01.09.2017, 08:00 Uhr

Verkehrswende und Elektromobilität in turbulenten Zeiten

Hamburg – Das Thema Verkehrswende hat die Energiewende als Wahlkampfthema endgültig abgelöst. Trotz der neuen inhaltlichen Debattenausrichtung ist die politische Polarisierung geblieben. Greenpeace skizziert unterdessen ein ambitioniertes Verkehrswende-Szenario.

In der Debatte um die Zukunft der Mobilität und der Verbrennungsmotoren legt CSU-Chef Horst Seehofer nach und lehnt eine mögliche Koalition mit den Grünen nun immer stärker ab. Der Grund dafür sind demnach die unterschiedlichen Vorstellungen in der Verkehrspolitik.

CSU-Chef sieht sinkende Chancen für Koalition mit den Grünen

In dieser Woche standen die Positionen der Grünen und der CSU erneut im Mittelpunkt. Auch nachdem in England der Verbrennungsmotor bereits ab 2040 verboten ist, Frankreich ein Verbot ab 2040, Norwegen ab 2025 plant und China eine E-Quote im nächsten Jahr vorsieht, plädiert CSU-Chef Horst Seehofer für das pure Festhalten am Verbrennungsmotor. Grünen-Chef Cem Özdemir will zumindest die Einleitung in das Ende der Ära des fossilen Verbrennungsmotors in Koalitionsgesprächen verhandelt wissen. Nun erklärte Seehofer seinerseits, dass die Grünen die Gesprächsbereitschaft der CSU zuletzt „kräftig verspielt“ hätten, unter anderem auch wegen der verkehrspolitischen Vorstellungen.

Greenpeace-Studie: Autobestand wird bis 2035 mehr als halbiert

Laut einer aktuellen Studie des Wuppertal Instituts im Auftrag von Greenpeace mit dem Titel "Verkehrswende für Deutschland" könnte Deutschland bis zum Jahr 2035 ohne Öl auskommen. Der Bahn- und Radverkehr sowie das Angebot gemeinsam genutzter Elektroautos könnte soweit ausgebaut werden, dass danach alle Wege in Deutschland ohne klimaschädliche Verbrennungsmotoren zurückgelegt werden. Der Anteil von Radverkehr und öffentlichem Verkehr müsse sich bis zum Jahr 2035 verdoppeln, heißt es. Das eigene Auto in Städten verliere zudem an Bedeutung: In dem Szenario wird davon ausgegangen, dass sich die Zahl der Privatautos bis zum Jahr 2035 gegenüber 2015 von 548 auf 200 Personenkraftwagen (PKW) pro 1.000 Einwohner drastisch verringert. Der Transport von Gütern soll sich bis 2035 größtenteils von der Straße auf die Schiene verlagern.

Studie: Bevölkerung will regenerativen Strom für Elektromobilität

Laut einer neuen Befragung im Auftrag des Clusters Erneuerbare Energien Hamburg (EEHH) zum Thema Elektromobilität glaubt jeder dritte Bundesbürger, dass Elektroautos auch beim aktuellen Strommix bessere Treibhausemissionen aufweisen als Autos mit Verbrennungsmotor. Das ist laut EEHH aber nur bezogen auf den CO2-Ausstoß im Betrieb richtig, nicht aber, wenn man die CO2-Bilanz einer konventionellen Herstellung für den Akku-Speicher einbezieht. Dies hatte zuletzt eine kontrovers diskutierte Metastudie aus Schweden ergeben. 70 Prozent der Befragten in Deutschland sehen zudem im schnelleren Ausbau der erneuerbaren Energien eine Grundvoraussetzung für die vermehrte Verbreitung von Elektroautos. „Diese Aussage zeigt sehr deutlich, dass es hierzulande ein hohes Bewusstsein für das Thema Energiewende im Zusammenhang mit Elektromobilität gibt“, kommentiert Jan Rispens, Geschäftsführer vom Cluster Erneuerbare Energien Hamburg.

Quelle: IWR Online

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