08.04.2019, 15:52 Uhr

IG BCE fordert Vereinbarung von Klimaschutz und Beschäftigung


© IB BCE

Hannover - Die Auswirkungen des Klimaschutzes auf die Beschäftigung in der Industrie werden kontrovers diskutiert. Am Wochenende hat sich die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) zu dem Thema geäußert. Sie fordert, den Wandel so zu gestalten, dass die Beschäftigung in Deutschland deutlich gestärkt wird.

Am Wochenende hat die IG BCE sich auf einer Gewerkschaftsveranstaltung in Haltern am See (NRW) zur Energiewende in Deutschland geäußert. Ihr Vorsitzender, Michael Vassiliadis, fordert von der Politik mehr Realismus bei der Umsetzung der Energiewende.

Klimawende gelingt nur, wenn sie nicht als Jobkiller wahrgenommen wird

Im Rahmen einer Pressekonferenz der Gewerkschaft IG BCE hat ihr Vorsitzender, Michael Vassiliadis, den Entwurf des Klimaschutzgesetztes von Umweltministerin Svenja Schulze kritisiert. Auf der einen Seite würden Klimaschutzziele formuliert, die noch ambitionierter sind, als sie in der EU gelten. Gleichzeitig blieben mögliche Folgen für die Beschäftigung und Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands unerwähnt.

Mit Blick auf den Klimaschutzziele fordert die IG BCE einen „Innovations- und Investitionsturbo“, um den klimagerechten Wandel der Industriegesellschaft zu einem Jobmotor für den Standort Deutschland zu machen. Die Bundesregierung muss nach Einschätzung des IG BCE-Vorsitzenden Michael Vassiliadis mehr Transformation wagen. Das Klimakabinett, das jetzt seine Arbeit aufnimmt, müsse das Fördern über das Fordern stellen, um einen Modernisierungsschub im Land auszulösen, so Vassiliadis.

Die IG-BCE-eigene „Stiftung Arbeit und Umwelt“ hat zusammen mit der Prognos AG berechnet, welche Herausforderungen der Umbau des Industriestandortes mit sich bringt. Darin werde deutlich, dass bis 2050 der Beschäftigungsrückgang in den Energie- und energieintensiven Industrien relativ stärker ausfallen dürfte als das - vor allem demografisch bedingte - Minus über alle Wirtschaftszweige. Vassiliadis warnt vor diesem Hintergrund davor, dass gute Industriearbeit in einem gefährlichen Ausmaß verloren gehen könnte. “Die Klimawende werde nur gelingen, wenn sie Menschen und Wirtschaft neue Perspektiven aufzeige - und nicht als Jobkiller wahrgenommen werde“.

Schnelles Handeln im Energiesektor

Für den Energiesektor mahnt der Gewerkschaftsboss daher an, dass die Politik den Ende Januar gefundenen Kompromiss der Kohle-Kommission schnell und eins zu eins umsetzt, und die Politik für Klarheit und Planungssicherheit sorgen muss. Schließlich müsse das Abschalten von Kohle- und Kernkraftwerken gleichzeitig kompensiert werden. Dazu brauche es eine Investitionsoffensive in Anlagen und Netze, von der Deutschland derzeit noch weit entfernt sei.

Technologieoffenheit im Verkehrssektor

Für den Bereich Verkehr und Mobilität warnt die IG BCE vor einer ausschließlichen Fokussierung auf die Elektromobilität, da sie längst nicht allen Mobilitätsanforderungen gerecht werde, v.a. nicht im Güterverkehr. Vassiliadis fordert, mehrere Technologien parallel und gleichberechtigt voranzutreiben.

Vorrang für treibhausgasneutrale Produktion in Deutschland

Darüber hinaus betont Vassiliadis, dass sich die IG BCE bei Politik und in den Unternehmen nachdrücklich dafür einsetzen will, dass treibhausgasneutrale Produktion zuerst an den deutschen Standorten entstehe - und zwar bevor die konventionellen Anlagen abgeschaltet würden. Deutsche Klimaziele zu erreichen, indem man die energieintensive Produktion ins Ausland abwandern lasse, könne keine Option sein.

Quelle: IWR Online

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