16.03.2022, 13:20 Uhr

Kommunale Energieversorger in NRW setzen auf Geothermie


© Stadtwerke Bochum

Bochum - Trotz guter geologischer Voraussetzungen und aufgrund seiner Kohletradition wird in Nordrhein-Westfalen bisher noch wenig Heizwärme aus tiefen Gesteinsschichten gefördert. Das soll sich ändern.

Die Gruben stillgelegter Steinkohlebergwerke des Ruhrgebiets, das Karbonatgestein des Münsterlands oder Gebiete mit tiefliegenden Thermalwasservorkommen bieten in NRW bislang ungenutzte Möglichkeiten zur geothermalen Nutzung. Dieses Potenzial wollen fünf kommunale Versorger in NRW unter fachlicher und technischer Begleitung der Fraunhofer-Einrichtung für Energieinfrastrukturen und Geothermie (Fraunhofer IEG) in Nordrhein-Westfalen heben.

Allianz will geothermische Potenziale in NRW erschließen

Gemeinsam haben die Aachener STAWAG, die Stadtwerke Bochum, die Stadtwerke Duisburg, die Stadtwerke Düsseldorf und die Stadtwerke Münster mit Fraunhofer IEG die „Allianz für Geothermie“ gegründet.

Die Allianz will sich unter anderem für verlässliche rechtliche Rahmenbedingungen und schnelle Verwaltungsprozesse für Geothermieprojekte in Nordrhein-Westfalen einsetzen. Auf der Agenda steht dabei der Umgang mit der geologischen Prognoseunsicherheit bei der Aufsuchung (Fündigkeitsrisiko) und die Absicherung von Investitionen in geothermische Anlagen.

„Wir sehen uns dem gesellschaftlichen Auftrag der Wärmewende vor dem Hintergrund der Klimakrise verpflichtet und sind fest entschlossen, die Tiefengeothermie gemeinsam voranzubringen“, betonen die Vertreter der fünf Kommunalversorger.

Geothermiebohrungen für Innovations-Quartier in Bochum erfolgreich

Ein konkretes Geothermieprojekt haben derzeit die Stadtwerke Bochum im Visier, die mit ihrem Tochterunternehmen FUW GmbH auch die zweite Geothermiebohrung auf der Fläche des Innovations-Quartiers Mark 51°7 in Bochum in rund 820 Metern erfolgreich abgeschlossen haben. Nach dem Abbau des Bohrturms sind Pumpversuche vorgesehen, um die Ergiebigkeit des Grubenwassers besser einschätzen zu können. Im Februar war bereits die erste Bohrung in rund 340 Metern Tiefe erfolgreich verlaufen.

Die beiden Bohrungen sollen Teil einer energiesparenden Wärme- und Kälteversorgung der sogenannten 5. Generation für die Gewerbekunden am Standort sein. Die FUW GmbH und Fraunhofer IEG haben gemeinsam die Nutzung von Grubenwasser am Standort Mark 51°7 erkundet und mit der Bohrfirma MND Drilling das Bohrkonzept umgesetzt.

„Wir freuen uns sehr über den erfolgreichen Abschluss der Geothermiebohrungen. Auf Mark 51°7 wird die Wärmewende Realität! Auch im internationalen Vergleich schaffen wir hier eine sehr innovative und zukunftsweisende Energieversorgung“, so der Sprecher der Geschäftsführung der Stadtwerke Bochum Dietmar Spohn. Nun soll die Planung der Anlagentechnik für die Grubenwasserauskopplung am Bohrplatz sowie für die neue Energiezentrale Ost finalisiert werden.

Für die Wärmeversorgung soll das rund 30 Grad Celsius warme Grubenwasser der ehemaligen Zeche Dannenbaum über Wärmepumpen auf ca. 45 Grad Celsius erwärmt und anschließend in das Netz abgegeben werden. Auch für die Kälteversorgung der entstehenden Immobilien soll das Grubenwasser genutzt werden. Dafür wird aus einer Tiefe von etwa 340 Metern ca. 18 Grad Celsius „kaltes“ Wasser gefördert.

Das natürliche Energiepotenzial des Grubenwassers wird Prognosen zufolge durch diese optimale energetische Ausnutzung zu mehr als 75 Prozent den Wärme- und Kältebedarf der angeschlossenen Abnehmer decken. Der verbleibende Wärmebedarf wird aus dem Fernwärmenetz der FUW GmbH gedeckt. Kältemengen, die an sehr heißen Tagen zusätzlich erforderlich sind, sollen über konventionelle Kälteanlagen an das Kältenetz von Mark 51°7 übergeben werden.

Mark 51°7 ist eines der größten Innovations-Quartiere in Deutschland. Technologieorientierte Unternehmen finden auf dem knapp 70 Hektar großen Areal ebenso Platz wie Institute und Forschungseinrichtungen, die einen engen Kontakt zur Wirtschaft suchen. Das Gelände des ehemaligen Bochumer Opel-Werks, das von der Bochum Perspektive GmbH aufbereitet wird, ist bereits zu 96 Prozent vermarktet.

Quelle: IWR Online

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