28.01.2014, 15:32 Uhr

Energiewende: Politik beschleunigt Jobabbau in der grünen Industrie

Münster - Der aktuelle Zick-Zack-Kurs der Bundesregierung beschleunigt den Stellenabbau in der grünen Industrie. Jüngstes Beispiel ist Areva Wind.

Der in Bremerhaven ansässige Hersteller von Windenergieanlagen hat der Belegschaft im Rahmen einer Betriebsversammlung mitgeteilt, mehrere Hundert Mitarbeiter zu entlassen, bzw. nicht weiter zu beschäftigen.

Stellenabbau bei Areva Wind – Druck durch EEG-Reform

Rund 160 Festangestellte an den Standorten Bremerhaven, Stade und Bremen sollen ihre Jobs verlieren. Darüber hinaus werden befristete Verträge, die noch bis Ende Februar 2014 laufen, nicht verlängert. Auch sollen rund 250 Leiharbeitnehmer betroffen sein. Diese Zahlen nannte Karsten Behrenwald, Geschäftsführer der IG Metall Bremerhaven gegenüber IWR Online. Die Entlassung von insgesamt 160 Festangestellten sei zudem von Areva Wind bestätigt worden, heißt es beim NDR.

Während Areva Wind sich auf die Herstellung von Anlagen für den Einsatz in Offshore-Windparks konzentriert, dürfte auch der Druck auf die Onshore-Branche wachsen. Der von der Bundesregierung im Rahmen des Reformpapiers zum Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) angekündigte Ausbaudeckel der Onshore-Windenergie sieht vor, dass hierzulande pro Jahr max. 2.500 Megawatt (MW) Windkraft-Leistung hinzukommen sollen. Zudem sollen demnach die Einspeisetarife bei der Onshore-Windenergie gekürzt werden.

Beschäftigung in der Solarbranche seit 2011 halbiert

Besonders stark betroffen von den wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen ist aber die Solarbranche. Während es im Jahr 2011 nach Angaben des Bundesverbandes Solarwirtschaft (BSW) noch über 128.000 Beschäftigte gab, waren es im Jahr 2012 mit rd. 100.000 bereits über 20 Prozent weniger. Noch deutlicher war der Rückgang 2013. Nach vorläufigen BSW-Zahlen waren Ende des Jahres nur noch 60.000 Beschäftigte in der Solarbranche tätig. Begleitet wird der Beschäftigungsabbau durch zahlreiche Insolvenzen von z.T. etablierten Branchen-Unternehmen wie Solon (November 2011), Q-Cells (April 2012), Centrotherm (Juli 2012) oder Sunways (Mai 2013). Immherin ist Centrotherm inziwschen wieder liquide. Solarworld ist der Insovlenz durch eine zähe finanzielle Restrukturierung nur knapp entgangen.

Einschnitte bei Solartarifen übertreffen die Kosteneinsparungen

Verantwortlich für den Rückgang der Beschäftigung ist auf dem PV-Sektor zum einen der harte internationale Verdrängungswettbewerb, ausgelöst durch den massiven Preisrückgang infolge des expansiven Aufbaus von Produktionskapazitäten in asiatischen Ländern, insbesondere in China. Während chinesische Hersteller, gestützt durch die staatliche Wirtschaftspolitik, z.T. unter Herstellungskosten anbieten können und im Wettbewerb dominieren, haben deutsche und europäische Hersteller das Nachsehen. Viele Pleiten und Geschäftsniederlegungen sind aber auch das Resultat der hohen Vergütungseinschnitte in den letzten eineinhalb Jahren. Die Preise schlüsselfertiger Solarsysteme seien seit Anfang 2012 um beachtliche 25 Prozent gesenkt worden, die Vergütung habe man aber gleichzeitig um über 50 Prozent gekappt und sie sinke in rasantem Tempo monatlich weiter, erklärte der BSW gegenüber IWR-Online. In der Folge dieser Kürzungen sei die Photovoltaik-Nachfrage 2013 um über 50 Prozent eingebrochen.

Beschäftigungs-Rückgang auch in der Biogasbranche

Alarmsignale sendet auch die Biogasbranche, in der immer mehr Unternehmensinsolvenzen zu beklagen sind. Prominentes Opfer in dieser Reihe ist die börsennotierte Biogas Nord AG, gegen die im Septebmer 2013 das Insolvenzverfahren eröffnet wurde.

Doch auch viele andere Biogas-Unternehmen haben zu kämpfen. Während 2011 noch rund 63.000 Arbeitskräfte in dieser Branche beschäftigt waren, ist der Beitrag zur Arbeitsplatzsicherung 2012 um fast 30 Prozent auf knapp 45.500 Beschäftigte zurückgegangen. Eine Prognose des Fachverbandes Biogas bestätigt den abnehmenden Trend. Der Fachverband erwartet, dass die Zahl der Beschäftigten 2013 auf unter 40.000 gefallen sein könnte. Sollte die geplante EEG-Reform in ihrer aktuellen Version umgesetzt werden, ist darüber hinaus der weitere Verlust von Arbeitsplätzen zu erwarten, so der Fachverband.


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