08.04.2015, 14:29 Uhr

Kohle-Kraftwerke: Amerikaner bei Quecksilber-Grenzwerten strenger als Europäer?

Hamburg – Die Umweltorganisation Greenpeace warnt vor den Umwelt- und Gesundheitsgefahren durch den Betrieb von Kohlekraftwerken. Dass diese CO2 ausstoßen und somit den Treibhauseffekt beschleunigen, ist hinlänglich bekannt, doch nun geht es Greenpeace um ein anderes Umweltgift: Quecksilber.

Die Quellen des Ausstoßes von sowie die Gefahren durch Quecksilber sind den Deutschen dabei weitgehend unbekannt, wie eine neue Umfrage von Greenpeace zeigt. Zudem planen sogar die USA in dieser Beziehung strengere Grenwerte als die Europäer.

Schleichender Intelligenzverlust durch Quecksilber

Vier von fünf Deutschen wissen laut der repräsentativen Umfrage nicht, dass Braunkohlekraftwerke große Mengen Quecksilber ausstoßen. Quecksilber wird laut Greenpeace über die Nahrungskette und speziell über den Verzehr von belastetem Fisch aufgenommen. Auch die Gesundheitsgefahr für Kinder durch quecksilberbelastete Fische ist der Mehrheit der Deutschen demnach unbekannt.

Quecksilberverbindungen seien für den Menschen „hoch toxisch“. Vor allem im Gehirn und im Nervensystem von Föten und Kindern verursachen schon geringe Konzentrationen des Giftstoffs irreparable Schäden. Quecksilberverbindungen schädigen die geistige Entwicklung von Kleinkindern. Wissenschaftler warnen vor einem schleichenden Intelligenzverlust.

Greenpeace fordert schärfere Grenzwerte in Deutschland

„Die Menschen in Deutschland und Europa müssen endlich vor dem Gift aus Kohlekraftwerken geschützt werden. Die Grenzwerte müssen sich an den saubersten Kraftwerken orientieren, statt wie bislang an den schmutzigsten“, sagt Greenpeace-Energieexperte Andree Böhling. Greenpeace fordert die Bundesregierung auf, sich für schärfere Grenzwerte insbesondere bei alten Braunkohlekraftwerken einzusetzen.

EU-Vorschläge bleiben hinter US-Grenzwerten zurück

Sogar die USA haben auf die Gesundheitsgefahr durch Quecksilber reagiert und die Grenzwerte für Kohlekraftwerke laut Greenpeace inzwischen deutlich verschärft. Auch die EU arbeitet derzeit an neuen Vorgaben. Doch die jüngsten, am 1. April veröffentlichten EU-Vorschläge bleiben nach Angaben der Umweltschutz-Organisation weit hinter den US-Grenzwerten zurück. Mit zehn Mikrogramm dürften bestehende Braunkohlekraftwerke in der EU auch nach 2020 im Jahresmittel mehr als doppelt so viel Quecksilber pro Kubikmeter Abluft ausstoßen wie in den USA ab April 2015. Der Ausstoß giftiger Schadstoffe in der EU würde demnach kaum gesenkt. Dabei ließe sich nach Aussagen des Umweltbundesamtes der Quecksilberausstoß in Deutschland in wenigen Jahren halbieren, wenn die beste verfügbare Technik in Kohlekraftwerken zum Einsatz käme. „Braunkohle ist giftig und gefährdet die Gesundheit der Menschen. Die Bundesregierung darf nicht weiter beide Augen zudrücken, sondern muss sich für schärfere Grenzwerte für Kohlekraftwerke einsetzen und die Bundesbürger über die Gefahren durch Quecksilber aufklären“, so Böhling.

Quelle: IWR Online
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