21.08.2014, 16:41 Uhr

Belastung durch Feinstaub: von Kaminen, Straßenverkehr und Industrieanlagen

Münster - Die Feinstaubbelastung in Deutschland ist in den letzten Jahren erfreulicherweise deutlich gesunken. Allerdings liegen die Werte teilweise über den EU-weit geltenden Immissionsgrenzwerten. Das geht aus dem Jahresbericht des Umweltbundesamtes (UBA) hervor.

Von Luftschadstoffbelastungen sind laut UBA rd. 30 Millionen Menschen in Deutschland betroffen, das sind 35 Prozent der Bevölkerung. Das sind vor allem jene Menschen, die in den Ballungsräumen leben. Die Emissionen der klassischen Schadstoffe sind Schwefeldioxid, Stickstoffdioxid und Staub. Die Gesundheitsbelastung durch diese Stoffe bzw. durch Feinstaub und Ozon ist zwar deutlich zurückgegangen. Vor allem Feinstaub, Stickstoffdioxid und Ozon liegen laut UBA in Deutschland über den 2008 von der EU definierten Grenz- und Zielwerten.

Feinstaub: Hauptbelastung ist der Verkehr, je nach Definition

Im UBA-Bericht werden die Emissionen im Verkehrssektor mit denen der Kleinfeuerung (Öfen, Kamine) verglichen. In den Medien wurde dieser Aspekt besonders hervorgehoben. Danach liegt die Feinstaubbelastung aus Kaminen und Öfen seit 2008 höher als die aus dem Verkehrssektor. Es lohnt ein Blick in den Bericht: Die zugehörige Abbildung (S. 34 des Berichts) enthält zwei Grafiken: In der einen Grafik ist Feinstaub aus dem Straßenverkehr so definiert, dass Auspuff und Straßen-, Reifen-, und Bremsantrieb darunter fällt. In diesem Fall liegen die Feinstaubwerte aus dem Verkehrssektor nicht niedriger, sondern knapp doppelt so hoch wie die der Kleinfeuerungsanlagen der Haushalte (nur Brennholz). In der zweiten Verlaufsgrafik wird unter Straßenverkehr nur ein Teilaspekt, nämlich der der Auspuffemissionen betrachtet. Nur in diesem Spezialfall sind die Feinstaubbelastungen der Haushalte durch Kleinfeuerungsanlagen höher.

Auch die zweite Schlagzeile, dass Kamine und Öfen 25 Prozent der Feinstaubbelastung ausmachen, relativiert sich im UBA-Bericht wie folgt: "Vor allem in Wintermonaten kann der Anteil der Holzfeuerungen vor allem in Tallagen bis zu einem Viertel an der gesamten Feinstaubbelastung betragen".

Industrieanlagen und Schiffe

Industrieanlagen tragen laut UBA trotz großer Fortschritte noch zu einem wesentlichen Teil zur Luftbelastung bei. Großfeuerungsanlagen verursachen derzeit noch etwa die Hälfte der gesamten Schwefeldioxid- und etwa 10 Prozent der gesamten Feinstaubemissionen.

Kaum thematisiert wird in dem UBA-Bericht der Bereich Schiffe. Die auf den Flüssen und Kanälen fahrenden und in Häfen liegenden Schiffe werden häufig noch mit Schweröl betrieben. Das sind billige Reststoffe aus den Raffinerien. Bestandteile sind neben Alkanen auch hochkondensierte aromatische Kohlenwasserstoffe. Schiffe haben oft gar keine Filter, die Schiffsemissionen gehen nahezu ungefiltert in die Atmosphäre.

UBA Präsidentin mahnt zu verstärkten Maßnahmen

Der EU Grenzwert für die durchschnittliche jährliche Belastung von 40 Mikrogramm wird bei rund zweidrittel aller verkehrsnahen Messstationen überschritten. Die UBA-Präsidentin fordert, dass die 15 Jahre alten Grenzwerte weiter gesenkt werden müssen. Die Weltgesundheitsorganisation schlägt einen Feinstaub-Grenzwert von 20 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft vor.

Des Weiteren fordert Krautzberger schärfere Emissionsforderungen auf EU-Ebene, insbesondere für PKW, mobile Maschinen, Schiffe und Landwirtschaft. Sie betont die Wichtigkeit von internationalem Engagement zum Schutz der Böden und warnt zugleich vor einem Teufelskreis aus Übernutzung und Degradation von Böden.

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