31.07.2025, 15:35 Uhr

Meilenstein für die Energiewende: Erster deutscher Onshore-Windpark stabilisiert Stromnetz mit Sekundärregelleistung


© Windwärts, Mark Mühlhaus

Mannheim – Der Energieversorger MVV hat einen bedeutenden Fortschritt auf dem Regelenergiemarkt erzielt. Seit Mitte Juli 2025 nimmt erstmals ein Onshore-Windpark des Unternehmens am Regelreservemarkt teil. Damit liefert die Anlage nicht nur klimafreundlichen Strom, sondern übernimmt zugleich eine netzstabilisierende Funktion.

Mit der Teilnahme eines Onshore-Windparks hat MVV gemeinsam mit dem Übertragungsnetzbetreiber Amprion einen Durchbruch auf dem Regelenergiemarkt erzielt, ein Signal für den nächsten Entwicklungsschritt der Energiewende. MVV plant, diesen Ansatz auf weitere Wind- und Solarparks auszuweiten.

Abschluss der ersten Präqualifikation - Windenergie stabilisiert Stromnetze

Das Mannheimer Energieunternehmen MVV hat mit seiner Handelstochter MVV Trading einen wegweisenden Meilenstein erreicht: Der Windpark „Siegfriedeiche und Buhlenberg“ in Hessen ist der erste Onshore-Windpark in Deutschland, der die technische Präqualifikation zur Bereitstellung von Sekundärregelleistung erfolgreich absolviert hat. Seit Mitte Juli 2025 nimmt der Windpark am Regelreservemarkt teil – ein bedeutender Schritt zur Integration erneuerbarer Energien in die Netzstabilisierung.

„Mit dem Abschluss der ersten Präqualifikation und dem Start der Vermarktung von Sekundärregelleistung aus Onshore-Windenergie haben wir einen wichtigen Meilenstein erreicht“, erklärt Dr. Jan Brübach, Geschäftsführer von MVV Trading. Die Umsetzung sei durch langjährige Erfahrung in der Direktvermarktung und im Regelenergiemarkt ermöglicht worden. Auch Übertragungsnetzbetreiber Amprion betont die Relevanz des Projekts: „Die Präqualifikation des MVV-Windparks durch Amprion gemeinsam mit den anderen deutschen Übertragungsnetzbetreibern ist ein Novum für die Energiewende“, so Ulf Kasper, Projektleiter bei Amprion.

Beitrag zur Netzstabilität durch Windkraft – Blaupause für künftigen Einsatz erneuerbarer Energien

Der präqualifizierte Windpark leistet nicht nur einen Beitrag zur klimafreundlichen Stromerzeugung, übernimmt in dieser Form erstmals netztechnische Aufgaben, die bislang weitgehend konventionellen Kraftwerken vorbehalten waren.

Sekundärregelleistung wird benötigt, um Schwankungen im Stromnetz auszugleichen und die Frequenz stabil zu halten - eine Aufgabe, die höchste Anforderungen an Reaktionsgeschwindigkeit, Datenkommunikation und Leistungssteuerung stellt. MVV hat diese Voraussetzungen gemeinsam mit Amprion und den weiteren deutschen Übertragungsnetzbetreibern erfüllt und damit eine Blaupause für den künftigen Einsatz erneuerbarer Energien im Regelenergiemarkt geschaffen.

Die Mannheimer planen bereits den nächsten Schritt: Weitere Windparks sollen für die Sekundärregelleistung ertüchtigt und erste Solarparks auf die Teilnahme vorbereitet werden. „Wir sehen in der Vermarktung von Sekundärregelleistung ein großes Potenzial, die Energiewende weiter voranzutreiben und gleichzeitig einen Beitrag zur sicheren Stromversorgung zu leisten“, sagt Stephan Erling, Manager Regelenergievermarktung bei MVV Trading. Damit positioniert sich MVV als Vorreiter bei der Transformation des Energiemarkts.

Über die Primär- versus Sekundärregelleistung – zwei Stufen der Netzstabilisierung

Um Frequenzschwankungen im Stromnetz zuverlässig auszugleichen, greifen die Übertragungsnetzbetreiber auf verschiedene Regelenergien zurück – mit unterschiedlichen zeitlichen Reaktionsprofilen.

Die Primärregelleistung reagiert binnen Sekunden vollautomatisch auf Frequenzabweichungen. Sie dient als erste Verteidigungslinie zur Stabilisierung und wird dezentral von zahlreichen Anlagen bereitgestellt.

Die Sekundärregelleistung folgt wenige Sekunden später. Sie wird zentral durch den Netzbetreiber gezielt abgerufen und übernimmt die präzise Nachregelung. Ihre Flexibilität und Steuerbarkeit macht sie technisch besonders anspruchsvoll und war bislang ein Feld fossiler Großkraftwerke. Dass nun ein Windpark diese Funktion übernimmt, markiert einen Paradigmenwechsel: Die Energiewende erreicht die Systemverantwortung.

Quelle: IWR Online

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