29.12.2016, 15:29 Uhr

Strompreise steigen - Gaspreise sinken

Heidelberg/Münster – Trotz historisch niedriger Börsenpreise steigen die Strompreise für die Verbraucher 2017 erneut an. Dagegen können Gaskunden von den gesunkenen Einkaufspreisen profitieren. Das hat nach Angaben von Verivox einen einfachen Grund.

Für private Verbraucher steigen die Strompreise zum Jahreswechsel leicht an. Zu diesem Ergebnis kommt das Vergleichsportal Verivox. Der niedrige Börsenstrompreis spielt bei der Preisgestaltung allerdings nur eine untergeordnete Rolle.

Strompreise für Endverbraucher steigen um ein Prozent

Gemäß dem von Verivox erhobenen Verbraucherpreisindex bezahlt eine drei- bis vierköpfige Familie mit einem Verbrauch von 4.000 Kilowattstunden (kWh) im Januar 2017 im Bundesdurchschnitt 11 Euro mehr für Strom als noch vor einem Jahr. Auf Jahressicht entspricht das einem Preisanstieg von rd. einem Prozent von 1.100 auf 1.111 Euro. Regional steigen die Strompreise aber zum Teil erheblich stärker. Insbesondere in Bayern, Sachsen und Hessen müssen Stromverbraucher 2017 deutlich mehr zahlen. Einzelne Versorger haben ihre Preise hier um bis zu 15 Prozent angehoben – was Mehrkosten von knapp 190 Euro entspricht. „Nachdem die Preise für Strom in den letzten drei Jahren um rund 2 Prozent rückläufig waren, kehrt sich der Trend zum Jahresbeginn 2017 wieder um“, sagt Jan Lengerke, Mitglied der Geschäftsleitung bei Verivox.

Gaspreise könnten stärker sinken

Die Gaspreise sinken dagegen auf breiter Front. Aktuell bezahlt ein Privatverbraucher mit einem Gasverbrauch von 20.000 kWh jährlich im bundesdeutschen Durchschnitt sieben Prozent bzw. 92 Euro weniger als vor einem Jahr. Der Verivox-Verbraucherpreisindex Gas lag im Januar 2017 bei 1.166 Euro, gegenüber 1.258 Euro im Januar 2016. „Seit etwa vier Jahren sinken die Gaspreise kontinuierlich. Das aktuelle Gaspreisniveau ist so niedrig wie seit über zehn Jahren nicht mehr“, beobachtet Jan Lengerke.

Dabei haben die Gasversorger im Jahr 2016 zwar den Großteil der Einsparungen im Großhandel an die Haushalte weitergegeben, dennoch gibt es weiteres Potenzial zur Preissenkung, wie eine aktuelle Studie im Auftrag der Bundestagsfraktion der Grünen nahelegt. Demnach beläuft sich die Abweichung zwischen den erwarteten und tatsächlichen Einsparungen für den Zeitraum 2014 bis 2016 für einen Musterhaushalt mit einem Gasverbrauch von 20.000 kWh pro Jahr auf etwa 114 Euro, wobei der Löwenanteil auf das Jahr 2014 entfällt.

Strompreis macht nur ein Viertel des Endkundenpreises aus

Im Gegensatz zum Gasmarkt werden sinkende Großhandelspreise beim Strom kaum an die privaten Endverbraucher weitergegeben. Ein Grund ist, dass die Stromversorger nach Verivox-Rechnung nur noch 21 Prozent des Strompreises für private Haushalte beeinflussen können. Die verbleibenden 79 Prozent entfallen auf Steuern, Abgaben, Umlagen und Netzentgelte. So steigt die Umlage nach dem Erneuerbaren-Energien-Gesetzes (EEG) für 2017 trotz Milliarden-Überschüsse auf dem EEG-Konto auf 6,88 Cent je kWh. Demgegenüber können die Versorger im Gasmarkt 48 Prozent des Gaspreises für private Verbraucher selbst beeinflussen, während 52 Prozent auf Gasnetzentgelte, Steuern und Abgaben entfallen.

Quelle: IWR Online

© IWR, 2016