24.06.2014, 16:05 Uhr

Netz-Fehlplanung: Bleibt Deutschland doch Klimasünder?

Freiburg – Im Rahmen der Energiewende ist der Ausbau der deutschen Stromnetze ein großes Thema. Zu den Beratungsterminen der Netzplanung wird dabei regelmäßig Kritik an dem Vorgehen der Bundesregierung und den Planungen der Netzbetreiber laut. Das Öko-Institut hat nun einen weiteren Kritikpunkt aufgeworfen: Offenbar lässt sich die Planungsgrundlage nicht mit den Klimazielen der Bundesregierung vereinbaren.

Nach Maßgabe des Energiewirtschaftsgesetzes sind die Übertragungsnetzbetreiber derzeit damit befasst, den Netzentwicklungsplan ausarbeiten. Dazu wird ein Szenariorahmen erarbeitet. In diesem werden die voraussichtlichen Entwicklungen in den Bereichen erneuerbare Energien, konventionelle Energien sowie Energieverbrauch und Lastgang in Deutschland beschrieben. Die im Szenarorahmen des Netzentwicklungsplans 2015 vorgestellten Entwicklungen lassen sich allerdings laut Öko-Institut e.V. nicht mit den klimapolitischen Zielen der Bundesregierung vereinbaren.

Ziele der Bundesregierung nicht erreicht

Der Analyse des Öko-Instituts zufolge lassen die Planungen einen knapp doppelt so hohen CO2-Ausstoß wie vorgesehen erwarten. Vor allem die geplante Reduzierung des CO2-Ausstoßes wird demzufolge deutlich verfehlt. „Nach unseren Abschätzungen verursacht der Kraftwerkspark, auf dem der Netzentwicklungsplan 2015 zugrunde gelegt werden soll, im Jahr 2025 je nach Szenario zwischen 280 und 320 Millionen Tonnen CO2“, erklärt David Ritter, Energieexperte am Öko-Institut. Ziel der Bundesregierung sei es allerdings bis 2025 lediglich einen Wert von 150 Mio. t CO2-Emissionen pro Jahr zu erreichen. Auch für das Jahr 2035 ist die Prognose der Wissenschaftler ernüchternd. Nach Berechnungen des Öko-Instituts werden mit den Kraftwerken, die in dem Netzentwicklungsplan für die Zukunft fortgeschrieben werden, CO2-Emissionen in Höhe von 190 Mio. Tonnen pro Jahr einhergehen. Nach der Leitstudie des Bundesumweltministeriums, dürften alle deutschen Kraftwerke zu diesem Zeitpunkt zusammen allerdings lediglich 70 Mio. Tonnen CO2 pro Jahr verursachen.

Öko-Institut mahnt Ausbau erneuerbarer Energien an

Da alle vorgeschlagenen Szenarien laut dem Öko-Institut die Klimaziele der Bundesregierung verfehlen, schlägt das Öko-Institut ergänzende Maßnahmen vor. Die Langfristplanung des zukünftigen Stromnetzes sollte dabei die langfristigen Klimaziele der Bundesregierung berücksichtigen. Durch flexible Lasten und Speichertechnologien müssten die Erneuerbaren Energien besser in das Stromnetz integriert werden. Eine große Rolle könne hierbei das Lastmanagement der Industrie spielen , also das Verschieben von Stromnachfrage entsprechend der aktuellen Erzeugungssituation. Außerdem hält das Institut einen beschleunigten Ausbau von erneuerbaren Energie für notwendig. Der Neubau und Betrieb von effizienten Kraftwerken solle von wirksamen Kapazitätsmechanismen sichergestellt werden.

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