15.06.2015, 12:28 Uhr

PwC-Studie: Energiewende im Verkehrsbereich kommt nicht in die Gänge

Frankfurt am Main – Der Energieverbrauch im Personen- und Güterverkehr ist in Deutschland weiterhin sehr hoch. Das Ziel der Bundesregierung, den Endenergieverbrauch im Verkehrsbereich bis 2020 gegenüber 2005 um zehn Prozent zu senken, liegt aus Sicht von Experten noch in weiter Ferne.

"Um die Ziele beim Energieverbrauch und Klimaschutz zu erreichen, ist eine grundlegende Transformation des Verkehrssektors unverzichtbar", betont Norbert Schwieters, Leiter Energiewirtschaft bei PwC. Die Wirtschaftsprüfungs - und Beratungsgesellschaft hat in einer neuen Studie untersucht, Steuer- und Unternehmensberatung, wo es im Verkehrssektor hakt.

Kaum Energieeinsparungen und Emissions-Reduktionen im Verkehrssektor

Der Endenergieverbrauch in Deutschland bewegte sich 2013 mit 727 Mrd. Kilowattstunden (kWh) auf dem höchsten Stand seit 2006, bevor er 2014 wieder leicht auf 724 Mrd. kWh sank. Dabei geht der Verbrauch im Verkehrssektor zu 82 Prozent auf den Straßenverkehr, zu 14,5 Prozent auf den Luftverkehr und zu drei Prozent auf den Schienenverkehr zurück. Der Anstieg des Endenergieverbrauchs gegenüber 2005 (718 Mrd. kWh) rückt das Ziel der Bundesregierung, den Endenergieverbrauch im Verkehrsbereich bis 2020 gegenüber 2005 um ein Zehntel zu senken, "in weite Ferne".

Ein ähnliches Bild zeigt sich laut PwC auch bei den CO2-Emissionen. Diese sind im Verkehrsbereich zwischen 1990 und 2013 nach offiziellen Zahlen des Umweltbundesamtes lediglich um 4,5 Prozent gefallen. Die Bundesregierung will den CO2-Ausstoß bis 2050 gegenüber 1990 um 80 bis 95 Prozent reduzieren. Nach wie vor dominieren die fossilen Energieträger beim Kraftstoffverbrauch mit 94 Prozent. Der Anteil der erneuerbaren Energien liegt mit 4,3 Prozent deutlich hinter dem Strommarkt, wo bereits 27 Prozent des Stromverbrauchs durch regenerative Energien gedeckt wird.

Deutsche geben 205 Mrd. Euro für Mobilität aus

Für ihre Mobilität geben die privaten Haushalte in Deutschland 205 Milliarden Euro und damit 14 Prozent der Konsumausgaben aus, teilte PwC weiter mit. Im Schnitt bedeutet das Aufwendungen von etwa 5.150 Euro pro Haushalt und einen Anstieg von zehn Prozent gegenüber 2009. Die Erhöhung der Ausgaben der vergangenen Jahre sei jedoch nicht auf Energiewende-spezifische Maßnahmen zurück zu führen. „Die Energiewende hat sich bislang weder beim Energieverbrauch noch bei Kosten und CO2-Emissionen positiv auf den Verkehrssektor ausgewirkt“, so Schwieters.

Nach Berechnungen des PwC Energiewende Outlooks waren 2014 der motorisierte Individualverkehr mit einem Anteil von 55 Prozent und der Straßengüterverkehr mit einem Anteil von 23 Prozent maßgeblich für die CO2-Emissionen des Verkehrs in Deutschland verantwortlich. Von fünf Szenarien, die PwC in Form von Modellrechnungen entworfen hat, verspricht das Elektromobilitätsszenario das zukunftsfähigste zu sein. Dabei steigt der Anteil von reinen Elektrofahrzeugen bis 2050 von annähernd 0 auf 39 Prozent. Der Anteil von Hybridfahrzeugen klettert in diesem Szenario von 0,2 auf 26 Prozent. Einzig in diesem Szenario könne das Einsparziel für den Endenergieverbrauch von 40 Prozent bis 2050 erreicht werden.

Noch zu weniger alternative Antriebe auf Deutschlands Straßen

Noch haben sich Fahrzeuge mit einem alternativen Antrieb in Deutschland nicht durchgesetzt: Sie machten 2013 gerade einmal 1,5 Prozent der zugelassenen Fahrzeuge aus. Auch wenn die Wachstumsraten im Jahre 2014 bei Elektrofahrzeugen (+56 Prozent) und bei Hybrid-Fahrzeugen (+26 Prozent), auf den ersten Blick hoch erscheinen, liegen die absoluten Zahlen mit knapp 19.000 bzw. knapp 108.000 Fahrzeugen zum Jahresbeginn 2015 noch auf relativ niedrigem Niveau. Schwieters stellt fest: „Neue Technologien konnten sich bislang nicht durchsetzen. Am ehesten scheint dies noch bei Hybridfahrzeugen möglich zu sein, die die Vorteile aus konventionellem und elektrischem Antrieb miteinander verbinden. Eine Hybridlösung könnte auch das Problem einer unzureichenden Reichweite von Batterien entschärfen, wobei deren Vorteilhaftigkeit vom Energieträgermix Strom/Benzin bzw. Dieselkraftstoff abhängt. Verbraucher brauchen jedoch finanzielle Anreize, damit sie auch tatsächlich auf Fahrzeuge mit alternativem Antrieb umstellen.“ Ein weiteres Ziel müsse es Sicht von Schwieters sein, im Verkehrsbereich den Einsatz erneuerbarer Energien zu forcieren, wenn auch indirekt über den Strombereich. Das würde die Abhängigkeit von Erdöl produzierenden Länder verringern. „Die hohe Importabhängigkeit kann die Versorgungssicherheit in Krisenzeiten gefährden“, so Schwieters.

Die Energiewende im Verkehrssektor ist auch Thema bei der heute gestarteten Nationalen Konferenz der Bundesregierung mit dem Titel „Elektromobilität: Stark in den Markt“ in Berlin. Zwei Tage diskutieren dort Regierungspolitiker und Fachexperten über die Zukunft der Elektromobilität.

Quelle: IWR Online

© IWR, 2015