16.06.2016, 16:45 Uhr

Strom: Warum der Netzentwicklungs-Plan 2025 gestoppt wird

Bonn – Bis Ende 2015 waren die vier Übertragungsnetzbetreiber in Deutschland verpflichtet, einen Netzentwicklungsplan pro Jahr zu erstellen. Diese Pläne bauen auf einem sogenannten Szenariorahmen auf und beinhalten diejenigen Maßnahmen, die zum Netzausbau in den nächsten Jahren notwendig sind. Doch das noch unvollendete Verfahren für den aktuellen Netzentwicklungsplan 2025 wird nun nicht weiter fortgeführt.

Der Stopp gilt dabei nicht nur für den Netzentwicklungsplan (NEP), sondern auch für den dazugehörigen Umweltbericht, in dem die Bundesnetzagentur die möglichen Umweltauswirkungen der Maßnahmen beschreibt. Eigentlich wären im nächsten Schritt die Stellungnahmen durch Behörden, Verbände und die Öffentlichkeit zum überarbeiteten NEP-Entwurf fällig gewesen, was beim Offshore-Netzentwicklungsplan (O-NEP) 2025 nun auch geschieht. Doch aufgrund des geänderten Szenarios, dass die Bundesregierung mit ihren Kabinettsbeschlüssen zum Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) 2016 umrissen hat, wird der landseitige NEP 2025 obsolet.

EEG-Beschlüsse entwerten Netzentwicklungsplan 2025

Mit den Beschlüssen rund um das EEG hat die Bundesregierung sowohl die geplanten Ausbaukorridore für erneuerbare Energien als auch die Art des Netzausbaus verändert. Zwar weichen die Plan-Ausbaukorridore in den einzelnen regenerativen Energiesparten teilweise nur geringfügig von den Vorgänger-Regelungen ab und sind zudem in der Realität meist erheblich verfehlt worden, dennoch sind diese Planzahlen maßgeblich. Das verändert dementsprechend die Szenarien der Energieversorgung und bedingt eine Anpassung des Szenariorahmens. Ein weiterer Beschluss, der die Rahmenbedingungen des Netzausbaus beeinflusst, ist der von der Regierung beschlossene Vorrang für Erdkabel. Bundeswirtschaftsminster Sigmar Gabriel redet in diesem Zusammenhang auch gerne von einer Beschleunigung für den Netzausbau. Der Vorrang für Erdkabel wirke nicht als Bremsklotz, sondern als Eisbrecher, betonte Gabriel bei der Verkündung der Beschlüsse.

Energiewende-Dynamik überrollt Planungsverfahren beim Netzausbau

Doch zunächst einmal wirken die Energiewende-Beschlüsse ineffizient und haben einen weit fortgeschrittenen Planungsprozess quasi völlig entwertet. Der Anpassungsdruck im Rahmen der Energiewende ist offenbar zu hoch und die Planungsprozesse beim Netzausbau dafür nicht ausgelegt. Immerhin gilt seit 2016 für die Erstellung der NEP nun ein Zwei-Jahres-Rhythmus statt einer jährlichen Erstellung. Zudem sind die Betrachtungszeiträume wie auch beim Szenariorahmen flexibilisiert worden. Allerdings weisen die Übertragungsnetzbetreiber darauf hin, dass trotz des neuen Zwei-Jahres-Rhythmus nur sehr wenig Zeit für die Erstellung des NEP vorgesehen sei. Die Vorbereitungen für den Szenariorahmen zum nächsten NEP laufen bereits.

Bis zu fünf Offshore-Netzanbindungssysteme erforderlich

Wie geplant läuft es hingegen beim O-NEP 2025. In der nun gestarteten Konsultationsphase können Behörden, Verbände und die gesamte Öffentlichkeit bis zum 9. August 2016 Stellung nehmen zum überarbeiteten Entwurf der Übertragungsnetzbetreiber. Der Entwurf enthält die Optimierungs-, Verstärkungs- und Ausbaumaßnahmen, die zur Anbindung von Offshore-Windparks aus Sicht von Tennet, 50Hertz & Co. bis 2025 notwendig werden. Nach den vorläufigen Prüfungsergebnissen hält die Bundesnetzagentur aktuell drei Anbindungssysteme in der Nordsee und ein Anbindungssystem in der Ostsee für erforderlich. Tritt das Gesetz zur Entwicklung und Förderung der Windenergie auf See (WindSeeG) in der von der Bundesregierung vorgeschlagenen Form in Kraft, wäre in der Nordsee darüber hinaus ein viertes Anbindungssystem bestätigungsfähig, teilte die Bundesnetzagentur mit.

Quelle: IWR Online

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