10.09.2013, 14:25 Uhr

Energiepolitik: Branchenmanager stellen Regierung verheerendes Zeugnis aus

Düsseldorf – Wenn aus der Opposition Kritik an der Energiepolitik der Bundesregierung kommt, dann gehört das zum politischen Tagesgeschäft. Aber auch in Bevölkerung und Energiewirtschaft regt sich deutlicher Unmut: Rund zwei Drittel der Manager aus der Branche halten die aktuelle Politik von Schwarz-Gelb für miserabel, wie aus einer Umfrage hervorgeht.

Dass die Bevölkerung nicht sonderlich begeistert ist vom Management der Energiewende, haben gleich mehrere Erhebungen in den letzten Wochen gezeigt. Kein Wunder, für das öffentlich zur Schau gestellte Chaos in der Koalition und die steigenden Energiepreise wird Berlin verantwortlich gemacht. Wenige Wochen vor der Bundestagswahl stellen aber auch deutsche Führungskräfte aus der Energiewirtschaft ein miserables Zeugnis in der Energiepolitik aus: 67 Prozent bewerten sie als schlecht oder gar katastrophal. Nur vier Prozent gaben eine klar positive Bewertung ab. Einziger Trost für Schwarz-Gelb: Einer möglichen neuen Rot-Grün-Regierung trauen sie kaum mehr zu. 61 Prozent erkennen allenfalls geringfügige Unterschiede.

„Überraschende Klatsche“

„Wir haben vor der Befragung mit deutlicher Kritik gerechnet. Aber eine derartige Klatsche hat uns doch überrascht“, sagt Klaus Aden, Geschäftsführender Gesellschafter bei Lab & Company. Für das „2. LAB Managerpanel Energie“, das die Personalberatung Lab & Company in Zusammenarbeit mit der "ZfK Zeitung für kommunale Wirtschaft" durchgeführt hat, wurden 517 Energieexperten befragt.

„Bei den Energiemanagern haben sich scheinbar Hoffnungslosigkeit und Frust breit gemacht. Rot-Grün hat es offensichtlich versäumt, glaubhaft Kompetenz in diesem Bereich aufzubauen und das Feld positiv zu besetzen.“ Es sei schon erstaunlich, dass die Opposition diese eklatante Schwäche der Regierung nicht ausnutze, so Aden.

Die Einzelergebnisse der Befragung sprechen eine deutliche Sprache: Mehr als die Hälfte der Energiemanager erwarten ein neues Energiemarktdesign erst 2015 oder später. Doch eine Besserung versprechen sich davon die wenigsten – unabhängig vom Wahlausgang. 78 Prozent glauben, ein solches Energiemarktdesign werde kein ganzheitliches Konzept für alle Wertschöpfungsstufen beinhalten. Und 54 Prozent glauben, dass es nicht einmal einen Grundstein für eine volle Marktintegration der Erneuerbaren Energien legen kann. Einen deutschen Alleingang bei der Aufstellung eines neuen Energiemarktdesigns lehnen 88 Prozent der Befragten ab.

„Es fehlt an durchdachten Konzepten“

Deutliche Worte fanden die Befragten auch in ihren insgesamt mehr als 300 Kommentaren. „Die Bundesregierung kennt weder die komplexen Zusammenhänge der Energiewirtschaft, noch setzt sie mit neuen Ideen eine klaren Rahmen für die Zukunft“, sagt etwa einer der Befragten. „Es fehlt an durchdachten Konzepten. Alles Neue muss zuerst mal probiert werden – aber Deutschland fährt immer gleich mit Vollgas los“, bestätigt ein anderer. Das ernüchternde Fazit eines weiteren Energieexperten ist stellvertretend für die Grundstimmung der Befragten: „Die Flickschusterei wird weitergehen.“

Umfrage: Deutsche hadern mit der EEG-Umlage


© IWR, 2013