-Industrie mit einem Investitionsvolumen von rund 33 Mio. Euro aufbereitet. Bürgermeister Getsch erklärte dazu: "Ohne diese geschaffenen Voraussetzungen hätte es Cuxhaven schwer gehabt, sich im Vergleich zu anderen Konkurrenzstandorten erfolgreich durchzusetzen und die Ansiedlung von Siemens für sich zu gewinnen."

Wirtschaftlicher Durchbruch für die Offshore Basis Cuxhaven

Dr. Hans-Joachim Stietzel, Leiter der Agentur für Wirtschaftsförderung Cuxhaven, versuchte, die Bedeutung der Investitionsentscheidung von Siemens zu erfassen: "Die Ansiedlung des Offshore-Branchenprimus in der Küstenstadt wird nicht nur dazu führen, dass sehr viele neue Arbeitsplätze geschaffen und der Arbeitsmarkt erheblich belebt wird – sondern bedeutet auch den wirtschaftlichen Durchbruch für die Offshore Basis Cuxhaven verbunden mit erheblichen regionalökonomischen Effekten." Denn viele vorhandene Unternehmen und Dienstleister aus der Stadt, dem Landkreis und der Region würden von der Großansiedlung profitieren und an der Wertschöpfungskette partizipieren. "Gleichzeitig erhoffen wir uns, dass die Ansiedlung von Siemens auch neue Zulieferunternehmen und Dienstleister an den Standort ziehen wird", so Stietzel.

Ganze sieben Jahre hat sich Cuxhaven mit dem Team der Agentur für Wirtschaftsförderung um die Ansiedlung des Weltkonzerns Siemens bemüht und entsprechende Angebote unterbreitet. Bewerbungsunterlagen und Fragenkataloge wurden ausgearbeitet, Konzepte und ein Bewerbungsfilm erstellt und diverse Delegationen des Konzerns betreut. Umso mehr ist nun die positive Entscheidung von Siemens mit großer Euphorie aller Beteiligten aufgenommen worden.

Offshore-Industrie schafft Jobs in ganz Deustchland

Dabei sorgt die Offshore-Windindustrie nicht nur in den Küstenregionen Deutschlands für neue Investitionen und Arbeitsplätze. Wie eine Sprecherin des VDMA Power Systems gegenüber IWR Online betonte, hängen Arbeitsplätze in ganz Deutschland an der Offshore-Windindustrie. Denn ein großer Teil der Investitionen in einen Offshore-Windpark würde auf die Lieferkette wie Schiffbau, Netztechnik, Gründungstechnik und viele mehr entfallen. Nach Angaben des Verbands, der viele Windenergieanlagen-Hersteller auch für das Offshore-Segment vertritt, hat die Offshore-Windenergie inzwischen eine industriepolitisch relevante Größe erreicht. Etwa 1,9 Milliarden Euro wurden 2014 in Deutschland in diesem Bereich umgesetzt und rund 19.000 Menschen durch die Offshore-Windindustrie beschäftigt. Derweil geht auch der Ausbau der Windparks in der deutschen Nord- und Ostsee mit hohem Tempo weiter. Die Branche rechnet für das Jahr 2015 insgesamt mit etwa 2.250 Megawatt an neuen Offshore-Windenergie-Kapazitäten am Netz. Dann wären zum Jahresende wie geplant Windenergieanlagen mit einer Gesamtleistung von bis zu 3.300 MW am Netz.

Quelle: IWR Online

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