11.01.2013, 16:50 Uhr

Atomstrom: Produktion so gering wie zuletzt vor 28 Jahren

Münster/Berlin – Die Bedeutung der Kernenergie in Deutschland geht weiter zurück. Knapp anderthalb Jahre nachdem die Bundesregierung um Kanzlerin Angela Merkel beschloss, aus der Kernenergie auszusteigen und die Energiewende einzuläuten, ist die Stromproduktion aus Atomkraftwerken auf den niedrigsten Wert seit dem Jahr 1984 gesunken. Wie aus vorläufigen Daten der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen hervorgeht, produzierten die deutschen Atomkraftwerke im Jahr 2012 rd. 99 Mrd. Kilowattstunden (kWh) Strom. Damit sinkt die AKW-Stromproduktion in Deutschland erstmals seit dem Jahr 1983 wieder unter die Marke von 100 Mrd. kWh. Nach Informationen des BDEW wurden damals in Ost- und Westdeutschland zusammen rd. 76 Mrd. kWh Atomstrom produziert, danach lag der Wert stets über 100 Mrd. kWh.

Rückgang durch Wegfall der abgeschalteten AKWs

Bereits im Jahr 2011 war die AKW-Stromproduktion in Deutschland aufgrund der Abschaltung von Atomkraftwerken deutlich zurückgegangen. Während 2010, dem letzten Jahr vor der Fukushima-Katastrophe, noch rd. 140 Mrd. kWh Atomstrom produziert wurden, sank der Wert 2011 auf rd. 108 Mrd. kWh ab (-22,9 Prozent). Dabei waren die acht später abgeschalteten Atomkraftwerke bis zum Moratorium unmittelbar nach dem Fukushima-Unfall im März 2011 noch größtenteils am Netz. Im Jahr 2012 war dies dann nicht mehr der Fall, so dass die Stromerzeugung aus Kernenergie im Jahresvergleich um 8,3 Prozent zurückgeht.

Trotz Atomausstieg: Börsenstrompreise fallen, Export legt zu

Anders als vielfach befürchtet sind im Zuge des Wegfalls des Atomstroms weder die Börsenstrompreise gestiegen, noch wurde besonders viel Strom importiert. Im Gegenteil, die Börsenstrompreise an den Spot- und Terminmärkten der Strombörsen in Paris und Leipzig sind für deutschen Strom im letzten Jahr aufgrund der steigenden Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien deutlich um rd. 16 Prozent gefallen. So kostete deutscher Grundlaststrom am Spotmarkt der EPEX im Jahresmittel rd. 4,3 ct/kWh (2011: 5,1 ct/kWh). Am Terminmarkt sank der Preis von rd. 5,6 ct/kWh im Jahr 2011 auf 4,9 ct/kWh im Jahr 2012 (-12,5 Prozent). Zudem hat Deutschland 2012 mit 23 Mrd. kWh einen neuen Stromexport-Rekord aufgestellt.

Börsenstrompreise auch auf lange Sicht stabil

Auch auf längere Sicht sorgt der Atomausstieg nicht für einen Anstieg der Börsenstrompreise. So steht Ende 2015 die Abschaltung des Kernkraftwerks Grafenrheinfeld an. Der Preis für bereits heute handelbaren Strom für das Jahr 2016 liegt jedoch aktuell bei rd. 4,6 ct/kWh und damit unter dem Niveau von 2012. Die Preise für diese Future-Kontrakte sind ebenso wie die übrigen Börsenstrompreise im letzten Jahr kontinuierlich gefallen.


© IWR, 2013