Pariser Klimagipfel: Vorbereitungen in Bonn laufen auf Hochtouren
Bonn – 2.000 Gäste aus aller Welt tagen in dieser Woche erneut in Bonn mit dem Ziel, das weltweite Klimaschutzabkommen, welches beim Klimagipfel Ende des Jahres in Paris (30.11. bis 11.12.2015) beschlossen werden soll, vorzubereiten. Bislang reichen die von den Staaten eingereichten Ziele noch nicht aus, um den weltweiten Temperaturanstieg auf weniger als zwei Grad Celsius zu begrenzen.
Themen bei der Verhandlungsrunde sind die Anpassung an den Klimawandel. Es geht um die klimawandelbedingten Verluste und Schäden, die nicht mehr zu verhindern sind. Zudem wird über den Technologietransfer in südliche Regionen, die Reduktion der Treibhausgase und natürlich das wichtige Thema der Finanzen diskutiert.
Nachbesserungsrunden und rechtlicher Vertragstext im Fokus
Die zweite von drei UN-Klimaverhandlungsrunden in der Vorbereitungszeit des Pariser Klimagipfels hat an diesem Montag (31.08.2015) begonnen. Unter anderem stehen Nachbesserungsrunden auf der Tagesordnung, die alle fünf Jahre nach dem Gipfel stattfinden sollen, um die Ziele anzupassen. Bei einem informellen Ministertreffen in Paris vor einem Monat waren diese Nachbesserungen weitestgehend auf Zustimmung gestoßen. Sie sollen nun im Verhandlungstext verankert werden.
Ein weiterer Punkt auf der Tagesordnung der Verhandlungsrunde sei die Umsetzung eines Rechtstextes. Bislang existiert ein politischer Text, welcher nun von einer Gruppe von Verhandlungsleitern in einen weiterentwickelten Rechtstext, der die Grundlage des Abkommens sein kann, übersetzt werden soll. Wird dieser Text nicht umgesetzt, könnte Frankreich einen eigenen Text als Grundlage für die Verhandlungen vorlegen. Ob dieser Text von den anderen Staaten akzeptiert wird, ist fraglich.
Germanwatch: Durchbrüche bei Wind-, Solarenergie und Speichern schaffen neue Handlungsspielräume
Christoph Bals, politischer Geschäftsführer bei Germanwatch, hebt die Bedeutung der Nachbesserungen hervor: „Ohne Nachbesserungsrunden würde der Klimaschutz auf die lange Bank geschoben und erst ab 2030 neue Klimaziele festgelegt.“ Dann sei das Ziel der Begrenzung des Temperaturanstiegs auf weniger als zwei Grad Celsius nicht mehr erreichbar. Zudem mache der rasante technische Fortschritt eine Nachbesserung nötig. „Die Durchbrüche bei Wind- und Sonnenenergie sowie die Speichertechnologien zeigen, dass es schon in fünf Jahren neue Handlungsspielräume geben kann, um bis Mitte des Jahrhunderts aus Kohle, Öl und Gas auszusteigen. Wir brauchen deshalb alle fünf Jahre Nachbesserungsrunden für Klimaziele und Klimafinanzierung“, erklärte Bals.
Oxfam: Abkommen wird für ärmste Länder zur Überlebensfrage
Die internationale Nothilfe- und Entwicklungsorganisation Oxfarm ruft derweil dazu auf, vor allem auf die armen Länder im Klimaabkommen Rücksicht zu nehmen. Jan Kowalzig, Klima-Experte bei Oxfarm hält aktuell eine Steigerung der globalen Temperatur von über drei Grad Celsius für wahrscheinlich. Das wäre für viele kleine Inselstaaten und Länder mit langen Dürrezeiten eine „Katastrophe.“ Daher fordert Kowalzig: „Damit die Bonner Zwischenverhandlungen in dieser Sache Fortschritte bringen, müssen sich die reichen Länder bewegen. Das ist für den späteren Erfolg in Paris entscheidend, denn die armen Länder werden Ende des Jahres kaum einem Abkommen zustimmen, in dem sich die reichen Länder aus ihrer Verantwortung stehlen. Das Abkommen muss die reichen Länder zur finanziellen Unterstützung für die armen Länder verpflichten und hierfür auch konkrete Ziele festlegen.“
Quelle: IWR Online
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