19.08.2013, 10:45 Uhr

Negative Energiepreise: Stromversorger drosseln Kraftwerke nicht

Münster – Die Börsenpreise für Strom stehen unter Druck – und das sorgt regelmäßig für außergewöhnliche Situationen: Verbraucher erhalten immer häufiger eine Prämie für die Abnahme der Energie. Auch die Zahl der Stunden, in denen der Strom weniger als einen Cent kostet, hat deutlich zugenommen.

Von dieser Situation können Durchschnittsbürger nur träumen: Für die Abnahme von Strom eine Prämie erhalten. Das kommt in Deutschland immer häufiger vor – allerdings nur im Handel an der Strombörse EEX in leipzig. Die Zahl der Stunden, in denen die Käufer eine Prämie für die Abnahme des Stroms erhielten, hat in der ersten Jahreshälfte um 50 Prozent auf 36 zugenommen. Dies geht aus einer Untersuchung des Fraunhofer Instituts für Solare Energiesysteme hervor, die im Auftrage der Bundestagsfraktion der Grünen erstellt wurde und aus der die „FAZ“ am Montag berichtet.

Niedrige Strompreise immer häufiger - Versorger drosseln Kraftwerke nicht

Die Zahl der Stunden, in denen weniger als ein Cent pro Kilowattstunde an der Börse bezahlt werden musste, vervierfachte sich gleichzeitig auf 196. Insgesamt wurden 778 Gigawattstunden (GWh) exportiert. In diesem Zeitraum sei die Erzeugung und die Ausfuhr von Strom jedoch nicht reduziert worden. Die Deutsche Umwelthilfe errechnete erst kürzlich einen Rekord-Exportüberschuss von 14,8 GWh im ersten Halbjahr.

In der Erhebung werden die Betreiber von Braunkohle- und Kernkraftwerken für diese Entwicklung verantwortlich gemacht. Sie hätten die Produktion in den Niedrigpreisphasen nur unwesentlich gedrosselt. Hier werden einerseits technische Gründe angeführt, denn die Kraftwerke haben beispielsweise beim Anfahren eine lange Vorlaufzeit. In den fraglichen Zeiten wurde die Erzeugung in Kohle- und Gaskraftwerken auf zehn Prozent der installierten Leistung heruntergefahren.

Mehr Flexibilität bei Kraftwerken notwendig

Der Anteil der Stunden mit Niedrigst- und Negativpreisen zeigt nach Ansicht der Autoren, dass im konventionellen Kraftwerkspark mehr Flexibilität notwendig sei – gerade im Zuge des Ausbaus der regenerativen Energien. „Schreibt man den derzeitigen Trend fort, werden sowohl Exportüberschüsse als auch die Stunden mit extrem niedrigen oder negativen Börsenstrompreise weiter zunehmen“, heißt es.

Gegenüber dem ersten Halbjahr 2012 habe die Produktion von Braunkohlestrom um zwei Terawattstunden (TWh) auf 72 TWh zugenommen. Steinkohle legte um vier auf 57 TWh zu. Der Beitrag aus Gaskraftwerken hingegen sank um 4,6 auf 22 TWh. Rund 37 TWh stammten aus der Wind- und Solarenergie.


© IWR, 2013