27.06.2013, 12:07 Uhr

Solar Millennium: Schadensersatz-Klage gegen alte Chefetage wird geprüft

Münster - Auf die ehemaligen Vorstände und Aufsichtsräte der Solar Millennium AG könnte eine Klage in Millionenhöhe zukommen. Wie die Süddeutsche Zeitung (SZ) berichtet, überlegt der Insolvenzverwalter des zahlungsunfähigen Unternehmens, Volker Böhm, die ehemalige Führungsetage auf Schadensersatz zu verklagen. Ein Sprecher für das Unternehmen bestätigte dies gegenüber IWR-Online, erklärte aber gleichzeitig, dass es sich dabei um eine routinemäßige Überprüfung handelt. Den Berichten zufolge gehe es dabei um Beträge in bis zu dreistelliger Millionenhöhe. Der SZ sollen zudem Dokumente vorliegen, die belegen, dass Führungskräfte der Solar Millennium AG an der Börse auf fallende Kurse der Aktie spekuliert hätten. Auch von Insiderhandel ist die Rede. So soll die Solar Invest AG kurz vor dem Bekanntwerden, dass Manager Utz Claassen nach nur 72 Tagen wieder hinwirft, an der Terminbörse auf sinkende Kurse der Aktie von Solar Millennium gewettet haben. Die Solar Invest AG wurde ursprünglich gegründet, um Unternehmensanleihen, Genussrechte und Fondsanteile der Solar Millennium AG an Anleger zu verkaufen und gehört zum Firmenimperium von Hannes Kuhn, Mitgründer und ehemaliger Aufsichtsrat von Solar Millennium.

Gläubiger warten auf ihr Geld

Solar Millennium wurde 1998 gegründet und spezialisierte sich auf den Bau von thermischen Solarkraftwerken. Im Jahr 2011 stellte das Unternehmen einen Antrag auf Insolvenz. In der offiziellen Begründung hieß es damals, dass der stockende Verkauf der US-Projektpipeline sowie die Verhandlungen mit Investoren für ein 50 Megawatt (MW) Kraftwerk in Spanien zu keinem Abschluss geführt haben. Zieht man Bilanz, hat Solar Millennium nur einen kleinen Teil der angedachten Projekte tatsächlich umgesetzt. Ein enormer Betrag des von den Aktionären und Gläubigern eingesammelten Geldes versickerte. Zu Beginn des Insolvenz-Verfahrens standen Forderungen aus Anleihen von über 200 Mio. Euro zu Buche. Um die noch ausstehenden Schulden zu bedienen, konnte der Insolvenzverwalter bereits Projekte und Beteiligungen in den USA, Spanien, Israel und Deutschland veräußern. Wie hoch letztendlich die Insolvenzquote ausfallen wird, ist aber noch nicht abzusehen.

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