04.05.2012, 10:03 Uhr

Deutscher Wetterdienst: Klimawandel bringt Probleme

Berlin – Nach Einschätzung von Dr. Paul Becker, Vizepräsident des Deutschen Wetterdienstes (DWD), ist der Klimawandel weltweit in vollem Gange und bringt Herausforderungen mit sich, die nur auf Basis internationaler Zusammenarbeit bewältigt werden können. Diesen Standpunkt äußerte Becker auf der jährlichen Klima-Pressekonferenz der Bundesbehörde in Berlin. Der DWD-Vizepräsident erklärte: "Der langfristige Trend zu steigenden Temperaturen ist in Deutschland und weltweit ungebrochen. Kein Land wird von den Folgen des Klimawandels verschont bleiben und kein Land kann diese Herausforderung alleine stemmen. Es kommt deshalb darauf an, weltweit und in Deutschland das Thema Klimawandel zu institutionalisieren. Die Ergebnisse der Klimaforschung müssen bei Bund, Ländern und Kommunen umfassend in Entwicklungspläne und gesetzliche Regelungen einfließen. Wenn dies gelingt, haben wir eine Grundlage gelegt, um die Folgen des Klimawandels in Deutschland erfolgreich zu bewältigen."

Lob für Einrichtung der internationalen Austauschplattform GFCS

Deutschland sei dabei schon gut vorangekommen. Zum Beispiel konnte durch Verwaltungsvereinbarungen zwischen fast allen Bundesländern und dem nationalen Wetterdienst zu Themen wie Klimaberatung und Klimaanpassung eine rechtliche Grundlage für eine erfolgreiche Zusammenarbeit gelegt werden. Als positives internationales Beispiel stellte Becker eine Initiative der Weltorganisation für Meteorologie (WMO), einer Unterorganisation der Vereinten Nationen, vor. Ziel des Global Framework for Climate Services (GFCS) sei, den weltweiten Austausch von Wissen über den Klimawandel zu vertiefen. Vor allem aber solle für die gegenseitige Hilfe bei der Anpassung an die Klimaänderung ein internationaler Rahmen geschaffen werden. Becker: "Wir nennen das Capacity Building. Das soll vor allem den ärmeren Ländern helfen, sich bei der Anpassung selbst zu helfen. Hat GFCS Erfolg, wird das langfristig - und das ist nicht nur ein moralisches sondern auch ein sicherheitspolitisches Argument - auch den Industriestaaten helfen. Ich nenne hier nur das Stichwort Klimaflüchtlinge". Die deutschen Beiträge zu GFCS würden durch den DWD koordiniert.

Trend zu steigenden Temperaturen ist ungebrochen

Der DWD warnte davor, die mit dem Klimawandel einhergehende Temperaturerhöhung in Frage zu stellen. Zwar würden immer wieder wärmere und kältere Jahre oder über mehrere Jahre stagnierende Temperaturen auftreten. Diese für das Klima typische Variabilität ändere aber nichts am langfristigen Trend. Ein Blick auf die Fakten sorge da für Klarheit: Unter anderem sei das Jahr 2011 weltweit mit einer Mitteltemperatur von 14,4 Grad Celsius (°C) etwa 0,4 Grad wärmer als das vieljährige Mittel gewesen. In den vergangenen 30 Jahren waren weltweit 28 Jahre zu warm.

Klimawandel wird Großwetterlagen verändern

Ein Ergebnis der Forschung sei, dass der Klimawandel die Wetterlagen verändern werde. Aus dem Fernsehen bekannte Beispiele für Wetterlagen sind das Azorenhoch und die nordatlantischen Tiefs. "Wir müssen uns darauf einstellen, dass unsere Wetterküche durch den Klimawandel kräftig in Bewegung gebracht wird", erläutert DWD-Experte Klaus-Jürgen Schreiber die künftigen Veränderungen. Betroffen sei das gesamte Wettergeschehen mit Temperatur, Windstärke, Windrichtung, Niederschlag und Wetterextremen wie Starkregen, Böen oder Gewittern.

In Deutschland mehr nasse und milde Winter

Unter dem Strich werde der Klimawandel vor allem im Winterhalbjahr mehr regenreiche Tiefdruckgebiete aus dem Westen und vermehrt gefährliche Starkniederschläge bringen. Die Winter in Deutschland würden bis zum Ende des Jahrhunderts im Mittel nasser und milder. Das müsse vor allem den Hochwasserschutz interessieren. Im Sommer würden solche feuchten, regenreichen Wetterlagen hingegen seltener. Das führe zu mehr Trockenheit und tendenziell mehr Dürren, Niedrigwasser und Risiken im Wassermanagement. Davon betroffen seien vor allem die Landwirtschaft, aber auch Energieversorger und Wasserwerke. Schreiber: "Es ist nun Sache der Politik, daraus die Konsequenzen zu ziehen und für eine frühzeitige Anpassung an den Klimawandel zu sorgen."

Wetter und Klimawandel


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