Linde und Ballard Power: Norled baut weltweit erste Brennstoffzellen-Fähre
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Bergen – Das norwegische Fährunternehmen Norled setzt den Trend zur Dekarbonisierung seiner Schiffsflotte konsequent fort. Linde hat jetzt den Auftrag von Norled erhalten, grünen Wasserstoff für die weltweit erste Fähre mit Brennstoffzellen-Antrieb zu liefern.
Norled ist eines der vier großen Fährunternehmen in Norwegen. Das Unternehmen betreibt bereits elektrisch betriebene Fährschiffe. Schon bald wird die erste wasserstoffbetriebene Fähre mit einer von Ballard Power gelieferten Brennstoffzelle die Schiffsflotte ergänzen. Bis 2030 soll die gesamte Umstellung des Norled-Fährbetriebs abgeschlossen sein.
Dekarbonisierung: Norled betreibt schon seit 2015 E-Fähren in Norwegen
Fähren sind in Norwegen in erster Linie ein Teil der normalen Straßen-Infrastruktur. Norled betreibt – nach einer gewonnenen Ausschreibung der norwegischen Regierung - schon seit 2015 die erste vollelektrische Autofähre MF Ampere, die zwischen Larvik und Oppedal an der Westküste fährt. Derzeit hat Norled 11 elektrisch betriebene Fähren mit Batterien im Einsatz. Die restlichen rd. 40 Fähren sollen bis 2030 auf Strom bzw. Brennstoffzellenbetrieb umgestellt werden.
Elektrisch betriebene Fährschiffe mit Vor- und Nachteilen
Im praktischen Fährbetrieb hat der Betrieb mit Batterien in Norwegen nicht nur Vorteile. Positiv sind beispielsweise die niedrigen Strompreise auf Grund des hohen Wasserkraftpotenzials in Norwegen. Allerdings sieht Norled auch Nachteile elektrischer Fähren, u.a. die geringe Energiedichte und die Ladezeiten an Land. So ist Norled mit der reinen Batterielösung daran gebunden, jedes Mal aufzuladen, wenn sich das Schiff in einem Hafen befindet. Probleme können sich dann ergeben, wenn aus irgendeinem Grund die Ladestation einmal nicht so funktioniert wie vorgesehen.
Aus diesem Grund plädiert Norled auch für Hybridlösungen, die eine optimale Kombination aus Batterien und Brennstoffzellen bietet. Der Vorteil der Brennstoffzellenlösung ist laut Norled der, dass die Reichweite deutlich steigt. Indem Wasserstoff in ausreichenden Mengen an Bord vorhanden ist, können auch die längeren Strecken bedient, es kann schneller gefahren und es können größere Schiffe mit einem höheren Strombedarf angetrieben werden.
Weltweit erste wasserstoffbetriebene Fähre MF Hydra geht 2021 in Betrieb – Ballard Power liefert Brennstoffzellen
Norled baut derzeit mit der MF Hydra-Fähre das weltweit erste Schiff, das mit flüssigem Wasserstoff und einer Brennstoffzelle sowie zusätzlich mit Batterien betrieben wird. Norled setzt auf flüssigen Wasserstoff, der bei minus 253 °C gespeichert wird, weil so im Vergleich zu komprimiertem Wasserstoff oder Batterien mehr Energie an Bord auf derselben Fläche gebunkert werden kann.
Für dieses Schiff musste ein völlig neuer Bunkerbetrieb mit zugehöriger Technologie entwickelt werden. Mit der technischen Entwicklung hat Norled schon 2017 begonnen. Zudem muss das Unternehmen gegenüber den Behörden den Nachweis erbringen, dass der Schiffsbetrieb und die damit verbundenen Bunkerbetriebe sicher genug sind, um eine Betriebsgenehmigung zu erhalten.
Linde liefert Wasserstoff-Lösung
Die Linde plc mit Sitz in Dublin wird eine Full-Service-Lösung für die MF Hydra-Fähre in Norwegen bereitstellen. Flüssiger Wasserstoff wird aus dem neuen 24-MW-Elektrolyseur von Linde im Leuna Chemical Complex geliefert, der mithilfe der PEM-Technologie (Proton Exchange Membrane) grünen Wasserstoff erzeugt. Linde wird auch Onshore- und Onboard-Wasserstoffspeicher-, -verteilungs- und -sicherheitsausrüstung bauen und installieren, teilte das Unternehmen jüngst mit. Die Versorgung mit Wasserstoff soll im Jahr 2022 beginnen. Ab diesem Zeitpunkt wird die mit Brennstoffzellen betriebene Fähre ihre jährlichen Kohlenstoffemissionen um bis zu 95% senken.
Norled-Fähre MF Hydra ab Frühjahr 2022 im Hybridbetrieb im Einsatz
Die neue Norled-Fähre MF Hydra kommt im Sommer 2021 in Ryfylke, östlich von Stavanger, zum Einsatz. Zunächst wird die Fähre nur im Batteriebetrieb unterwegs sein, der Einbau der Brennstoffzellen ist im Winter 2021/2022 vorgesehen. Ab dem Frühjahr 2022 ist dann der kombinierte Betrieb aus Brennstoffzellen und Batterien geplant.
Norled arbeitet auch an weiteren Projekten, bei denen beispielsweise die Verwendung von Wasserstoff zur Reichweitenverlängerung untersucht wird oder neue Fähren mit Brennstoffzellen als Haupt-Antriebssystem. Diese Fähren sollen einige Jahre später als die MF Hydra in Betrieb genommen werden.
Quelle: IWR Online
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