06.01.2015, 09:51 Uhr

Windkraft treibt Schiff ohne Segel an

Hamburg – Um den neuen Emissionsrichtlinien in der Schifffahrt mit kostengünstigen Alternativen entgegenzukommen, versucht es ein Ingenieur aus Skandinavien mit alternativen Antrieben. Der Norweger setzt dabei auf die altbewährte Windkraft. Doch die Segel sind alles andere als konventionell.

Der von Terje Lade entwickelte Schiffstyp soll auf Schweröl verzichten und Wind als Antriebsenergie nutzen. Das Ganze soll ohne große Tuchsegel funktionieren. Als Segel dient quasi der Rumpf des Schiffes.

Umweltbelastungen senken und Treibstoff einsparen

Die internationale Seeschifffahrts-Organisation (IMO) will die Umweltbelastungen durch den internationalen Handelsverkehr verringern. Eine der Maßnahmen: Ab 2020 dürfen Schiffe in bestimmten Gebieten nur noch mit Treibstoff fahren, der einen geringeren Schwefel-Gehalt aufweist. Allerdings ist dieser höherwertige Kraftstoff auch teurer. Um die Treibstoffkosten zu senken und zugleich die Emissionsrichtlinien einzuhalten, hat der norwegische Ingenieur Terje Lade alternative Antriebe für die Schifffahrt entwickelt. Wind und Gas sollen die großen Frachter bald von A nach B bringen.

Unterdruck soll das Schiff ziehen

Mit Vindskip hat der norwegische Ingenieur Terje Lade, Geschäftsführer der Firma Lade AS einen Schiffstyp entwickelt, der auf Schweröl verzichtet und Wind als Antriebsenergie nutzt. Dabei sollen aber keine riesen Segel gespannt werden. Als Segel dient der Rumpf des Schiffes. Dieser funktioniere nach Angaben des Fraunhofer-Center für Maritime Logistik und Dienstleistungen CML in Hamburg wie ein Flugzeugflügel. Durch Unterdruck auf der dem Wind zugeneigten Seite werde das Schiff nach vorne gezogen. Für windschwache Passagen, um das Schiff auf das offene Meer zu manövrieren, aber auch um unterwegs eine konstante Geschwindigkeit zu halten, ist es zudem mit einem umweltfreundlichen, kosteneffizienten Antrieb für flüssiges Erdgas (englisch Liquid Natural Gas, kurz LNG) ausgestattet.

Fraunhofer-Forscher errechnen optimale Routen

Um das volle Potenzial der Windenergie ausnutzen zu können, ist es von Nöten eine optimale Segelroute zu errechnen. Dafür wurde nun das Fraunhofer-Center für Maritime Logistik und Dienstleistungen CML in Hamburg zu Rate gezogen. Das Institut hat nun ein maßgeschneidertes Wetter-Routing-Modul für VindskipTM entwickelt. Mithilfe von meteorologischen Daten soll die Software basierend auf Navigationsalgorithmen für den neuen Schiffstyp eine Route mit dem günstigsten Winkel zum Wind wählen, um das Design effizient zu nutzen. Ende Januar 2015 wird die Software an die Firma Lade AS übergeben. Lade geht davon aus, dass der Frachter bereits 2019 in See stechen wird. Zuvor muss das Schiffsmodell noch zahlreiche Tests in den Wasserbecken von Schiffsbauversuchsanstalten – Experten nennen sie Schlepptanks – bestehen. Tests im Windkanal wurden bereits erfolgreich abgeschlossen.

Quelle: IWR Online
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