Geothermie als Wärmewende-Gamechanger: Daimler Truck, EnBW und Wörth setzen auf Wärme aus der Tiefe

© Daimler Truck
Leinfelden-Echterdingen / Wörth am Rhein - Daimler Truck, EnBW und die Stadt Wörth setzen für die Wärmewende in der Industrie auf die Tiefengeothermie. Gemeinsam entwickeln sie ein Modellprojekt für die nachhaltige Wärmeversorgung. Für die klimaneutrale Beheizung der Stadt und des Mercedes-Benz Werks in Wörth könnte Tiefengeothermie zur Schlüsseltechnologie werden.
Im Jahr 2023 haben Daimler Truck, der Energiekonzern EnBW und die Stadt Wörth ein Joint Venture zur nachhaltigen Wärmegewinnung gegründet – das Wärme-Werk Wörth. Im Rahmen des Joint Ventures sollen die Möglichkeiten einer klimaneutralen Energieversorgung des Mercedes-Benz Werks Wörth sowie der Stadt Wörth am Rhein mittels Tiefengeothermie geprüft werden. Dr. Thomas Kölbel ist seit 2005 bei der EnBW im Bereich Forschung und Entwicklung tätig und begleitet das Joint Venture als ausgewiesener Experte für geologische Themen. In einer neuen YouTube-Folge des „be a mover talk“ von Daimler Truck sprechen Jörg Howe, Head of Global Communications & External Affairs bei Daimler Truck, und der Geologe Dr. Thomas Kölbel, der bei EnBW im Bereich Forschung und Entwicklung tätig ist, über Potenziale und Perspektiven der Tiefengeothermie.
WärmeWerk Wörth – Gemeinschaftsprojekt mit Vorbildcharakter
Die Tiefengeothermie rückt zunehmend ins Zentrum der industriellen Wärmewende. „Geothermie hat eine unglaublich hohe Verfügbarkeit, sie ist Tag und Nacht da, das ganze Jahr“, betont Dr. Thomas Kölbel von der EnBW. Der Geologe begleitet das Projekt Wärme-Werk Wörth als Experte für den Untergrund im Oberrheingraben, in dieser Region liegt auch das Lkw-Werk in Wörth. In Tiefen von rund 3.000 Metern herrschen im Oberrheingraben Temperaturen von bis zu 150 Grad Celsius – ideale Voraussetzungen für eine nachhaltige Nutzung. „Alles, was wir benötigen, sind zwei Bohrungen. Eine, bei der wir das heiße Thermalwasser nach oben fördern, dann kommt die energetische Nutzung, und dann eine zweite Bohrung, um das Thermalwasser wieder in den Untergrund zu bringen“, erklärt Kölbel. Das Reservoir selbst soll möglichst wenig Veränderung erfahren, um den Untergrund nicht zu stören. Daher wird das entnommene Wasser wieder zurückgegeben – ohne die Umwelt zu belasten.
Um das geothermische Potenzial des Oberrheingrabens zu erschließen, haben Daimler Truck, EnBW und die Stadt Wörth im Jahr 2023 das Wärme-Werk Wörth gegründet. Anfang 2024 folgte die Förderzusage durch das Bundeswirtschaftsministerium. Erste Voruntersuchungen des Untergrunds konnten kurz darauf im Frühjahr 2024 starten. Anfang 2025 wurden dann mit Hilfe von Rüttelfahrzeugen 3D-seismische Messungen durchgeführt, um die Struktur des Untergrunds genau zu analysieren. Die Daten helfen dabei, den optimalen Standort für das Geothermie-Heizwerk zu bestimmen. Nach der Auswertung der Messdaten soll in den kommenden Monaten der Standort für die künftige Geothermieanlage festgelegt werden.
Lithium als Nebenprodukt – Doppelnutzen aus der Tiefe
Neben Wärme könnte das Tiefenwasser noch einen weiteren wertvollen Rohstoff liefern: Lithium. Das Leichtmetall ist bislang essenziell für die marktgängigen Lithium-Ionen-Batterien in Elektrofahrzeugen. Nach Einschätzung von Analysten ist aber bereits absehbar, dass ab dem Jahr 2030 aus den klassischen Lagerstätten in Chile oder Australien die Versorgung mit dem seltenen Mineral nicht mehr sichergestellt werden kann. Die heimische Gewinnung gewinnt daher zunehmend an Bedeutung. Eine Quelle von Lithium kann Thermalwasser sein, in dem gelöstes Lithium enthalten ist. Quasi als Nebenprodukt könnte es im Zuge der Geothermienutzung aus dem Thermalwasser extrahiert werden. Zur Gewinnung von Lithium aus Thermalwasser sagte Dr. Kölbel im Gespräch mit Howe: „Es ist in unserem eigenen Interesse zu überlegen, wo bekommen wir denn Lithium her? Welche alternativen Optionen gibt es noch?“ In wenigen Jahren wäre die Forschung bereits auf dem erforderlichen Stand der Technik, um Lithium aus Geothermie wirtschaftlich fördern zu können.
Quelle: IWR Online
© IWR, 2025