23.05.2016, 10:30 Uhr

Windkraftbranche im Norden entsetzt: Habeck bremst Energiewende aus

Husum - Bisher verfolgte das Land Schleswig-Holstein das Ziel, bis zum Jahr 2020 drei Mal so viel Strom aus erneuerbaren Energien zu produzieren, wie es selbst verbraucht, das sogenannte 300-Prozent-Ziel. Mit Energiewende-Minister Robert Habeck ist es nun ausgerechnet ein Grünen-Politiker, der das Erreichen dieses Ziels deutlich nach hinten verschieben will. Die Windbranche zeigt sich irritiert.

Habeck will den Zielzeitpunkt nun deutlich um zehn Jahr auf 2030 nach hinten verschieben und den Windenergiezubau so strecken. Bereits 2014 hatte Habeck angedeutet, dass das 300-Prozent-Ziel "etwas später" erreicht würde. Nun die Festlegung auf 2030 statt auf 2020. Zur Begründung erklärte Habeck, dass das große Ziel im Jahr 2011 "im Grunde ohne Kenntnis der Realität" beschlossen worden sei.

BWE: Aktuelles EE-Ausbautempo zu langsam

Nicole Knudsen, Leiterin der Landesgeschäftsstelle vom Bundesverband Windenergie, sagte: "Wenn Herr Habeck sagt, dass er noch zehn Jahre länger braucht, um drei Mal mehr Strom aus erneuerbaren Energien zu produzieren als im Land verbraucht wird, ist das zum einen den Folgen des OVG-Urteils geschuldet. Andererseits kommt er damit der Politik des Bundeswirtschaftsministers Gabriel entgegen, der das Ausbremsen aller erneuerbaren Energien plant." So schaffe man es nicht, die vorgegebenen Klimaziele zu erreichen, ist Knudse überzeigt: „Wenn wir in dem Tempo weiter machen wie in den vergangenen 18 Monaten, brauchen wir rund 150 Jahre, um das 2-Grad-Klimaziel von Paris zu erreichen - das kann nicht das Ziel einer grünen Politik sein."

Sektorkopplung: Grüner Strom wird auch für Mobilität und Wärme benötigt

Tatsächlich scheint die Branche schon viel weiter zu sein als die Politik, so der BWE. Strom, der nicht eingespeist werden kann, werde für Mobilität und Wärme dringend benötigt. Ein Ansatz, der unter dem Stichwort "Sektorkopplung" firmiert. Laut BWE reicht es aus, einige wenige Paragraphen zu präzisieren. Dann könne die Windbranche sofort damit starten, Schleswig-Holstein zum "echten Modellland für die Nutzung sauberen Stroms in den Bereichen Strom, Wärme und Mobilität" zu machen. Die Menschen und die Branche würden die Energiewende und nicht eine Stromwende verlangen. Knudsen: "Wir fordern die Politik auf, die erneuerbaren Energien endlich in die Märkte zu lassen. Was wir brauchen ist eine verlässliche Politik, die Tempo macht und nicht auf der Bremse steht."

Quelle: IWR Online

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