15.11.2013, 08:11 Uhr

Wann werden Windenergie und Photovoltaik billiger als Kohlestrom?

Freiburg – Schon heute befinden sich die Stromgestehungskosten aus regenerativen Energien fast auf dem Niveau konventioneller Stromerzeugung. In Zukunft könnte Strom aus Erneuerbaren sogar günstiger erzeugt werden als aus Kohle, Gas und Co. Aktuelle Studien geben Aufschluss über die derzeitigen und zukünftigen Kosten für Strom aus Wind- und Solarenergie.

Die Studie „Stromgestehungskosten Erneuerbare Energien“ des Fraunhofer Instituts für Solare Energiesysteme (ISE) aus Freiburg zeigt, dass Stromgestehungskosten von erneuerbaren Energien in den letzten Jahren stark gefallen und den Anschluss an die Kosten der konventionellen Stromerzeugungstechnologien erreicht haben. Eine weitere Studie der Verbände VDMA und BWE untersucht die Gestehungskosten speziell bei Windstrom und kommt hierbei zu ähnlichen Ergebnissen. Zudem erklärte Siemens, die Stromgestehungskosten bei Offshore-Windenergie bis zum Ende des Jahrzehnts um bis zu 40 Prozent senken zu wollen.

ISE: Windstrom an günstigen Standorten jetzt schon billiger als Kohlestrom

Anhand realistischer Berechnungsparameter wurde in der Studie von Fraunhofer ISE untersucht, wie sich die Kosten für die Stromerzeugung bis zum Jahr 2030 entwickeln könnten. Für die Prognose wird angenommen, dass die Kosten für CO2-Emissionen in der Zukunft steigen. Derzeit profitieren insbesondere Braunkohlekraftwerke noch von den niedrigen CO2-Zertifikatspreisen. Die Preise für Strom aus Wind und Sonne werden dagegen weiter sinken, so dass sie mit konventionellen Energiequellen konkurrieren können.

Auch jetzt schon könne laut Studie Strom in günstig gelegenen Onshore-Windparks für 5 bis 11 Cent/Kilowattstunde (kWh) produziert werden und liegt damit unter den Kosten für Strom aus Steinkohle oder Gas- und Dampfkraftwerken. Offshore-Windkraft kann zwar mehr Volllaststunden aufweisen, ist aber derzeit aufgrund höherer Installations- und Betriebskosten mit 11,9 bis 19,4 Cent/kWh noch deutlich teurer.

Auch die Photovoltaik holt bei den Gestehungskosten auf. Prof. Eicke R. Weber, Leiter des Fraunhofer ISE: „Bis 2030 werden die Stromgestehungskosten für Photovoltaik auf sechs bis neun Cent/kWh sinken. Damit können selbst kleine dachinstallierte PV-Anlagen mit Onshore-Wind und den gestiegenen Stromgestehungskosten von Braunkohle-, Steinkohle- und GuD-Kraftwerken konkurrieren.“

Siemens will Gestehungskosten für Offshore-Windenergie dramatisch senken

Der Technologie-Konzern und Hersteller von Windenergieanlagen Siemens hat ehrgeizige Ziele hinsichtlich der Kosten von Offshore-Windstrom. „Wir wollen die Stromgestehungskosten LCOE, den Levelized Cost of Energy, bei Offshore Wind bis zum Ende des Jahrzehnts um bis zu 40 Prozent senken“, sagt Henrik Stiesdal, Technologiechef bei Siemens Wind Power. „Das bedeutet konkret, dass wir unseren Kunden bereits ab 2020 die Technologie anbieten werden, mit der sich Offshore-Windstrom zu Preisen unter zehn Cent pro Kilowattstunde produzieren lässt.“

VDMA /BWE: Stromgestehungskosten bei Wind zwischen sechs und elf Cent/kWh

Insbesondere die Stromgestehungskosten der Windenergie sind laut der parallel vogrgestellten Studie „Kostensituation der Windenergie an Land“ vom Bundesverband Windenergie (BWE) und dem Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) stark vom Standort abhängig. Sie schwanken demnach zwischen sechs Cent/ kWh an Standorten mit optimalen Windverhältnissen und elf Cent/kWh an Standorten mit sehr schwachem Wind. In Zukunft könnte diese Spanne durch technische Weiterentwicklungen schrumpfen. Thorsten Herdan, Geschäftsführer von VDMA Power Systems: „Die Stromgestehungskosten von Windenergieanlagen sind in den letzten Jahren insbesondere aufgrund technischer Anlagenoptimierungen und neuen Anlagenkonzepten weiter deutlich gesunken. Durch den breiten Einsatz der neuen Windenergieanlagen können Kostensenkungen an Standorten im Norden als auch im Süden Deutschlands noch stärker greifen.“

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