04.01.2016, 14:41 Uhr

Grünen-Studie zeigt hohe Quecksilber-Emissionen deutscher Kohlekraftwerke

Berlin - Kohlekraftwerke pusten große Mengen Quecksilber in die Luft. Über die Nahrungskette kann Quecksilber so auch in den Körper des Menschen gelangen. Die Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen hat nun eine Studie zu den Emissionen deutscher Kohlemeiler veröffentlicht. Demnach sind die Grenzwerte für Quecksilber sogar in den USA strenger als hierzulande.

Die USA haben die Gesundheitsrisiken von Quecksilber erkannt und strenge Grenzwerte erlassen, so Die Grünen. Doch die schwarz-rote Bundesregierung wolle diese Grenzwerte in Deutschland nicht übernehmen und plane Änderungen erst im Jahr 2019. Würden die gleichen Grenzwerte wie in den USA gelten, könnte nur eines der 53 meldepflichtigen Kohlekraftwerke in Deutschland am Netz bleiben.

Deutschland bei Quecksilber-Emissionen europaweit mit an der Spitze

In einem 32-seitigen Papier hat das Hamburger Institut für Ökologie und Politik (Ökopol) im Auftrag der Grünen-Bundestagsfraktion die Quecksilber-Emissionen im Land untersucht. Dabei ist herausgekommen, dass Deutschland mit insgesamt zehn Tonnen jährlich zusammen mit Griechenland und Polen der Spitzenreiter bei der Quecksilberfreisetzung in Europa ist. Von den insgesamt zehn Tonnen stammen sieben Tonnen aus Kohlekraftwerken.

Braunkohle schlimmer als Steinkohle

Allein 2013 haben die großen deutschen Kohlekraftwerke zusammen fünf Tonnen Quecksilber ausgestoßen. Weitere zwei Tonnen stammen vor allem von kleineren Industrie- und Stadtwerke-Kraftwerken, erklärte Studienautor Christian Tebert von Ökopol auf Anfrage von IWR Online. Ein weiteres Studienergebnis ist, dass sich mit quecksilberspezifischen Techniken 85 Prozent der ingesamt fünf Tonnen aus den großen Kohlekraftwerken leicht vermeiden lassen. Dadurch hätte sich der Quecksilberausstoß jährlich um 4,2 Tonnen verringert. Die 16 deutschen Braunkohlekraftwerke haben 2013 für 3,4 Tonnen Quecksilber-Emissionen gesorgt. Die restlichen 30 Prozent (1,6 Tonnen) aus den großen, meldepflichtigen Kohlekraftwerken entfallen auf 37 Steinkohlekraftwerke. Die Studie zeigt auch, dass die USA bereits strenge Quecksilbergrenzwerte für Kohlekraftwerke festgesetzt haben. Doch in Deutschland kommen erst ab 2019 Grenzwertsenkungen, die dann aber immer noch 2,5- bis 6,7-fach höher als in den USA sind.

Grüne fordern Konzept für einen Kohleausstieg

Die Studie zeigt auf, dass Kohlekraftwerke nicht nur klimaschädlich sind, sondern dass der Quecksilberausstoß auch für Mensch und Tier äußerst gesundheitsgefährdend ist. Doch die schwarz-rote Bundesregierung spielt das Problem aus Sicht der Grünen-Fraktion herunter. Sie fordert daher Union und SPD auf, endlich strengere Grenzwerte wie in den USA auch in Deutschland einzuführen. Die große Koalition müsse endlich ein Konzept für einen Kohleausstieg vorlegen.

Quelle: IWR Online

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