03.09.2013, 16:16 Uhr

Das Photovoltaik-Geschäft boomt – nur nicht in Europa

Münster – Bei der Vorlage der Bilanzen wurde klar: Die meisten Hersteller von Solarmodulen sehen allmählich Licht am Ende des Tunnels. Der schwächelnde europäische Markt verliert an Bedeutung, während Asien für die Branche immer wichtiger wird. Dabei könnten die stärksten Jahre der Branche erst noch bevorstehen. Deutsche Unternehmen spielen aber nicht mehr in der ersten Liga.

In der letzten Woche war es endlich soweit. Mit Yingli Green und Ja Solar veröffentlichten die letzten beiden großen Solarunternehmen ihre Geschäftszahlen für das zweite Quartal. Der Tenor des Zahlenwerks war ähnlich wie bei Wettbewerber Trina Solar, der schon zuvor an der Reihe gewesen war: Immer noch schreiben die Unternehmen tiefrote Zahlen im unteren bis mittleren zweistelligen Millionenbereich. Das lässt sich dank der vor allem indirekten Subventionen des Staates, die laut einem Untersuchungsbericht der EU immerhin elf Prozent ausmachen, kompensieren.

Absatz steigt und steigt

Aber: Der Absatz steigt in immer neue Höhen. Trina Solar legte im Vergleich zum Vorquartal etwa um fast zwei Drittel auf 647 Megawatt (MW) zu. Yingli Green kommt nach Schätzung der Marktforscher von Solarbuzz auf 800 MW Absatz im zweiten Quartal. Eine Nummer kleiner Canadian Solar, wo die Kennziffer um rund ein Drittel auf 450 MW stieg – allerdings nach streng marktwirtschaftlichen Regeln, auch wenn das Unternehmen in China produzieren lässt. Nur Europa bleibt auf der Produzentenseite im Tal der Tränen: Der Solarworld-Absatz gab nochmals auf 124 MW nach. Immerhin hat Vorstandschef Frank Asbeck bereits vollmundig die Rückkehr in die Profitabilität angekündigt. Marktbeobachter sind indes skeptisch.

Die Erfolgsgeschichten werden derzeit vor allem von Produzenten in China und Nordamerika geschrieben. Die Produzenten im Reich der Mitte stecken die Lösung im Handelsstreit mit Europa bislang offenbar gut weg, langfristige Auswirkungen bleiben abzuwarten. Peking steuert bereits gegen und hat das Ausbauziel bis 2015 auf 35 GW angehoben. „Darüber hinaus lief das Geschäft in Europa wegen Vorzieheffekten im Hinblick auf regulatorische Unsicherheiten besser als erwartet“, sagte Yingli-CEO Liansheng Miao kürzlich. Anbieter wie First Solar hingegen haben sich vornehmlich dem Heimatmarkt und Lateinamerika verschrieben.

Neue Märkte locken mit Aufholpotenzial

Die Musik wird künftig ohnehin nicht mehr in Europa spielen, wo regulatorische Eingriffe und die Krise die Nachfrage dämpfen: „Kernfrage für den globalen PV-Markt ist, in welchem Umfang Zubauten auf den neuen Märkten Wachstumsrückgänge in den reiferen Solarmärkten in Europa (über-)kompensieren, heißt es in einer Studie der NordLB. In Japan nahm der Zubau mit zwei GW im letzten Jahr so viel Tempo auf, dass die Regierung sich zu regulierenden Eingriffen gezwungen sah. Trotzdem wird im Land der aufgehenden Sonne mit einem Zubau von vier bis fünf GW allein in 2013 gerechnet. Indien will bis Ende 2017 eine Kapazität von zehn GW vorweisen. Nennenswertes Potenzial bieten auch Australien und Saudi-Arabien.

Die Perspektiven für den Gesamtmarkt sind dabei gut. Lux Research erwartet, dass sich der Preisdruck wegen des zu erwartenden Nachfrageanstiegs bis 2015 deutlich reduzieren wird. Dann werden die Überkapazitäten auf dem Markt auf verträgliche sechs GW geschrumpft sein. Die Nachfrage soll in den kommenden zwei Jahren nämlich einen großen Sprung von aktuell 35,1 GW auf dann 51,9 GW machen. Dann allerdings verringert sich das Wachstumstempo: Für 2018 wird eine Nachfrage von 61,7 GW erwartet.

Wer hier in der ersten Reihe dabei ist, hat auch langfristig Perspektiven. Ray Lian sieht in dieser Entwicklung eine Neuordnung des Marktes: „Die führenden PV-Anbieter ziehen allmählich dem breiten Konkurrenzfeld davon- ein Zeichen dafür, dass die erwartete Konsolidierung des Marktes beginnt.“


© IWR, 2013