11.12.2014, 11:24 Uhr

Strom: Netzbetreiber erhöhen Reservekapazität um mehr als 1.000 MW

Bayreuth, Berlin, Dortmund, Stuttgart – Die Übertragungsnetzbetreiber bereiten sich auf den Winter vor und steigern die Reservekapazität im Vergleich zum Vorjahr kräftig. Ein Grund ist das Atomkraftwerk Grafenrheinfeld, das ab Januar 2015 nicht mehr in vollem Umfang produzieren wird.

Die vier deutschen Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz, Amprion, Tennet und TransnetBW haben in Absprache mit der Bundesnetzagentur bislang insgesamt 3.091 Megawatt (MW) Reservekapazität gesichert. Ab Januar kommen nochmals 545 MW auf dann 3.636 MW hinzu. Im letzten Winter hatten sie nur 2.540 MW gesichert.

Gemeinsame Krisenübung

Die Netzbetreiber wollen durch die Reservekapazität die Systemstabilität auch bei der „im Winter bestehenden besonders starken Belastung des Höchstspannungsnetzes“ gewährleisten. Die Netzreserve trage dazu bei, die Stromversorgung in den Wintermonaten sicherer zu machen. Zudem Gleichzeitig bereiten sich die Unternhemen mit „verschiedenen kommunikativen Maßnahmen“ auf denkbare Versorgungsengpässe vor und haben in einer gemeinsamen Krisenübung bereits eine mögliche Gefährdungssituation mit bundesweiten Versorgungsengpässen im Winter und regionalen Lastabschaltungen als Planspiel simuliert.

Belastung des Höchstspannungsnetzes im Winter besonders hoch

Derzeit sei die Versorgungssicherheit noch nicht akut gefährdet, teilten 50Hertz, Amprion, Tennet und TransnetBW mit. Dennoch habe sich das Gefahrenpotenzial für Stromnetze und Versorgung im Vergleich zu vergangenen Jahren aufgrund des Wegfalls konventioneller Kraftwerksleistung und der zunehmenden schwankenden Einspeisung erneuerbarer Energien deutlich erhöht. Die Netzbetreiber sprechen von einem „zunehmenden Nord-Süd-Gefälle bei Stromerzeugung und Stromverbrauch in Deutschland“. Dies führe zu einer extrem starken Belastung des Höchstspannungsnetzes, die besonders in den Wintermonaten kritisch werden kann. Zuletzt war es im Winter 2011/2012 zu einer vermehrten Inanspruchnahme von Reserve-Kraftwerken gekommen.

AKW Grafenrheinfeld speist ab Januar nur noch reduziert ein

545 MW der ab Januar insgesamt 3.636 MW gesicherten Reservekapazität sind nach den Angaben der Netzbetreiber notwendig, da das Kernkraftwerk Grafenrheinfeld wegen seiner vorzeitigen Stilllegung bereits ab Januar nur noch reduziert einspeist (geplante Stilllegung: Ende 2015).

Die Beschaffung der Netzreserve wird durch die Reservekraftwerksverordnung geregelt. Danach hat die Bundesnetzagentur den von den Übertragungsnetzbetreibern ermittelten Bedarf an Kraftwerken für die Netzreserve geprüft und veröffentlicht. Die Regulierungsbehörde hat einen unmittelbaren zusätzlichen Bedarf von insgesamt 609 Megawatt (64 Megawatt plus 545 Megawatt) an Erzeugungskapazität für die Netzreserve festgestellt. 3.027 Megawatt hatten die Übertragungsnetzbetreiber in Absprache mit der Regulierungsbehörde bereits längerfristig gesichert.

Quelle: IWR Online
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