16.06.2016, 15:18 Uhr

Elektrofahrzeuge als Leistungsreserve für das Stromnetz geeignet

Niestetal / Hamburg – Die Kooperations- und Forschungspartner Volkswagen, Lichtblick, SMA sowie das Fraunhofer Institut Windenergie und Energiesystemtechnik (IWES) haben gezeigt, dass durch die Einbindung von Elektrofahrzeugen Schwankungen im Stromnetz aufgefangen werden können. Eine wichtige Option für das weitere Vorankommen der Energiewende.

Die vier Partner haben den Abschlussbericht zu dem von der Bundesregierung zum "Leuchtturmprojekt der Elektromobilität" erklärten Unterfangen INEES (Intelligente Netzanbindung von Elektrofahrzeugen zur Erbringung von Systemdienstleistungen) abgeliefert. Dieser Bericht enthält wichtige Erkenntnisse für die Anbindung von Elektrofahrzeugen an das öffentliche Stromnetz.

Elektroauto-Batterien werden zum virtuellen, rollenden Stromspeicher

Immer mehr lokale, flexible Einheiten (z.B. Photovoltaik- oder Windkraftanlagen, Blockheizkraftwerke etc.) erzeugen Strom und unterliegen dabei oft unterschiedlichen Faktoren wie Sonneneinstrahlung oder Windaufkommen. Im Rahmen des Forschungsprojektes INEES, das im Zeitraum Juni 2012 bis Ende 2015 durchgeführt wurde, ging es um die Möglichkeit, durch einen Pool von Elektrofahrzeugen eine ausgleichende und stabilisierende Wirkung auf die Stromnetze zu erreichen. Die aggregierten Batterien der Elektrofahrzeuge sollten einen verbrauchsnahen Stromspeicher signifikanter Größe bilden, der die Schwankungen im Stromnetz ausgleichen kann. Die Fahrzeuge konnten sowohl Strom laden, als auch Energie zurück in das Stromnetz liefern. Dieses Konzept wurde in einem einjährigen Flottenversuch umgesetzt. Hierfür hat die SMA Solar Technology AG eine als Experimentiersystem konzipierte, bidirektionale DC-Ladestation entwickelt und eine Kleinserie von 40 Geräten gefertigt. Volkswagen hat 20 Elektroautos Typ e-up! mit einer bidirektionalen Ladefunktion ausgestattet und eine Kommunikationsanbindung zwischen Ladesteuerung und Volkswagen-Backend eingebaut.

Anreizsystem für Freigabe von Batteriekapazitäten

Als Nutzerschnittstelle wurde zudem eine Mobiltelefon-App entwickelt. So konnten die Teilnehmer des Flottenversuchs testen, wie sich ihr persönliches Fahrverhalten und die Anforderungen des Strommarktes miteinander verbinden lassen. Sie haben ihre Fahrzeugbatterie zur Unterstützung des Stromnetzes freigegeben und dabei grundsätzlich keine Einschränkungen in ihrer alltäglichen Mobilität festgestellt. Dazu hat auch das im Projekt entwickelte Anreizsystem in Form einer Prämie beigetragen. Diese haben die Teilnehmer erhalten, sobald sie einen Teil ihrer Batteriekapazität für die energiewirtschaftliche Nutzung freigaben.

Elektrofahrzeuge bieten Leistungsreserve mit hoher Sicherheit und kurzer Reaktionszeit

Das Energie- und IT-Unternehmen Lichtblick hat die Elektrofahrzeuge über seine Steuerungssoftware Schwarmdirigent in den Energiemarkt eingebunden. Das Ergebnis: Elektrofahrzeuge können mit hoher Sicherheit und kurzer Reaktionszeit eine Leistungsreserve für das Stromnetz bereitstellen. Die energiewirtschaftliche Analyse hat ergeben, dass die Erbringung von Regelleistung durch einen Elektrofahrzeugpool unter den aktuellen Rahmenbedingungen derzeit aber noch nicht rentabel ist. Geplante Gesetzesänderungen, technische Weiterentwicklungen und der Wandel des Energiesystems können die Wirtschaftlichkeit in Zukunft deutlich verbessern. Die Analysen des Fraunhofer IWES zur Belastung der Verteilnetze haben zudem ergeben, dass nur in heute schon stark belasteten Netzausläufern kurzfristig mit Engpässen zu rechnen ist. Mittelfristig seien Belastungsänderungen in den Netzausbau einzuplanen.

Quelle: IWR Online

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