14.09.2017, 17:25 Uhr

Forscher prüfen Bau von Pumpspeicher-Kraftwerken unter der Erde

Bochum - Die großtechnische Speicherung von elektrischer Energie erfolgt vor allem in oberirdischen Pumpspeicher-Kraftwerken. Der Eingriff in die Natur ist erheblich. Forscher aus Nordrhein-Westfalen wollen ein Speicher-Kraftwerk nun unter die Erde verlegen.

Im Ruhrgebiet ist aus der Zeit der Kohleförderung noch ein weitverzweigtes Stollensystem vorhanden. Ingenieure der Ruhr-Universität Bochum (RUB) gemeinsam mit Partnern von der Universität Duisburg-Essen (UDE) die Machbarkeit eines unterirdischen Pumpspeicherkraftwerks auf dem Gelände der Kohlezeche Prosper-Haniel in Bottrop.

Weltweites Novum: Zwei Seen auf unterschiedlichen Höhen ober- und unterirdisch

Normalerweise befinden sich Pumpspeicher-Kraftwerke oberirdisch an Orten, die es erlauben, zwei Seen auf verschiedenen Höhen zu verbinden, zum Beispiel einen gestauten Fluss und einen künstlichen See auf einem Berg. Wird Strom erzeugt, der gerade nicht benötigt wird, treibt man damit Pumpen an, die das Wasser in den oberen See befördern. Bei Strombedarf wird das Wasser wieder abgelassen, wobei es Turbinen antreibt, die wiederum Strom erzeugen. Ein unterirdisches Pumpspeicherkraftwerk in Bottrop wäre das erste weltweit. Dabei befindet sich über Tage ein künstlicher See. Anstelle eines weiteren Sees liegt der untere Wasserspeicher tief unter der Erde.

Umsetzung eines unterirdischen Pumpspeicherkraftwerks noch ungewiss

Ob ein solches Speicherkraftwerk gebaut wird, ist derzeit noch nicht absehbar. „Der Reiz an Zechenstandorten liegt darin, dass man vorhandene Infrastrukturen nutzen könnte“, so Prof. Dr. Hermann-Josef Wagner vom Lehrstuhl für Energiesysteme und Energiewirtschaft der RUB. „Man könnte zum Beispiel einen vorhandenen Stollen als Wasserspeicher umfunktionieren.“ Bei der Überprüfung stellte sich aber heraus, dass es unter wirtschaftlichen Aspekten teilweise sinnvoller wäre neue Strukturen zu bauen. „Es wäre zum Beispiel aufwendiger, wie ursprünglich geplant alte Stollen wasserdicht zu isolieren und als unterirdischen Wasserspeicher zu nutzen, als einen neuen Stollen anzulegen“, erklärt Wagner.

Wirtschaftlichkeit im Vordergrund

Zurzeit beschäftigen sich die Forscher mit der Frage, wie man ein unterirdisches Pumpspeicherkraftwerk auslegen müsste, um es wirtschaftlich betreiben zu können. Rund 40 Kubikmeter Wasser müssten pro Sekunde durch die Turbinen fließen, damit das Kraftwerk Strom zu einem konkurrenzfähigen Marktpreis erzeugen kann. Da stellt sich auch die Frage, welche Art von Turbine am besten geeignet ist. Ein wichtiger Aspekt der laufenden zweiten Projektphase ist es, mögliche Betreiber für das Pumpspeicherkraftwerk zu finden. Hermann-Josef Wagner hofft, dass das unterirdische Pumpspeicherkraftwerk auf dem Gelände der Zeche Prosper-Haniel gebaut wird. Schon alleine, weil es das erste weltweit wäre – „eine Riesenattraktion“, sagt er.

Quelle: IWR Online

© IWR, 2017