Equinor, Shell, Total Energies und Partner prüfen 1 GW Offshore Windpark in Norwegen
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Stavanger – Der norwegische Energiekonzern Equinor und seine Partner Petoro, Total Energies, Shell und Conoco Phillips erwägen den Bau eines riesigen Offshore Windparks vor der Küste Westnorwegens. Jetzt wurde eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben.
Mit dem geplanten schwimmenden Offshore Windpark in den norwegischen Gewässern vor Bergen soll ein Beitrag zur Elektrifizierung von Öl- und Gasanlagen geleistet, die Entwicklung der Offshore-Windenergie in Norwegen beschleunigt und die Region Bergen mit zusätzlichem Strom versorgt werden. Die Investitionsentscheidung ist für 2023 vorgesehen.
Offshore Windpark Trollvind mit 1 GW Leistung könnte schon 2027 in Betrieb gehen
Mit einer installierten Leistung von ca. 1 GW (1.000 MW) und einer Jahresproduktion von ca. 4,3 Mrd. Kilowattstunden könnte Trollvind bei einer Inbetriebnahme im Jahr 2027 einen Großteil des Strombedarfs für den Betrieb der Öl- und Gasfelder Troll und Oseberg über einen Anschlusspunkt an Land liefern. Die Region Bergen versorgt bereits mehrere dieser Anlagen mit Strom, braucht aber mehr Einspeisung in ihr Stromnetz. Der Plan sieht vor, dass die Partnerschaft so viel Energie abnimmt, wie der schwimmende Offshore Windpark produzieren kann. Schätzungen zufolge kann der Strom laut Equinor für weniger als 1 NOK/kWh (ca. 9,5 ct/kWh) produziert werden.
Geprüft werden Vereinbarungen, wie der Strom aus dem Offshore Windpark Trollvind an die Troll- und Oseberg-Plattformen sowie an das Kollsnes-Kraftwerk nahe Bergen verkauft werden kann.
Trollvind baut auf Erfahrungen von Hywind Tampen auf
Das geplante Offshore Windprojekt Trollvind kann deshalb relativ zügig realisiert werden, weil man auf gute Zusammenarbeit zwischen Regierungsbehörden und der Industrie durch das aktuelle Offshore-Pilotprojekt Hywind Tampen aufbauen kann. So können Erfahrungen übertragen und Erkenntnisse genutzt werden, zudem ist es möglich, gute Lösungen in einem frühen Stadium zu identifizieren und zu integrieren.
Anfang Oktober 2020 war der Baustart für des schwimmenden Offshore Windparks Hywind Tampen in Norwegen. Der Standort befindet sich in einer Küstenentfernung von etwa 140 Kilometern in Gewässern mit einer Wassertiefe zwischen 260 - 300 Metern. Siemens Gamesa liefert 11 Offshore Windkraftanlagen vom Typ SG 8.0-167 DD, die im 8.6 MW-Modus betrieben werden sollen. Mit einer Gesamtleistung von knapp 95 MW können etwa 35 Prozent des jährlichen Strombedarfs auf den fünf Öl-und Gasplattformen Snorre A und B sowie Gullfaks A, B und C gedeckt werden. Der Windpark Hywind Tampen soll im laufenden Jahr 2022 in Betrieb gehen.
Anders als beim schwimmenden Offshore Projekte Hywind Tampen wird der Strom aus dem Offshore-Windpark Trollvind nicht direkt an Öl- und Gasplattformen geliefert, sondern an Land eingespeist. Dadurch kann ein größerer Windpark gebaut werden, was die spezifischen Kosten reduziert und es wird eine effizientere Stromnutzung durch eine bessere Interaktion mit der regulierenden Wasserkraft und der Industrie-Stromnachfrage ermöglicht.
Die Pläne der norwegischen Regierung
Im Jahr 2020 hat das norwegische Parlament (Stortinget) beschlossen, die Anforderungen an die Emissionsreduzierung auf dem norwegischen Festlandsockel von 40 auf 50 Prozent bis 2030 zu erhöhen. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen großindustrielle „Ein-Punkt-Emissionsquellen“ wie Offshore-Öl- und Gasanlagen ihre Emissionen reduzieren. Der Elektrifizierung von Anlagen mit langer Restlebensdauer fällt eine Schlüsselposition zu, um diesen Übergang erfolgreich zu gestalten.
Mit dem schwimmenden Offshore Projekt Trollvind werden verschiedene Ziele erreicht: Erneuerbare Energien tragen zur Reduzierung von Emissionen durch Elektrifizierung bei, es wird Energie in ein Gebiet geliefert, in dem der Strommangel bereits zu Herausforderungen für die Entwicklung neuer Industrien geführt hat, und Norwegen behauptet seine führende Position bei der Industrialisierung der schwimmenden Offshore-Windkraft.
„Ein schwimmender Offshore-Windpark wie Trollvind könnte der Verwirklichung des Ziels der norwegischen Behörden, Norwegen als Offshore-Windenergienation zu positionieren, neue Impulse verleihen, indem er auf dem Know-how der Öl- und Gasindustrie aufbaut", so Anders Opedal, Vorstandsvorsitzender von Equinor.
Quelle: IWR Online
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