13.03.2025, 12:58 Uhr

Fraunhofer ISE Analyse zeigt: Leistung von Solarmodulen wird von Herstellern oft zu hoch angegeben


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Freiburg - Ein Forschungsteam des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme (Fraunhofer ISE) hat über 70.000 Leistungsmessungen an Photovoltaik-Modulen ausgewertet. Im Fokus stand dabei die Frage, inwieweit die tatsächlich gemessenen Leistungen der Solarmodule von der PV-Leistungsangabe der Hersteller abweichen.

Bei der Auswertung von Leistungsmessungen an PV-Modulen, die seit 2012 im Kalibrierlabor CalLab PV Modules des Fraunhofer ISE durchgeführt wurden haben die Forschenden festgestellt, dass die negative Diskrepanz zwischen der Leistungsangabe der PV-Modulhersteller und den Messergebnissen des Forschungsinstituts seit etwa 2017 ansteigt. Bis zum Jahr 2016 wurde im Labor im Durchschnitt mehr Leistung gemessen als vom Hersteller versprochen. Seither ist ein negativer Trend zu erkennen, der sich insbesondere in den Jahren 2020 bis 2023 abzeichnet und zu einer durchschnittlichen Minderleistung von etwa 1,3 Prozent führte. Neueste Daten aus dem Jahr 2024 zeigen eine leichte Trendwende.

Negative Abweichung zwischen Hersteller-Angabe und Fraunhofer ISE-Überprüfung 2023 am höchsten

Das CalLab PV Modules des Fraunhofer ISE hat seit 2012 über 70.000 Solarmodule unter standardisierten Bedingungen untersucht. Für eine übergreifende Überprüfung der Leistungskonformität haben Wissenschaftler des Instituts auf diese umfangreiche Datengrundlage zurückgegriffen und sie statistisch ausgewertet.

Unter Berücksichtigung von einigen Datenfiltern, die aus statistisch-methodischen Gründen erforderlich waren, wurden von den gesammelten Leistungsmessungen letztendlich 1.034 Messungen von monokristallinen Silizium PV-Modulen ausgewertet.

Die Analyse der Leistungsmessungen der PV-Modulen zeigt, dass von 2012 bis 2016 Messabweichungen im üblichen Bereich existierten, der Unterschied lag im Durchschnitt stets unter einem Prozent. Insbesondere wurden häufig auch positive Abweichungen gemessen. Im Jahr 2016 lag der Unterschied zwischen den Leistungsangaben des Herstellers und der gemessenen Leistung im Labor des Instituts bei durchschnittlich 0,6 Prozent. Seitdem zeigen die Daten allerdings einen negativen Trend. „Für das Jahr 2023 gipfelte das in einer negativen Abweichung zwischen Hersteller-Angabe und unserer Überprüfung von etwa 1,3 Prozent. Eine positive Abweichung wurde so gut wie nicht mehr beobachtet“, so Daniel Phillip, Leiter der Abteilung Modulcharakterisierung und Zuverlässigkeit am Fraunhofer ISE.

Bereits im Jahr 2024 veröffentlichten die Wissenschaftler eine Statistik zur angegebenen und im Labor gemessenen Leistung. Im Rahmen des 40. PV-Symposiums in Bad Staffelstein haben sie jetzt aktualisierte Daten zur Leistungskonformität vorgestellt, die nun auch die erhobenen Daten aus 2024 beinhalten. „Im Jahr 2024 beobachten wir eine leichte Trendwende, aber immer noch im Mittel starke negative Abweichungen von 1,2 Prozent“, erklärte Philipp. Dies könnte ein Hinweis darauf sein, dass die Herstellerfirmen die Tendenz zu „optimistischen“ Leistungsangaben als Problem erkannt haben. „Wenn wir davon ausgehen, dass unsere Daten repräsentativ für den deutschen Installationsmarkt sind, entspricht eine durchschnittliche Minderleistung von 1,2 Prozent bei einem Zubau von 16,2 Gigawatt im Jahr 2024 einer Gesamtleistung von etwa 195 Megawatt“, so Philipp weiter. Dies entspricht der Nennleistung von einem der größten Solarparks in Deutschland.

„Die Erkenntnisse machen auch deutlich, wie wichtig eine verlässliche, kontinuierliche und unabhängige Infrastruktur zur Qualitätsüberprüfung von PV-Modulen ist, gerade auch dann, wenn für den deutschen und europäischen PV-Markt eine über 90-prozentige Importabhängigkeit bei den PV-Komponenten vorliegt“, so Prof. Andreas Bett, Institutsleiter am Fraunhofer ISE.

Umfassende Datenfilterung für repräsentatives Ergebnis

Die Daten wurden für die Auswertung nach geeigneten Kriterien gefiltert. Zunächst entfernten die Wissenschaftler inkonsistente Daten, beispielweise Module ohne Seriennummer, Typenbezeichnung, defekte Module und Module ohne Nominalwert. Danach wurden weitere Filter angewendet, die statistische Verzerrungen zum Beispiel aufgrund der unterschiedlichen Prüfmusteranzahl je Messkampagne des gleichen Projekts und Typs ausschließen und die sicherstellen, dass nur Messdaten von neuwertigen Modulen in die Auswertung flossen.

Um ein Ergebnis zu erzielen, dass vor allem repräsentativ für Modulabnehmer ist, wurden darüber hinaus nur Daten aus Projekten betrachtet, bei denen der Auftraggeber und der Hersteller nicht übereinstimmen. Außerdem wurden nur Modulhersteller in die Betrachtung einbezogen, die im jeweiligen Betrachtungsjahr zu den Top 10 Herstellen gehörten, so dass insgesamt Module von 15 Herstellern für die Auswertung berücksichtigt wurden.

Dank umfassender Maßnahmen zur Qualitätssicherung kann das CalLab PV Modules des Fraunhofer ISE ein stabiles Kalibrierniveau über viele Jahre nachweisen, was sich auch in regelmäßigen Ringvergleichen zeigt. Nur dadurch können robuste Schlussfolgerungen aus solchen statistischen Langzeitbeobachtungen gezogen werden, betont Fraunhofer ISE.

Quelle: IWR Online

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