Capital Stage AG will Prokon, EnBW auch?
Hamburg – In das Insolvenzverfahren des Windenergie-Projektierers und Betreibers Prokon kommt nun Bewegung: Ein Kandidat hat sein Interesse an einer Übernahme von Prokon öffentlich bekundet, ein weiterer möglicher Kandidat wird von den Medien ins Spiel gebracht. Noch in dieser Woche will der Prokon-Gläubigerausschuss hierzu eine Entscheidung treffen.
Der Hamburger Solar- und Windparkbetreiber Capital Stage hat am vergangenen Freitag erklärt, über eine mittelbare 100-prozentige Tochtergesellschaft ein verbindliches Angebot für die Übernahme von knapp 95 Prozent der Prokon Regenerative Energien GmbH abgegeben zu haben. Zudem berichtet das Handelsblatt, dass auch der Energieversorger EnBW an Prokon interessiert ist. EnBW selbst äußert sich zu diesem Thema nicht.
Prokon als "sinnvolle Ergänzung" für Capital Stage
Für die Capital Stage AG aus Hamburg ist der Fall klar: Der Betreiber von Solar- und Windenergie-Anlagen sieht in der möglichen Übernahme von Prokon eine "sinnvolle Ergänzung" des eigenen Geschäftsmodells. Prokon verfüge über ein Bestandsportfolio an Windparks mit einer Erzeugungsleistung von rund 530 Megawatt (MW) und festen Einspeisevergütungen. Von diesen Windparks befinden sich etwa 460 MW in Deutschland. Darüber hinaus verfügt die Prokon über eine eigene Einheit für die technische und kaufmännische Betriebsführung der Windparks. Damit weise Prokon eine vergleichbare Aufstellung im Windbereich auf wie die Capital Stage AG im Solarbereich Nach dem Angebot von Capital Stage sollen die verbleibenden 5,1 Prozent sollen durch einen weiteren Investor übernommen werden. Über Höhe und die weiteren Details des Angebots sei mit dem Insolvenzverwalter bis zur Entscheidung durch den Gläubigerausschuss Stillschweigen vereinbart worden.
500 Mio. Euro für Prokon - EnBW auch interessiert?
Zudem will nach Angaben des Handelsblattes auch EnBW ein Angebot für die Prokon-Übernahme abgeben. Das Handelsblatt beruft sich auf Branchenkreise. Demnach werde der Wert auf mindestens 500 Millionen Euro geschätzt. EnBW erklärte gegenüber IWR Online, dass man sich zum diesem Themenkomplex nicht äußere.
Endgültige Entscheidung wohl im Juli 2015
Der Insolvenzverwalter wird noch in dieser Woche gemeinsam mit dem Gläubigerausschuss eine Entscheidung über das der Gläubigerversammlung vorzulegende Investorenangebot treffen. Dies bestätigte eine Sprecherin des Insolvenzverwalters Anfrage von IWR Online. Die Gläubigerversammlung von Prokon wird dann voraussichtlich Anfang Juli entscheiden, ob das ausgewählte Investorenangebot angenommen werden soll oder der alternativ verfolgte Weg eines Genossenschaftsinsolvenzplans den Vorzug erhält. Nach diesem Genossenschafts-Modell sollen die Genussrechtsinhaber zu den neuen Eigentümern von Prokon werden.
Insolvernzverwalter erwartet Insolvenzquote von 30 bis 60 Prozent
Nach dem Geschäftsmodell von Prokon konnten die Anleger über Genussrechte in das Unternehmen investieren. Dies haben rund 74.000 Anleger getan und dem Unternehmen aus Itzehoe für die Finanzierung regenerativer Projekte insgesamt 1,4 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt. Anfang 2014 hat Prokon allerdings das Insolvenzverfahren beantragt. Am 1.Mai 2014 hat dann das Amtsgericht Itzehoe das Insolvenzverfahren über Prokon offiziell eröffnet. Prokon-Insolvenzverwalter Dietmar Penzlin will das Verfahren Mitte 2015 abschließen. Er erwartet eine Insolvenzquote von 30 bis 60 Prozent. Wie sich der Verkauf für die Anleger konkret auswirkt, hängt nun insbesondere von den konkreten Angebotsbedingungen ab. Grundsätzlich: je größer das Interesse, desto besser.
Quelle: IWR Online
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