04.08.2014, 09:30 Uhr

BMWi-Gutachten: Strommarkt ist generell funktionsfähig, Kapazitätsmarkt überflüssig?

Berlin – Neue Studien im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) äußern sich zur Situation auf dem Strommarkt. Demnach sei die Versorgungssicherheit gewährleistet, allerdings sehen die Gutachter für den Markt Anpassungsbedarf.

Das BMWi hat insgesamt drei neue Gutachten veröffentlicht. Diese sollen jetzt intern analysiert werden, damit sie im Rahmen der Plattform Strommarkt mit Ländern und Verbänden diskutiert und bewertet werden können. Aus der Branchen kommen jedoch bereits erste Zweifel an den Ergebnissen.

Stromgroßhandelsmarkt dem Kapazitätsmarkt vorziehen?

Inhaltlich wurden sowohl die Leistungsfähigkeit des Strommarktes und als auch die Wirkungen von so genannten Kapazitätsmechanismen in den Gutachten untersucht und bewertet. Die Gutachter kommen zu dem Schluss, dass ein optimierter Stromgroßhandelsmarkt möglicherweise mit einer Reservelösung dem Kapazitätsmarkt, der derzeit diskutiert wird, überlegen sei. Außerdem besagen die Gutachten, das der deutsche Strommarkt sowohl die Versorgungssicherheit gewährleistet als auch funktionsfähig ist, dafür müsse es aber innerhalb Marktrahmens eine Anpassung geben, wie genau diese aussehen müsse, geht aus den Veröffentlichungen nicht hervor. Allerdings sehen die Gutachter eine europäische Harmonisierung der Regeln für den Stromhandel als notwendig an. Die drei Gutachten decken einen Drittel der Leistudie Strommarkt, die gerade für das Bundeswirtschaftsministerium erarbeitet wird, ab.

Probleme sollen mittels der Plattform Strommarkt diskutiert werden

Staatssekretär Rainer Baake sagte zur Veröffentlichung: „Die Studien bilden eine wichtige Grundlage für den ergebnisoffenen und transparenten Diskussionsprozess zum Strommarkdesign, den wir mit den Bundesländern und Verbänden in der Plattform Strommarkt begonnen haben. Er dient dazu, der Politik eine solide Basis für eine informierte Entscheidung darüber zu liefern, mit welchem Ordnungsrahmen wir die Energiewende mittel- und langfristig am besten umsetzen können." Das BMWi will in der Plattform Strommarkt einen ergebnisoffenen Diskussionsprozess organisieren. Notwendige Vorarbeiten für die Entwicklung eines langfristigen tragfähigen Strommarktdesigns könnten in diesem Rahmen zu gesetzlichen Maßnahmen führen. Um eine Lösung im Rahmen des europäischen Binnenmarkts zu finden führt die Bundesregierung parallel hierzu Gespräche mit den Nachbarstaaten und der EU-Kommission.

VKU meldet erhebliche Zweifel an

Der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) hat bereits auf die Gutachten reagiert. Der Verband hat demnach „erhebliche Zweifel an den Wertungen und Annahmen der Gutachter“. Insbesondere bei den Wertungen des Flexibilitätspotenzials. Auch das VKU meint das es Flexibilitätspotenzial gibt, allerdings nur für kurze Zeiträume von etwa 15 Minuten. Die Gutachten weisen als möglichen Ausgleich von fehlenden Kapazitäten zur Spitzenzeit Stromimporte aus den Nachbarländern auf. Auch hiervon rät der VKU ab, da die Spitzenlastzeiten in den Nachbarländern zum gleichen Zeitpunkt auftreten können wie in Deutschland. Ebenso weist der Verband aber auch darauf hin, dass das Gutachten zunächst durch andere Sachverständige geprüft und dann gemeinsam diskutiert wird. Diese Diskussion sollte man für weitere Wertungen abwarten, so der Verband.

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