29.08.2013, 14:18 Uhr

Medienbericht: Netzagentur rechnet mit anhaltendem Braunkohle-Boom

Bonn/Münster - Die Bundesnetzagentur stellt in einer internen Prognose angeblich fest: In den nächsten zehn Jahren werden die Braunkohlemeiler weiter das Klima in heutigem Ausmaß belasten - trotz des Ausbaus der Erneuerbaren Energien.

Deutschlands oberste Regulierungsbehörde prognostiziert in ihrem Zehn-Jahres-Ausblick zwar einen Anstieg des Ökostroms von 23 auf 35 Prozent, doch verblüffenderweise auch eine konstante Auslastung der Braunkohlekraftwerke im selben Zeitraum. Dies berichtet die Online-Ausgabe des „Spiegel“ am Donnerstag.

Kohlestrom unterbietet alles

Aber wie kann das sein, dass klimaschonende Anlagen ausgebaut werden, während die absolute Strommenge der Braunkohlekraftwerke fast nicht sinkt? Zum einen sind die Netzbetreiber per Gesetz dazu verpflichtet, allen Strom, der ihnen angeboten wird „diskriminierungsfrei“ abzunehmen. Zum anderen ist die Produktion von dreckigem Kohlestrom spottbillig. Ein Grund sind die CO2-Zertifikate, die eigentlich dem Ausstoß von klimaschädlichem Kohlendioxid einen Preis geben sollen, um ihn damit für Unternehmen unattraktiv zu machen. Die Notierung liegt auf dem europäischen Markt im Moment bei 4,59 Euro je Tonne CO2 – 2005 lag er noch bei knapp 30 Euro je Tonne.

Ein großer Vorteil für die Braunkohlekraftwerke: "Ihre Wettbewerbsposition wird bei einem zunehmenden Anteil erneuerbarer Energien kaum beeinträchtigt", heißt es in dem Report. Eine Studie der deutschen Umwelthilfe stellte fest, dass in den ersten sechs Monaten dieses Jahres der Anteil der Braunkohle an der Stromerzeugung um 11,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen sei. Der Anteil der Steinkohle legte im gleichen Zeitraum sogar um 20,4 Prozent zu.

Überproduktion: Deutschland als Stromexporteur

Als Folgen dieser verfehlten Politik wird Deutschland in den nächsten Jahren eine enorme Überkapazität an Strom aufbauen. 2012 wurden bereits 23 Terawattstunden (tWh) Strom ins Ausland exportiert. Für 2023 erwartet die Netzagentur einen Wert von 75 tWh für den Export, das sind fast zwölf Prozent der heutigen Bruttostromerzeugung und würde ausreichen, um 21 Millionen Haushalte für ein Jahr zu versorgen.

Verbrauchern werden diese Aussichten nicht gefallen, denn die wachsende Menge an Strom erfordert einen noch größeren und schnelleren Ausbau der Übertragungsnetze. Die Kosten dafür trägt der Endkunde.


© IWR, 2013