10.12.2010, 12:55 Uhr

Desertec – der aktuelle Stand und die Schlüsselrolle Marokkos

Münster – Das Desertec-Projekt hat in den letzten Jahren für viel Aufmerksamkeit bei Medien und Politik gesorgt. Im Rahmen der Desertec Industrial Initiative (Dii) kooperieren Energieversorgungsunternehmen, Hersteller und die Finanz-und Versicherungswirtschaft sowie Netzbetreiber. Die Dii soll vor allem die Umsetzung des Desertec-Konzepts in der EU-MENA Region beschleunigen. Im Monatsreport 12/2010 zog Paul van Son, Vorstandsvorsitzender der Dii, eine positive Zwischenbilanz: die Zahl der unterstützenden Unternehmen sei gestiegen und der „Wüstenstrom“ habe Eingang in die Energiestrategien vieler europäischer Länder gefunden. Außerdem habe die Dii wichtige Fortschritte bei der Kooperation mit den nordafrikanischen Regierungen sowie „relevanten Institutionen und Initiativen“ gemacht.

Es sei gelungen, dem Projekt eine „realistische Perspektive“ zu geben, so van Son. Das französische Projekt Medgrid sei keine Konkurrenz für Desertec, sondern vielmehr eine gute Ergänzung. Von hoher Bedeutung für die Umsetzung von Desertec sei die EU-Direktive zur Förderung Erneuerbarer Energien denn sie erlaube erneuerbare Stromimporte aus Nicht-EU-Staaten, welche dann innerhalb der EU verbraucht werden müssten. Primär solle Desertec jedoch die Versorgung in den MENA-Ländern sichern. Der Export nach Europa diene dabei zur Finanzierung der Differenzkosten zwischen fossilen und erneuerbaren Energien bis zur Wettbewerbsfähigkeit der Erneuerbaren. Als besonders wichtigen Standort nennt van Son Marokko.

Marokkos Energieministerin Amina Benkhadra führte bereits im Monatsreport 11/2010 aus, dass das Land beim „Desertec“-Projekt eine Schlüsselrolle einnehmen könne, da es geographisch günstig gelegen sei. Das Projekt stehe im Einklang mit den nationalen Energiezielen Marokkos und könne helfen, den heimischen und europäischen Markt mit erneuerbarer Energie zu versorgen. Zudem würden Arbeitsplätze und Infrastruktur geschaffen. Probleme sieht die Energieministerin noch bei der Finanzierung bei der wissenschaftlichen Kooperation. Es sei wichtig, die „Win-Win-Situation“ durch Investitionspotential für alle Beteiligten auszunutzen. In Marokko würden derzeit bereits die entsprechenden gesetzlichen und forschungsstrukturellen Rahmenbedingungen geschaffen.

Die vollständigen Interviews sind im IWR-Monatsreport in den Ausgaben 11/2010 und 12/2010 erschienen.

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