15.07.2013, 12:27 Uhr

EU-Emissionshandel: Backloading bringt keinen Effekt

Münster – Die Entscheidung des EU-Parlaments für die vorübergehende Verknappung von CO2-Zertifikaten im Rahmen des europäischen CO2-Emissionshandels hat an der Börse keinen nachhaltigen Effekt erzielt. Direkt nach dem Beschluss, maximal 900 Millionen Zertifikate durch das sogenannte Backloading vorerst nicht in den Handel einzubeziehen, sind die CO2-Zertifikate-Preise Anfang Juli zwar um rund 10 Prozent auf 4,66 Euro pro Tonne CO2 gestiegen, doch dieser Preissprung hat sich nicht als nachhaltig erwiesen. Inzwischen kosten die Emissionsberechtigungen wieder rund vier Euro je Tonne und sind damit sogar günstiger als vor der Entscheidung des EU-Parlaments. Auch für die Terminmarkt-Strompreise konnte die geplante Verknappung des Zertifikate-Angebots bislang keine stabilisierende Wirkung zeigen. Die Future-Strompreise für die Lieferung in den kommenden Jahren setzen ihren Abwärtstrend unvermindert fort. In der vergangenen Woche ist auch der der Preis zur Jahreslieferung von Grundlaststrom für das Jahr 2019 unter die Marke von 4 Cent gerutscht, so dass nunmehr alle Terminmarktkontrakte zur Lieferung für die nächsten sechs Jahre unter die 4-Cent-Marke gefallen sind.

Backloading: Altmaier und Rösler uneins

Dabei hat das Backloading-Thema auf europäischer Ebene und innerhalb der deutschen Regierung für Zündstoff und Diskussionen gesorgt. Während Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) diese Angebotsverknappung befürwortet, lehnt Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) den Markteingriff ab. Das EU-Parlament hatte sich erst in einem zweiten Anlauf für das Backloading entschieden. In einer ersten Abstimmungsrunde im April 2013 wurde das Backloading von den EU-Parlamentariern zunächst abgelehnt. Rösler war zufrieden. In einem überarbeiteten und nun vom Parlament verabschiedeten Vorschlag ist geregelt, dass es sich um einen einmaligen Eingriff handeln soll und dass die Zertifikate nicht endgültig aus dem Handelssystem bleiben, sondern nur vorübergehend. Altmaier bezeichnete die Entscheidung als gute Nachricht, Rösler fand es "bedauerlich". Trotz aller Diskussionen auf politischer Ebene zeigt sich der Markt vom Backloading bislang weitestgehend unbeeindruckt.

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