21.06.2013, 09:34 Uhr

Gefährdet die Energiewende die deutsche Industrie?

Münster – Im Laufe der Energiewende sind immer mehr energieintensive Unternehmen von den anfallenden Kosten zum Ausbau einer nachhaltigen Energieversorgung entlastet worden. Die Ausnahmeregelungen sind insbesondere eingeführt, damit der deutschen Industrie keine Nachteile im internationalen Wettbewerb entstehen. Nachdem das Bundeswirtschaftsministerium und das Bundesumweltministerium Einschnitte bei den EEG-Ausnahmeregelungen im Rahmen der Strompreisbremse vorgeschlagen haben, um die Belastung der übrigen Verbraucher zu reduzieren, verteidigte der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) die bestehende Regelung damit, dass die Vorschläge ein zu großes Risiko für die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft darstellen würden. BDI-Präsident Ulrich Grillo sieht sogar ganze Branchen und über eine Millionen Arbeitsplätze gefährdet. Außerdem weist der BDI darauf hin, dass nur ca. 2 Prozent der Industrieunternehmen befreit sind und deshalb die Schuld für den Anstieg der EEG-Umlage nicht bei der Industrie zu suchen ist.

Faktenlage: Industrie leistet geringeren Beitrag als Haushalte

Der BDI behält Recht, wenn er behauptet, dass nur ein sehr geringer Teil der Unternehmen unter die EEG-Ausnahmeregelung fällt. Jedoch wird bei dieser Betrachtung außer Acht gelassen, dass diese wenigen Unternehmen für 53 Prozent des Nettostromverbrauchs des gesamten Industriesektors verantwortlich sind. Es werden also nur 47 Prozent des Industrie-Strombedarfs mit der vollen EEG-Umlage belastet. Zudem zahlen die Haushalte ca. 1,1 Mrd. Euro mehr für den Ausbau erneuerbarer Energien als die Industrie, obwohl im Industriesektor 75 Prozent mehr Strom verbraucht wird. Die Entlastung der Industrie führt durch Umverteilung zu einer höheren EEG-Umlage für die restlichen Verbraucher. Ohne die Entlastungen wäre der Beitrag zum Ausbau der erneuerbaren Energien nach Einschätzung des BDI um 25 Prozent geringer und würde statt bei ca. 5,3 Cent nur bei ca. 3,9 Cent liegen. Ein weiter Fakt, der von der Industrie nicht erwähnt wird, ist, dass durch den Ausbau der erneuerbaren Energien der Börsenpreis für Strom so billig ist wie seit 2005 nicht mehr. Die großen Unternehmen, die sich direkt an der Börse mit Strom zu Durchschnittspreisen von ca. 4 Cent pro Kilowattstunde eindecken können, profitieren daher eher von der Energiewende, als dass sie einen Wettbewerbsnachteil erleiden.

Weiter News und Infos zum Thema:


© IWR, 2013