14.01.2015, 14:57 Uhr

Ölpreis: Fürchten sich die Ölscheichs vor Elektromobilität?

Münster – Seit Monaten bewegt sich der Ölpreis steil bergab und hat mittlerweile über 50 Prozent an Wert verloren. Über die Gründe für den aktuellen Preisverfall wird viel spekuliert: Verteidigung der Marktmacht, Fracking in den USA oder lahmende Weltwirtschaft. Aber vielleicht spielt auch der zukünftige Markt für Elektroautos eine Rolle.

Vor gut sechs Monaten stand der Ölpreis (Brent) noch bei 115 US-Dollar je Barrel. Inzwischen ist das Fass für weniger als 50 US-Dollar zu haben. Über 55 Prozent Preisverfall innerhalb eines halben Jahres. Das ist auch an den Tankstellen zu spüren. Kostete ein Liter Super-Kraftstoff Mitte des Jahres noch über 1,60 Euro, so muss der Verbraucher momentan etwa 1,25 Euro zahlen. Ein Umstieg auf alternative Treibstoffe wie z.B. Strom wird aus finanzieller Sicht immer uninteressanter.

Ölpreis-Senkung: wehret den Anfängen?

Momentan läuft in Detroit die größte Autoshow der USA. Zahlreiche Hersteller zeigen dort ihre neuen Modelle und Innovationen. Auch sparsame Hybrid- und Elektromodelle werden dort vorgestellt.

Die Tagesschau schreibt dazu: „Allerdings haben sparsame Antriebe gerade an Reiz verloren. Warum soll man mehr Geld für einen Hybrid-Antrieb ausgeben, wenn man damit an der Tankstelle kaum sparen kann?“ Durch die niedrigen Benzinpreise stehen auch die großen SUVs (Sport Utility Vehicle) wieder hoch im Kurs. Es stellt sich die Frage, ob dies nur ein Nebeneffekt der sinkenden Ölpreises ist oder ob mehr dahinter steckt.

Jeder Vierte beschäftigt sich mit einem Umstieg

Laut der Opec macht der Transport-Sektor etwa 59 Prozent des weltweiten Ölkonsums aus. Sollte ein Großteil davon wegfallen – z. B. durch die Substitution des konventionellen Verbrennungsmotors durch Elektromotoren - würde das einen großen Verlust für die Ölindustrie bedeuten. Einer neuen Umfrage für Deutschland vom Statistikportals „Statista“ zufolge, liegt die Zukunft für über 60 Prozent der Befragten in Hybrid-, Elektro- oder Gas-Antrieben.

Ein Umstieg ist für 26 Prozent der Befragten bereits jetzt ein Thema, mit dem sie sich beschäftigen. 41 Prozent der Befragten würden bei einem Spritpreis von 1,80 Euro darüber nachdenken. Bei einem Preis von zwei Euro wären es schon gut 65 Prozent.

Elektroautos als Bedrohung oder verlieren die Scheichs die Regulierungs-Lust?

Somit könnten höhere Spritpreise eine potenzielle Bedrohung für die ölproduzierenden Länder sein. Mit den niedrigen Ölpreisen werden Wechselgedanken besänftigt. Wieso Umsteigen, wenn der Sprit doch so günstig ist. Damit könnte die Umstellung auf alternative Antriebe zeitlich nach Hinten verschoben werden. Dieser Aspekt scheint aber wohl eher ein netter Nebeneffekt der sinkenden Ölpreise zu sein. Jüngsten Aussagen zufolge scheinen die Scheichs keine Lust mehr darauf zu haben, den Regulierer zu spielen. Um die Ölpreise trotz Fracking hoch zu halten, müsste die OPEC die eigene Produktion drosseln.

Die Überproduktion sei vor allem auf die Fracking-Industrie zurückzuführen, "und das muss korrigiert werden", forderte der Erdölminister der Vereinigten Arabischen Emirate, Suhail Masrui vor Vertretern der Ölindustrie. Ein Regierungsvertreter aus Abu Dhabi bekräftigte, dass das Emirat trotz der Preisentwicklung an seinen Plänen zum Ausbau der eigenen Ölproduktion festhalten wolle.

Elektroautos: Die Branche sieht noch kein Problem

Für die Elektromobilitäts-Branche scheinen die fallenden Ölpreise jedoch kein größeres Problem zu sein. Der Bundesverband eMobilität sieht den gesunkenen Ölpreis eher als ein kurzfristiges Phänomen. Gegenüber IWR Online erklärte der Verband, das man keine Gefahren in den sinkenden Ölpreisen für die Elektromobilität sehe. Die Kaufentscheidung habe nichts mit dem Ölpreis zu tun. So sieht es auch der Autohersteller Volkswagen. Auch hier sieht man die Kaufentscheidung nicht in Abhängigkeit des Ölpreises. Momentan seien noch keine Effekte zu spüren, heißt es bei VW. Aber vielleicht müsse man sich in ein paar Monaten noch einmal unterhalten.

Für den deutschen Tesla-Vertriebschef Jerome Guillen ist es zudem nicht von Bedeutung, wenn die Elektromobilität derzeit möglicherweise unter dem Verfall des Ölpreises leide. "Nur weil Sprit etwas günstiger ist, wird er nicht nachhaltiger. Wir blicken nur auf die langfristigen Perspektiven", erklärte der Tesla-Manager gegenüber der Deutschen Presse-Agentur.

Quelle: IWR Online
© IWR, 2015